Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

man nun das Gedeihen des Korns, vor und nach dem
Klee, zum Maßstab der Aussaugung nimmt, so muß der
Klee weit mehr bereichernd als aussaugend erscheinen.

Sobald nun aber der Klee, in die regelmäßige Frucht-
folge aufgenommen, so oft wiedergekehrt ist, daß der ei-
genthümliche Nahrungsstoff erschöpft ist: so findet derselbe im
nächsten und in allen folgenden Umläufen von diesem eigen-
thümlichen Stoff nur so viel vor, als in der frischen
Düngung davon enthalten war. Da aber dies Quantum
zur Ernährung des Klee's nicht hinreicht, so greift der-
selbe den für das Korn geeigneten Nahrungsstoff im ver-
stärkten Maß an, und so zeigt sich der Klee nun nicht
mehr bereichernd, sondern aussaugend.

Wahrscheinlich ist der für den rothen und der für
den weißen Klee geeignete Stoff, wenn auch nicht iden-
tisch doch ähnlich, und da in der K. W. der weiße Klee
in jedem Umlauf über das ganze Feld kommt: so findet
hier gar keine Anhäufung des Klee-Nahrungsstoffs statt.
Bringt man nun zur Abwechselung auf diesen Boden
einmal rothen Klee, so muß dieser größtentheils von den
für das Korn geeigneten Stoffen leben, und zeigt sich
dann aussaugend.

Mag nun aber diese Erklärung begründet oder un-
begründet seyn, so kann ich doch, nach meinen bisherigen
Erfahrungen und Beobachtungen, den grün gemähten
Wicken und dem rothen Klee -- wenn diese in jedem
Umlaufe regelmäßig wiederkehren -- keine bereichernde
Kraft beimessen; sondern ich muß vielmehr annehmen,
daß diese Gewächse, welche eine so große Masse Futter
liefern, und welche, bei der regelmäßigen Wiederkehr, nur
in dem Maße wachsen, als sie Reichthum im Boden vor-
finden, eine aussaugende Wirkung auf den Boden aus-
üben. Es scheint mir aber gewiß, daß der rothe Klee,
auch nach Abzug dessen, was seine Produktion an Dung

man nun das Gedeihen des Korns, vor und nach dem
Klee, zum Maßſtab der Ausſaugung nimmt, ſo muß der
Klee weit mehr bereichernd als ausſaugend erſcheinen.

Sobald nun aber der Klee, in die regelmaͤßige Frucht-
folge aufgenommen, ſo oft wiedergekehrt iſt, daß der ei-
genthuͤmliche Nahrungsſtoff erſchoͤpft iſt: ſo findet derſelbe im
naͤchſten und in allen folgenden Umlaͤufen von dieſem eigen-
thuͤmlichen Stoff nur ſo viel vor, als in der friſchen
Duͤngung davon enthalten war. Da aber dies Quantum
zur Ernaͤhrung des Klee’s nicht hinreicht, ſo greift der-
ſelbe den fuͤr das Korn geeigneten Nahrungsſtoff im ver-
ſtaͤrkten Maß an, und ſo zeigt ſich der Klee nun nicht
mehr bereichernd, ſondern ausſaugend.

Wahrſcheinlich iſt der fuͤr den rothen und der fuͤr
den weißen Klee geeignete Stoff, wenn auch nicht iden-
tiſch doch aͤhnlich, und da in der K. W. der weiße Klee
in jedem Umlauf uͤber das ganze Feld kommt: ſo findet
hier gar keine Anhaͤufung des Klee-Nahrungsſtoffs ſtatt.
Bringt man nun zur Abwechſelung auf dieſen Boden
einmal rothen Klee, ſo muß dieſer groͤßtentheils von den
fuͤr das Korn geeigneten Stoffen leben, und zeigt ſich
dann ausſaugend.

Mag nun aber dieſe Erklaͤrung begruͤndet oder un-
begruͤndet ſeyn, ſo kann ich doch, nach meinen bisherigen
Erfahrungen und Beobachtungen, den gruͤn gemaͤhten
Wicken und dem rothen Klee — wenn dieſe in jedem
Umlaufe regelmaͤßig wiederkehren — keine bereichernde
Kraft beimeſſen; ſondern ich muß vielmehr annehmen,
daß dieſe Gewaͤchſe, welche eine ſo große Maſſe Futter
liefern, und welche, bei der regelmaͤßigen Wiederkehr, nur
in dem Maße wachſen, als ſie Reichthum im Boden vor-
finden, eine ausſaugende Wirkung auf den Boden aus-
uͤben. Es ſcheint mir aber gewiß, daß der rothe Klee,
auch nach Abzug deſſen, was ſeine Produktion an Dung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0106" n="92"/>
man nun das Gedeihen des Korns, vor und nach dem<lb/>
Klee, zum Maß&#x017F;tab der Aus&#x017F;augung nimmt, &#x017F;o muß der<lb/>
Klee weit mehr bereichernd als aus&#x017F;augend er&#x017F;cheinen.</p><lb/>
          <p>Sobald nun aber der Klee, in die regelma&#x0364;ßige Frucht-<lb/>
folge aufgenommen, &#x017F;o oft wiedergekehrt i&#x017F;t, daß der ei-<lb/>
genthu&#x0364;mliche Nahrungs&#x017F;toff er&#x017F;cho&#x0364;pft i&#x017F;t: &#x017F;o findet der&#x017F;elbe im<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;ten und in allen folgenden Umla&#x0364;ufen von die&#x017F;em eigen-<lb/>
thu&#x0364;mlichen Stoff nur &#x017F;o viel vor, als in der fri&#x017F;chen<lb/>
Du&#x0364;ngung davon enthalten war. Da aber dies Quantum<lb/>
zur Erna&#x0364;hrung des Klee&#x2019;s nicht hinreicht, &#x017F;o greift der-<lb/>
&#x017F;elbe den fu&#x0364;r das Korn geeigneten Nahrungs&#x017F;toff im ver-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rkten Maß an, und &#x017F;o zeigt &#x017F;ich der Klee nun nicht<lb/>
mehr bereichernd, &#x017F;ondern aus&#x017F;augend.</p><lb/>
          <p>Wahr&#x017F;cheinlich i&#x017F;t der fu&#x0364;r den rothen und der fu&#x0364;r<lb/>
den weißen Klee geeignete Stoff, wenn auch nicht iden-<lb/>
ti&#x017F;ch doch a&#x0364;hnlich, und da in der K. W. der weiße Klee<lb/>
in jedem Umlauf u&#x0364;ber das ganze Feld kommt: &#x017F;o findet<lb/>
hier gar keine Anha&#x0364;ufung des Klee-Nahrungs&#x017F;toffs &#x017F;tatt.<lb/>
Bringt man nun zur Abwech&#x017F;elung auf die&#x017F;en Boden<lb/>
einmal rothen Klee, &#x017F;o muß die&#x017F;er gro&#x0364;ßtentheils von den<lb/>
fu&#x0364;r das Korn geeigneten Stoffen leben, und zeigt &#x017F;ich<lb/>
dann aus&#x017F;augend.</p><lb/>
          <p>Mag nun aber die&#x017F;e Erkla&#x0364;rung begru&#x0364;ndet oder un-<lb/>
begru&#x0364;ndet &#x017F;eyn, &#x017F;o kann ich doch, nach meinen bisherigen<lb/>
Erfahrungen und Beobachtungen, den gru&#x0364;n gema&#x0364;hten<lb/>
Wicken und dem rothen Klee &#x2014; wenn die&#x017F;e in jedem<lb/>
Umlaufe regelma&#x0364;ßig wiederkehren &#x2014; keine bereichernde<lb/>
Kraft beime&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;ondern ich muß vielmehr annehmen,<lb/>
daß die&#x017F;e Gewa&#x0364;ch&#x017F;e, welche eine &#x017F;o große Ma&#x017F;&#x017F;e Futter<lb/>
liefern, und welche, bei der regelma&#x0364;ßigen Wiederkehr, nur<lb/>
in dem Maße wach&#x017F;en, als &#x017F;ie Reichthum im Boden vor-<lb/>
finden, eine aus&#x017F;augende Wirkung auf den Boden aus-<lb/>
u&#x0364;ben. Es &#x017F;cheint mir aber gewiß, daß der rothe Klee,<lb/>
auch nach Abzug de&#x017F;&#x017F;en, was &#x017F;eine Produktion an Dung<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0106] man nun das Gedeihen des Korns, vor und nach dem Klee, zum Maßſtab der Ausſaugung nimmt, ſo muß der Klee weit mehr bereichernd als ausſaugend erſcheinen. Sobald nun aber der Klee, in die regelmaͤßige Frucht- folge aufgenommen, ſo oft wiedergekehrt iſt, daß der ei- genthuͤmliche Nahrungsſtoff erſchoͤpft iſt: ſo findet derſelbe im naͤchſten und in allen folgenden Umlaͤufen von dieſem eigen- thuͤmlichen Stoff nur ſo viel vor, als in der friſchen Duͤngung davon enthalten war. Da aber dies Quantum zur Ernaͤhrung des Klee’s nicht hinreicht, ſo greift der- ſelbe den fuͤr das Korn geeigneten Nahrungsſtoff im ver- ſtaͤrkten Maß an, und ſo zeigt ſich der Klee nun nicht mehr bereichernd, ſondern ausſaugend. Wahrſcheinlich iſt der fuͤr den rothen und der fuͤr den weißen Klee geeignete Stoff, wenn auch nicht iden- tiſch doch aͤhnlich, und da in der K. W. der weiße Klee in jedem Umlauf uͤber das ganze Feld kommt: ſo findet hier gar keine Anhaͤufung des Klee-Nahrungsſtoffs ſtatt. Bringt man nun zur Abwechſelung auf dieſen Boden einmal rothen Klee, ſo muß dieſer groͤßtentheils von den fuͤr das Korn geeigneten Stoffen leben, und zeigt ſich dann ausſaugend. Mag nun aber dieſe Erklaͤrung begruͤndet oder un- begruͤndet ſeyn, ſo kann ich doch, nach meinen bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen, den gruͤn gemaͤhten Wicken und dem rothen Klee — wenn dieſe in jedem Umlaufe regelmaͤßig wiederkehren — keine bereichernde Kraft beimeſſen; ſondern ich muß vielmehr annehmen, daß dieſe Gewaͤchſe, welche eine ſo große Maſſe Futter liefern, und welche, bei der regelmaͤßigen Wiederkehr, nur in dem Maße wachſen, als ſie Reichthum im Boden vor- finden, eine ausſaugende Wirkung auf den Boden aus- uͤben. Es ſcheint mir aber gewiß, daß der rothe Klee, auch nach Abzug deſſen, was ſeine Produktion an Dung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/106
Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/106>, abgerufen am 28.04.2024.