Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

der Schüler Mäntel unter dem Arme gehabt, da wäre er Inquisit, zugelauffen, und dem Weibsstücke einen Mantel wieder genommen, dem Schüler gegeben, und gesagt: Ihr werdet die Mäntel den Kerlln nicht gar nehmen, das Weibsstücke aber hätte dem Schüler den Mantel wieder genommen, die Schüler wären auf das Weibsstücke zugelauffen, und ihr die Mäntel wieder nehmen wollen, Christoph aber hätte den Schülern abgewehret, auch ihnen die Hüte vom Kopffe gerissen, und hingeworffen, daß sie die Weibs-Personen auch zu sich genommen, ein Stück von der Hals-Krause und Band hätte er gefunden, davon er ein Stück Froschen gegeben, die Weibsstücken wären mit dem genommenen Zeuge immer die hohe Brücke hinaus gegangen, und als die Weibsstücken das Zeug etwan wohin gelegt gehabt, wären sie wieder zurück kommen, bis an die Weiden und hätten zu den Schülern gesagt: Wir wollen das Zeug zum Pfande behalten, darumb daß ihr'uns habt angegriffen, geht hin und klagt, wir wollen uns so lange zu Passendorff aufhalten, und wären in einem wieder über die hohe Brücke fortgangen, indem wäre Frosch auch hinaus kommen, Christophen aber möchte es leid geworden seyn, daß sie das Zeug mitnehmen lassen, und wären sie dreye insgesamt hinter hergangen, und die Weibsstücken gesuchet, solche aber nicht finden können, darumb sie nach Passendorff gangen in die Schencke, und daselbst bey dem Wirth bestellet, daß wenn Weibs-Personen in die Schencke kämen, die Mäntel und Hüte hätten, er sie anhalten sollte; er könte es mit gutem Gewissen erhalten, daß Christoph und Frosch die Weibsstücken hinaus bestellet / massen denn nach geschehener That Christoph zu Inquisiten gesagt, er sollte sagen, sie hätten wollen Regenwürmer zum angeln suchen, damit man nicht mercken solle, daß sie die Weids-Personen hinaus bestellet, Frosch hätte ihm auch gesagt, er sollte es leugnen, sie hätten ihm nichts gegeben, auch nichts versprochen, es zu verschweigen. Christoph hätte den dicken Schüler geschlagen, und den andern im weissen Rocke in das Angesicht geschlagen, davon er geblutet, da doch die Schüler Christophen nichts gethan, sondern ihn nur gebeten, ihnen zu helffen daß sie ihr Zeug, nemlich die Hüte und Mäntel wieder bekommen möchten. Heubinders Töchter wären berüchtigte Leute, sonderlich hätte die eine hier gestohlen, und wäre verweiset worden; Inquisit betheuret hoch, daß er mit keinem Finger die Schüler berühret oder ihnen etwas abgenommen, und den Huren gegeben, er hätte keine Mittel defension zu führen, hätte auch damit nichts zu thun.

Des Nachmittags hat man fol. 108. b. sequentibus Christophen über Georgens Aussage summarisch vernommen.

Inquisit Christoph wurde aus dem Gefängniß vom Rathhause aufs Thalhaus gebracht, und ihm Georgens heutige Aussage vorgehalten, und befragt, ob er auch in sich gehen und gestehen wolte, was er bishero geleugnet. Derselbe antwortet, er könte nicht mehr gestehen, als was er schon gestanden, denn er wisse nichts mehr;

der Schüler Mäntel unter dem Arme gehabt, da wäre er Inquisit, zugelauffen, und dem Weibsstücke einen Mantel wieder genommen, dem Schüler gegeben, und gesagt: Ihr werdet die Mäntel den Kerlln nicht gar nehmen, das Weibsstücke aber hätte dem Schüler den Mantel wieder genommen, die Schüler wären auf das Weibsstücke zugelauffen, und ihr die Mäntel wieder nehmen wollen, Christoph aber hätte den Schülern abgewehret, auch ihnen die Hüte vom Kopffe gerissen, und hingeworffen, daß sie die Weibs-Personen auch zu sich genommen, ein Stück von der Hals-Krause und Band hätte er gefunden, davon er ein Stück Froschen gegeben, die Weibsstücken wären mit dem genommenen Zeuge immer die hohe Brücke hinaus gegangen, und als die Weibsstücken das Zeug etwan wohin gelegt gehabt, wären sie wieder zurück kommen, bis an die Weiden und hätten zu den Schülern gesagt: Wir wollen das Zeug zum Pfande behalten, darumb daß ihr’uns habt angegriffen, geht hin und klagt, wir wollen uns so lange zu Passendorff aufhalten, und wären in einem wieder über die hohe Brücke fortgangen, indem wäre Frosch auch hinaus kommen, Christophen aber möchte es leid geworden seyn, daß sie das Zeug mitnehmen lassen, und wären sie dreye insgesamt hinter hergangen, und die Weibsstücken gesuchet, solche aber nicht finden können, darumb sie nach Passendorff gangen in die Schencke, und daselbst bey dem Wirth bestellet, daß wenn Weibs-Personen in die Schencke kämen, die Mäntel und Hüte hätten, er sie anhalten sollte; er könte es mit gutem Gewissen erhalten, daß Christoph und Frosch die Weibsstücken hinaus bestellet / massen denn nach geschehener That Christoph zu Inquisiten gesagt, er sollte sagen, sie hätten wollen Regenwürmer zum angeln suchen, damit man nicht mercken solle, daß sie die Weids-Personen hinaus bestellet, Frosch hätte ihm auch gesagt, er sollte es leugnen, sie hätten ihm nichts gegeben, auch nichts versprochen, es zu verschweigen. Christoph hätte den dicken Schüler geschlagen, und den andern im weissen Rocke in das Angesicht geschlagen, davon er geblutet, da doch die Schüler Christophen nichts gethan, sondern ihn nur gebeten, ihnen zu helffen daß sie ihr Zeug, nemlich die Hüte und Mäntel wieder bekommen möchten. Heubinders Töchter wären berüchtigte Leute, sonderlich hätte die eine hier gestohlen, und wäre verweiset worden; Inquisit betheuret hoch, daß er mit keinem Finger die Schüler berühret oder ihnen etwas abgenommen, und den Huren gegeben, er hätte keine Mittel defension zu führen, hätte auch damit nichts zu thun.

Des Nachmittags hat man fol. 108. b. sequentibus Christophen über Georgens Aussage summarisch vernommen.

Inquisit Christoph wurde aus dem Gefängniß vom Rathhause aufs Thalhaus gebracht, und ihm Georgens heutige Aussage vorgehalten, und befragt, ob er auch in sich gehen und gestehen wolte, was er bishero geleugnet. Derselbe antwortet, er könte nicht mehr gestehen, als was er schon gestanden, denn er wisse nichts mehr;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0079" n="71"/>
der Schüler Mäntel                      unter dem Arme gehabt, da wäre er Inquisit, zugelauffen, und dem Weibsstücke                      einen Mantel wieder genommen, dem Schüler gegeben, und gesagt: Ihr werdet die                      Mäntel den Kerlln nicht gar nehmen, das Weibsstücke aber hätte dem Schüler den                      Mantel wieder genommen, die Schüler wären auf das Weibsstücke zugelauffen, und                      ihr die Mäntel wieder nehmen wollen, Christoph aber hätte den Schülern                      abgewehret, auch ihnen die Hüte vom Kopffe gerissen, und hingeworffen, daß sie                      die Weibs-Personen auch zu sich genommen, ein Stück von der Hals-Krause und Band                      hätte er gefunden, davon er ein Stück Froschen gegeben, die Weibsstücken wären                      mit dem genommenen Zeuge immer die hohe Brücke hinaus gegangen, und als die                      Weibsstücken das Zeug etwan wohin gelegt gehabt, wären sie wieder zurück kommen,                      bis an die Weiden und hätten zu den Schülern gesagt: Wir wollen das Zeug zum                      Pfande behalten, darumb daß ihr&#x2019;uns habt angegriffen, geht hin und klagt, wir                      wollen uns so lange zu Passendorff aufhalten, und wären in einem wieder über die                      hohe Brücke fortgangen, indem wäre Frosch auch hinaus kommen, Christophen aber                      möchte es leid geworden seyn, daß sie das Zeug mitnehmen lassen, und wären sie                      dreye insgesamt hinter hergangen, und die Weibsstücken gesuchet, solche aber                      nicht finden können, darumb sie nach Passendorff gangen in die Schencke, und                      daselbst bey dem Wirth bestellet, daß wenn Weibs-Personen in die Schencke kämen,                      die Mäntel und Hüte hätten, er sie anhalten sollte; er könte es mit gutem                      Gewissen erhalten, daß Christoph und Frosch die Weibsstücken hinaus bestellet /                      massen denn nach geschehener That Christoph zu Inquisiten gesagt, er sollte                      sagen, sie hätten wollen Regenwürmer zum angeln suchen, damit man nicht mercken                      solle, daß sie die Weids-Personen hinaus bestellet, Frosch hätte ihm auch                      gesagt, er sollte es leugnen, sie hätten ihm nichts gegeben, auch nichts                      versprochen, es zu verschweigen. Christoph hätte den dicken Schüler geschlagen,                      und den andern im weissen Rocke in das Angesicht geschlagen, davon er geblutet,                      da doch die Schüler Christophen nichts gethan, sondern ihn nur gebeten, ihnen zu                      helffen daß sie ihr Zeug, nemlich die Hüte und Mäntel wieder bekommen möchten.                      Heubinders Töchter wären berüchtigte Leute, sonderlich hätte die eine hier                      gestohlen, und wäre verweiset worden; Inquisit betheuret hoch, daß er mit keinem                      Finger die Schüler berühret oder ihnen etwas abgenommen, und den Huren gegeben,                      er hätte keine Mittel defension zu führen, hätte auch damit nichts zu thun.</p>
        <p>Des Nachmittags hat man fol. 108. b. sequentibus Christophen über Georgens                      Aussage summarisch vernommen.</p>
        <p>Inquisit Christoph wurde aus dem Gefängniß vom Rathhause aufs Thalhaus gebracht,                      und ihm Georgens heutige Aussage vorgehalten, und befragt, ob er auch in sich                      gehen und gestehen wolte, was er bishero geleugnet. Derselbe antwortet, er könte                      nicht mehr gestehen, als was er schon gestanden, denn er wisse nichts mehr;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0079] der Schüler Mäntel unter dem Arme gehabt, da wäre er Inquisit, zugelauffen, und dem Weibsstücke einen Mantel wieder genommen, dem Schüler gegeben, und gesagt: Ihr werdet die Mäntel den Kerlln nicht gar nehmen, das Weibsstücke aber hätte dem Schüler den Mantel wieder genommen, die Schüler wären auf das Weibsstücke zugelauffen, und ihr die Mäntel wieder nehmen wollen, Christoph aber hätte den Schülern abgewehret, auch ihnen die Hüte vom Kopffe gerissen, und hingeworffen, daß sie die Weibs-Personen auch zu sich genommen, ein Stück von der Hals-Krause und Band hätte er gefunden, davon er ein Stück Froschen gegeben, die Weibsstücken wären mit dem genommenen Zeuge immer die hohe Brücke hinaus gegangen, und als die Weibsstücken das Zeug etwan wohin gelegt gehabt, wären sie wieder zurück kommen, bis an die Weiden und hätten zu den Schülern gesagt: Wir wollen das Zeug zum Pfande behalten, darumb daß ihr’uns habt angegriffen, geht hin und klagt, wir wollen uns so lange zu Passendorff aufhalten, und wären in einem wieder über die hohe Brücke fortgangen, indem wäre Frosch auch hinaus kommen, Christophen aber möchte es leid geworden seyn, daß sie das Zeug mitnehmen lassen, und wären sie dreye insgesamt hinter hergangen, und die Weibsstücken gesuchet, solche aber nicht finden können, darumb sie nach Passendorff gangen in die Schencke, und daselbst bey dem Wirth bestellet, daß wenn Weibs-Personen in die Schencke kämen, die Mäntel und Hüte hätten, er sie anhalten sollte; er könte es mit gutem Gewissen erhalten, daß Christoph und Frosch die Weibsstücken hinaus bestellet / massen denn nach geschehener That Christoph zu Inquisiten gesagt, er sollte sagen, sie hätten wollen Regenwürmer zum angeln suchen, damit man nicht mercken solle, daß sie die Weids-Personen hinaus bestellet, Frosch hätte ihm auch gesagt, er sollte es leugnen, sie hätten ihm nichts gegeben, auch nichts versprochen, es zu verschweigen. Christoph hätte den dicken Schüler geschlagen, und den andern im weissen Rocke in das Angesicht geschlagen, davon er geblutet, da doch die Schüler Christophen nichts gethan, sondern ihn nur gebeten, ihnen zu helffen daß sie ihr Zeug, nemlich die Hüte und Mäntel wieder bekommen möchten. Heubinders Töchter wären berüchtigte Leute, sonderlich hätte die eine hier gestohlen, und wäre verweiset worden; Inquisit betheuret hoch, daß er mit keinem Finger die Schüler berühret oder ihnen etwas abgenommen, und den Huren gegeben, er hätte keine Mittel defension zu führen, hätte auch damit nichts zu thun. Des Nachmittags hat man fol. 108. b. sequentibus Christophen über Georgens Aussage summarisch vernommen. Inquisit Christoph wurde aus dem Gefängniß vom Rathhause aufs Thalhaus gebracht, und ihm Georgens heutige Aussage vorgehalten, und befragt, ob er auch in sich gehen und gestehen wolte, was er bishero geleugnet. Derselbe antwortet, er könte nicht mehr gestehen, als was er schon gestanden, denn er wisse nichts mehr;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte02_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte02_1724/79
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte02_1724/79>, abgerufen am 20.05.2024.