Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

geeignet eine gänzliche Revolution in dem Betrieb der
Landwirthschaft hervorzubringen, daß wir der Betrachtung
dieser Frucht nothwendig einen Platz in dieser Schrift
widmen mußten, wenn wir auch nicht durch die Bestim-
mung der Gränzen des ersten Kreises unsers isolirten
Staats dazu aufgefordert wären.

Wir haben schon früher bei der Annahme, daß die
Ebene des isolirten Staats den Grad von Reichthum
habe, daß der Boden nach reiner Brache überall 8 Kör-
ner an Rocken trage, den Kreis der freien Wirthschaft hie-
von ausgenommen, und diesem wegen des Dungankaufs
aus der Stadt einen viel höhern Reichthum ertheilt. In
den folgenden Berechnungen nehme ich nun für diesen
Kreis denselben Bodenreichthum an, den wir in §. 17.
für die belgische Wirthschaft ausgemittelt haben.

Wenn die geernteten Kartoffeln mit dem Vieh ver-
füttert werden, so geben sie durch die Verfütterung reich-
lich so viel Dung zurück, als ihre Produktion dem Acker
gekostet hat. Ganz anders verhält sich dies aber wenn
die Kartoffeln nicht verfüttert sondern verkauft werden.

So wie beim Getreidebau nicht aller Acker mit Ge-
treide bestellt werden kann, sondern ein Theil des Feldes
Gewächse tragen muß, die mehr Dung wieder geben als
sie dem Acker entnommen haben, damit die durch das
Getreide bewirkte Aussaugung ersetzt werde, so kann auch
beim Bau der Kartoffel zum Zweck des Verkaufs nicht
die ganze Ackerfläche mit Kartoffeln bestellt werden.

Will man nun berechnen wie viel eine gegebene
Fläche z. B. von 100000 #R., an Kartoffeln jährlich lie-
fern kann, und will man den Ertrag an Nahrungsstoff,
den diese Fläche durch den Bau der Kartoffeln gibt, mit
dem, den dieselbe Fläche durch den Bau des Getreides
bringen würde, vergleichen: so muß zuvor ausgemittelt
werden, der wie vielste Theil der ganzen Fläche Kartof-

geeignet eine gaͤnzliche Revolution in dem Betrieb der
Landwirthſchaft hervorzubringen, daß wir der Betrachtung
dieſer Frucht nothwendig einen Platz in dieſer Schrift
widmen mußten, wenn wir auch nicht durch die Beſtim-
mung der Graͤnzen des erſten Kreiſes unſers iſolirten
Staats dazu aufgefordert waͤren.

Wir haben ſchon fruͤher bei der Annahme, daß die
Ebene des iſolirten Staats den Grad von Reichthum
habe, daß der Boden nach reiner Brache uͤberall 8 Koͤr-
ner an Rocken trage, den Kreis der freien Wirthſchaft hie-
von ausgenommen, und dieſem wegen des Dungankaufs
aus der Stadt einen viel hoͤhern Reichthum ertheilt. In
den folgenden Berechnungen nehme ich nun fuͤr dieſen
Kreis denſelben Bodenreichthum an, den wir in §. 17.
fuͤr die belgiſche Wirthſchaft ausgemittelt haben.

Wenn die geernteten Kartoffeln mit dem Vieh ver-
fuͤttert werden, ſo geben ſie durch die Verfuͤtterung reich-
lich ſo viel Dung zuruͤck, als ihre Produktion dem Acker
gekoſtet hat. Ganz anders verhaͤlt ſich dies aber wenn
die Kartoffeln nicht verfuͤttert ſondern verkauft werden.

So wie beim Getreidebau nicht aller Acker mit Ge-
treide beſtellt werden kann, ſondern ein Theil des Feldes
Gewaͤchſe tragen muß, die mehr Dung wieder geben als
ſie dem Acker entnommen haben, damit die durch das
Getreide bewirkte Ausſaugung erſetzt werde, ſo kann auch
beim Bau der Kartoffel zum Zweck des Verkaufs nicht
die ganze Ackerflaͤche mit Kartoffeln beſtellt werden.

Will man nun berechnen wie viel eine gegebene
Flaͤche z. B. von 100000 □R., an Kartoffeln jaͤhrlich lie-
fern kann, und will man den Ertrag an Nahrungsſtoff,
den dieſe Flaͤche durch den Bau der Kartoffeln gibt, mit
dem, den dieſelbe Flaͤche durch den Bau des Getreides
bringen wuͤrde, vergleichen: ſo muß zuvor ausgemittelt
werden, der wie vielſte Theil der ganzen Flaͤche Kartof-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0168" n="154"/>
geeignet eine ga&#x0364;nzliche Revolution in dem Betrieb der<lb/>
Landwirth&#x017F;chaft hervorzubringen, daß wir der Betrachtung<lb/>
die&#x017F;er Frucht nothwendig einen Platz in die&#x017F;er Schrift<lb/>
widmen mußten, wenn wir auch nicht durch die Be&#x017F;tim-<lb/>
mung der Gra&#x0364;nzen des er&#x017F;ten Krei&#x017F;es un&#x017F;ers i&#x017F;olirten<lb/>
Staats dazu aufgefordert wa&#x0364;ren.</p><lb/>
            <p>Wir haben &#x017F;chon fru&#x0364;her bei der Annahme, daß die<lb/>
Ebene des i&#x017F;olirten Staats den Grad von Reichthum<lb/>
habe, daß der Boden nach reiner Brache u&#x0364;berall 8 Ko&#x0364;r-<lb/>
ner an Rocken trage, den Kreis der freien Wirth&#x017F;chaft hie-<lb/>
von ausgenommen, und die&#x017F;em wegen des Dungankaufs<lb/>
aus der Stadt einen viel ho&#x0364;hern Reichthum ertheilt. In<lb/>
den folgenden Berechnungen nehme ich nun fu&#x0364;r die&#x017F;en<lb/>
Kreis den&#x017F;elben Bodenreichthum an, den wir in §. 17.<lb/>
fu&#x0364;r die belgi&#x017F;che Wirth&#x017F;chaft ausgemittelt haben.</p><lb/>
            <p>Wenn die geernteten Kartoffeln mit dem Vieh ver-<lb/>
fu&#x0364;ttert werden, &#x017F;o geben &#x017F;ie durch die Verfu&#x0364;tterung reich-<lb/>
lich &#x017F;o viel Dung zuru&#x0364;ck, als ihre Produktion dem Acker<lb/>
geko&#x017F;tet hat. Ganz anders verha&#x0364;lt &#x017F;ich dies aber wenn<lb/>
die Kartoffeln nicht verfu&#x0364;ttert &#x017F;ondern verkauft werden.</p><lb/>
            <p>So wie beim Getreidebau nicht aller Acker mit Ge-<lb/>
treide be&#x017F;tellt werden kann, &#x017F;ondern ein Theil des Feldes<lb/>
Gewa&#x0364;ch&#x017F;e tragen muß, die mehr Dung wieder geben als<lb/>
&#x017F;ie dem Acker entnommen haben, damit die durch das<lb/>
Getreide bewirkte Aus&#x017F;augung er&#x017F;etzt werde, &#x017F;o kann auch<lb/>
beim Bau der Kartoffel zum Zweck des Verkaufs nicht<lb/>
die ganze Ackerfla&#x0364;che mit Kartoffeln be&#x017F;tellt werden.</p><lb/>
            <p>Will man nun berechnen wie viel eine gegebene<lb/>
Fla&#x0364;che z. B. von 100000 &#x25A1;R., an Kartoffeln ja&#x0364;hrlich lie-<lb/>
fern kann, und will man den Ertrag an Nahrungs&#x017F;toff,<lb/>
den die&#x017F;e Fla&#x0364;che durch den Bau der Kartoffeln gibt, mit<lb/>
dem, den die&#x017F;elbe Fla&#x0364;che durch den Bau des Getreides<lb/>
bringen wu&#x0364;rde, vergleichen: &#x017F;o muß zuvor ausgemittelt<lb/>
werden, der wie viel&#x017F;te Theil der ganzen Fla&#x0364;che Kartof-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0168] geeignet eine gaͤnzliche Revolution in dem Betrieb der Landwirthſchaft hervorzubringen, daß wir der Betrachtung dieſer Frucht nothwendig einen Platz in dieſer Schrift widmen mußten, wenn wir auch nicht durch die Beſtim- mung der Graͤnzen des erſten Kreiſes unſers iſolirten Staats dazu aufgefordert waͤren. Wir haben ſchon fruͤher bei der Annahme, daß die Ebene des iſolirten Staats den Grad von Reichthum habe, daß der Boden nach reiner Brache uͤberall 8 Koͤr- ner an Rocken trage, den Kreis der freien Wirthſchaft hie- von ausgenommen, und dieſem wegen des Dungankaufs aus der Stadt einen viel hoͤhern Reichthum ertheilt. In den folgenden Berechnungen nehme ich nun fuͤr dieſen Kreis denſelben Bodenreichthum an, den wir in §. 17. fuͤr die belgiſche Wirthſchaft ausgemittelt haben. Wenn die geernteten Kartoffeln mit dem Vieh ver- fuͤttert werden, ſo geben ſie durch die Verfuͤtterung reich- lich ſo viel Dung zuruͤck, als ihre Produktion dem Acker gekoſtet hat. Ganz anders verhaͤlt ſich dies aber wenn die Kartoffeln nicht verfuͤttert ſondern verkauft werden. So wie beim Getreidebau nicht aller Acker mit Ge- treide beſtellt werden kann, ſondern ein Theil des Feldes Gewaͤchſe tragen muß, die mehr Dung wieder geben als ſie dem Acker entnommen haben, damit die durch das Getreide bewirkte Ausſaugung erſetzt werde, ſo kann auch beim Bau der Kartoffel zum Zweck des Verkaufs nicht die ganze Ackerflaͤche mit Kartoffeln beſtellt werden. Will man nun berechnen wie viel eine gegebene Flaͤche z. B. von 100000 □R., an Kartoffeln jaͤhrlich lie- fern kann, und will man den Ertrag an Nahrungsſtoff, den dieſe Flaͤche durch den Bau der Kartoffeln gibt, mit dem, den dieſelbe Flaͤche durch den Bau des Getreides bringen wuͤrde, vergleichen: ſo muß zuvor ausgemittelt werden, der wie vielſte Theil der ganzen Flaͤche Kartof-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/168
Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/168>, abgerufen am 29.04.2024.