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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Begebenheiten und Vorfälle zu Cap.
gen, zum Zeichen daß es den Gouverneur verlohren habe.
Die Leiche selbst wurde mit aller Pracht, die bey dem
Begräbnisse eines Gouverneurs gebräuchlich ist, ans
Land gebracht. Mit allen Glocken wurde geläutet, und
die auf der Rhede liegenden Schiffe feuerten alle Minu-
ten, wodurch die Feyerlichkeit viel Ansehen und Größe
erhielt. Vor der Leiche wurden zwey Handpferde geführt,
darauf das Wapen und der Scepter des Verstorbnen
getragen; diesen folgten Trompeter, Trommelschläger,
Soldaten und Bürger zu Pferde, unter Anführung ih-
res Majors.

Einmahl trug sich während meines Aufenthalts am
Cap ein Unglück zu, das sich hier häufig zu eräugen
pflegt. Ein Jäger, der den Commandanten der Gar-
nison, Major von Prehm, auf einer kurzen Reise be-
gleitet hatte, verlohr durch einen unglücklichen Schuß,
wobey der Lauf der Büchse zersprengt ward, eine Hand.
Er hatte nach einem Streithahn geschossen, und ver-
muthlich zu stark geladen. Man findet hier viel Leute,
die auf ähnliche Art eine Hand verlohren haben. Der
vorige Gouverneur Tulbagh, ein Mann, der sich von
der Muskete zu diesem erhabnen Posten durch jede Stufe
des Dienstes hinaufgehoben hatte, war durch einen un-
glücklichen Schuß, wobey das Gewehr gesprungen war,
um eines seiner Augen gekommen. Eben dies Unglück
hätte mich selbst beynahe betroffen. Ich war ausgegan-
gen, um am Strande nahe bey der Stadt einige Peli-
kane, dergleichen des Abends haufenweise da vorbey flie-
gen, zu schießen. Der ganze Schafft der Flinte zer-
splitterte sich während des Abschießens, und, da ver-
schiedne kleine Stücke mir ins Gesicht und gegen die Hän-
de flogen, wurde ich recht empfindlich dadurch verwun-

Begebenheiten und Vorfaͤlle zu Cap.
gen, zum Zeichen daß es den Gouverneur verlohren habe.
Die Leiche ſelbſt wurde mit aller Pracht, die bey dem
Begraͤbniſſe eines Gouverneurs gebraͤuchlich iſt, ans
Land gebracht. Mit allen Glocken wurde gelaͤutet, und
die auf der Rhede liegenden Schiffe feuerten alle Minu-
ten, wodurch die Feyerlichkeit viel Anſehen und Groͤße
erhielt. Vor der Leiche wurden zwey Handpferde gefuͤhrt,
darauf das Wapen und der Scepter des Verſtorbnen
getragen; dieſen folgten Trompeter, Trommelſchlaͤger,
Soldaten und Buͤrger zu Pferde, unter Anfuͤhrung ih-
res Majors.

Einmahl trug ſich waͤhrend meines Aufenthalts am
Cap ein Ungluͤck zu, das ſich hier haͤufig zu eraͤugen
pflegt. Ein Jaͤger, der den Commandanten der Gar-
niſon, Major von Prehm, auf einer kurzen Reiſe be-
gleitet hatte, verlohr durch einen ungluͤcklichen Schuß,
wobey der Lauf der Buͤchſe zerſprengt ward, eine Hand.
Er hatte nach einem Streithahn geſchoſſen, und ver-
muthlich zu ſtark geladen. Man findet hier viel Leute,
die auf aͤhnliche Art eine Hand verlohren haben. Der
vorige Gouverneur Tulbagh, ein Mann, der ſich von
der Muskete zu dieſem erhabnen Poſten durch jede Stufe
des Dienſtes hinaufgehoben hatte, war durch einen un-
gluͤcklichen Schuß, wobey das Gewehr geſprungen war,
um eines ſeiner Augen gekommen. Eben dies Ungluͤck
haͤtte mich ſelbſt beynahe betroffen. Ich war ausgegan-
gen, um am Strande nahe bey der Stadt einige Peli-
kane, dergleichen des Abends haufenweiſe da vorbey flie-
gen, zu ſchießen. Der ganze Schafft der Flinte zer-
ſplitterte ſich waͤhrend des Abſchießens, und, da ver-
ſchiedne kleine Stuͤcke mir ins Geſicht und gegen die Haͤn-
de flogen, wurde ich recht empfindlich dadurch verwun-

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[279/0307] Begebenheiten und Vorfaͤlle zu Cap. gen, zum Zeichen daß es den Gouverneur verlohren habe. Die Leiche ſelbſt wurde mit aller Pracht, die bey dem Begraͤbniſſe eines Gouverneurs gebraͤuchlich iſt, ans Land gebracht. Mit allen Glocken wurde gelaͤutet, und die auf der Rhede liegenden Schiffe feuerten alle Minu- ten, wodurch die Feyerlichkeit viel Anſehen und Groͤße erhielt. Vor der Leiche wurden zwey Handpferde gefuͤhrt, darauf das Wapen und der Scepter des Verſtorbnen getragen; dieſen folgten Trompeter, Trommelſchlaͤger, Soldaten und Buͤrger zu Pferde, unter Anfuͤhrung ih- res Majors. Einmahl trug ſich waͤhrend meines Aufenthalts am Cap ein Ungluͤck zu, das ſich hier haͤufig zu eraͤugen pflegt. Ein Jaͤger, der den Commandanten der Gar- niſon, Major von Prehm, auf einer kurzen Reiſe be- gleitet hatte, verlohr durch einen ungluͤcklichen Schuß, wobey der Lauf der Buͤchſe zerſprengt ward, eine Hand. Er hatte nach einem Streithahn geſchoſſen, und ver- muthlich zu ſtark geladen. Man findet hier viel Leute, die auf aͤhnliche Art eine Hand verlohren haben. Der vorige Gouverneur Tulbagh, ein Mann, der ſich von der Muskete zu dieſem erhabnen Poſten durch jede Stufe des Dienſtes hinaufgehoben hatte, war durch einen un- gluͤcklichen Schuß, wobey das Gewehr geſprungen war, um eines ſeiner Augen gekommen. Eben dies Ungluͤck haͤtte mich ſelbſt beynahe betroffen. Ich war ausgegan- gen, um am Strande nahe bey der Stadt einige Peli- kane, dergleichen des Abends haufenweiſe da vorbey flie- gen, zu ſchießen. Der ganze Schafft der Flinte zer- ſplitterte ſich waͤhrend des Abſchießens, und, da ver- ſchiedne kleine Stuͤcke mir ins Geſicht und gegen die Haͤn- de flogen, wurde ich recht empfindlich dadurch verwun-

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/307>, abgerufen am 07.05.2024.