Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

nach der dritten Afrikanischen Reise.
mit abwechselnden schwarzen und weißen Ringen bezeich-
neten Schwanz, einige Aehnlichkeit mit den Katzen.
Es ist ganz angenehm, ein solches Thier mit einer lan-
gen Kette an einer Stange angebunden zu haben, denn
es läuft durch Hülfe seiner vier Füße oder Hände mit
unglaublicher Leichtigkeit und Geschwindigkeit daran auf
und nieder.

Schon seit einigen Jahren hatte ein reicher Land-
mann, Nahmens Melk, an einem, draußen vor der
Stadt am Strande, unterhalb des so genannten Löwen-
schwanzes
angelegten steinernen Gebäude bauen lassen,
mit dem Vorgeben, es zu einem Packhause für seine
Waaren zu machen. Allein als es nunmehr fertig ge-
worden war, schenkte er es der hiesigen Lutherischen Ge-
meine, daß sie es zur Kirche gebrauchen sollte; ließ es
auch mit dazu passenden Fenstern versehen. Glücklich
wäre diese sehr zahlreiche Gemeine, wenn sie auch ihren
eignen Lutherischen Prediger bekommen, und in diesem
zur Kirche eingerichteten Gebäude ihren Gottesdienst
verrichten könnte.

Einen Theil der Zeit meines jetzigen hiesigen Auf-
enthalts brachte ich damit zu, noch verschiednes von
dem, was ich von diesem Lande und dessen uralten Ein-
wohnern, den Hottentotten, theils selbst bemerkt, theils
von zuverlässigen Leuten erfahren hatte, aufzuschreiben.
Das Merkwürdigste davon will ich hier zum Schlusse
meinen Lesern mittheilen.

Zuerst also die Nachlese von dem, was die Hotten-
totten betrifft. Hottentotten heißen alle diejenigen Völ-
ker, welche die südliche Ecke von Afrika bewohnen, und
zu beyden Seiten des Vorgebirges der guten Hoffnung
sich ausgebreitet haben. Wie weit ihr Land eigentlich
sich erstreckt, ist nicht genau bekannt. Dieser Völker

Thunbergs Reise. 1. Bandes 2. Theil. L

nach der dritten Afrikaniſchen Reiſe.
mit abwechſelnden ſchwarzen und weißen Ringen bezeich-
neten Schwanz, einige Aehnlichkeit mit den Katzen.
Es iſt ganz angenehm, ein ſolches Thier mit einer lan-
gen Kette an einer Stange angebunden zu haben, denn
es laͤuft durch Huͤlfe ſeiner vier Fuͤße oder Haͤnde mit
unglaublicher Leichtigkeit und Geſchwindigkeit daran auf
und nieder.

Schon ſeit einigen Jahren hatte ein reicher Land-
mann, Nahmens Melk, an einem, draußen vor der
Stadt am Strande, unterhalb des ſo genannten Loͤwen-
ſchwanzes
angelegten ſteinernen Gebaͤude bauen laſſen,
mit dem Vorgeben, es zu einem Packhauſe fuͤr ſeine
Waaren zu machen. Allein als es nunmehr fertig ge-
worden war, ſchenkte er es der hieſigen Lutheriſchen Ge-
meine, daß ſie es zur Kirche gebrauchen ſollte; ließ es
auch mit dazu paſſenden Fenſtern verſehen. Gluͤcklich
waͤre dieſe ſehr zahlreiche Gemeine, wenn ſie auch ihren
eignen Lutheriſchen Prediger bekommen, und in dieſem
zur Kirche eingerichteten Gebaͤude ihren Gottesdienſt
verrichten koͤnnte.

Einen Theil der Zeit meines jetzigen hieſigen Auf-
enthalts brachte ich damit zu, noch verſchiednes von
dem, was ich von dieſem Lande und deſſen uralten Ein-
wohnern, den Hottentotten, theils ſelbſt bemerkt, theils
von zuverlaͤſſigen Leuten erfahren hatte, aufzuſchreiben.
Das Merkwuͤrdigſte davon will ich hier zum Schluſſe
meinen Leſern mittheilen.

Zuerſt alſo die Nachleſe von dem, was die Hotten-
totten betrifft. Hottentotten heißen alle diejenigen Voͤl-
ker, welche die ſuͤdliche Ecke von Afrika bewohnen, und
zu beyden Seiten des Vorgebirges der guten Hoffnung
ſich ausgebreitet haben. Wie weit ihr Land eigentlich
ſich erſtreckt, iſt nicht genau bekannt. Dieſer Voͤlker

Thunbergs Reiſe. 1. Bandes 2. Theil. L
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0499" n="161"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">nach der dritten Afrikani&#x017F;chen Rei&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
mit abwech&#x017F;elnden &#x017F;chwarzen und weißen Ringen bezeich-<lb/>
neten Schwanz, einige Aehnlichkeit mit den Katzen.<lb/>
Es i&#x017F;t ganz angenehm, ein &#x017F;olches Thier mit einer lan-<lb/>
gen Kette an einer Stange angebunden zu haben, denn<lb/>
es la&#x0364;uft durch Hu&#x0364;lfe &#x017F;einer vier Fu&#x0364;ße oder Ha&#x0364;nde mit<lb/>
unglaublicher Leichtigkeit und Ge&#x017F;chwindigkeit daran auf<lb/>
und nieder.</p><lb/>
        <p>Schon &#x017F;eit einigen Jahren hatte ein reicher Land-<lb/>
mann, Nahmens <persName>Melk</persName>, an einem, draußen vor der<lb/>
Stadt am Strande, unterhalb des &#x017F;o genannten <placeName>Lo&#x0364;wen-<lb/>
&#x017F;chwanzes</placeName> angelegten &#x017F;teinernen Geba&#x0364;ude bauen la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
mit dem Vorgeben, es zu einem Packhau&#x017F;e fu&#x0364;r &#x017F;eine<lb/>
Waaren zu machen. Allein als es nunmehr fertig ge-<lb/>
worden war, &#x017F;chenkte er es der hie&#x017F;igen Lutheri&#x017F;chen Ge-<lb/>
meine, daß &#x017F;ie es zur Kirche gebrauchen &#x017F;ollte; ließ es<lb/>
auch mit dazu pa&#x017F;&#x017F;enden Fen&#x017F;tern ver&#x017F;ehen. Glu&#x0364;cklich<lb/>
wa&#x0364;re die&#x017F;e &#x017F;ehr zahlreiche Gemeine, wenn &#x017F;ie auch ihren<lb/>
eignen Lutheri&#x017F;chen Prediger bekommen, und in die&#x017F;em<lb/>
zur Kirche eingerichteten Geba&#x0364;ude ihren Gottesdien&#x017F;t<lb/>
verrichten ko&#x0364;nnte.</p><lb/>
        <p>Einen Theil der Zeit meines jetzigen hie&#x017F;igen Auf-<lb/>
enthalts brachte ich damit zu, noch ver&#x017F;chiednes von<lb/>
dem, was ich von die&#x017F;em Lande und de&#x017F;&#x017F;en uralten Ein-<lb/>
wohnern, den Hottentotten, theils &#x017F;elb&#x017F;t bemerkt, theils<lb/>
von zuverla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Leuten erfahren hatte, aufzu&#x017F;chreiben.<lb/>
Das Merkwu&#x0364;rdig&#x017F;te davon will ich hier zum Schlu&#x017F;&#x017F;e<lb/>
meinen Le&#x017F;ern mittheilen.</p><lb/>
        <p>Zuer&#x017F;t al&#x017F;o die Nachle&#x017F;e von dem, was die Hotten-<lb/>
totten betrifft. Hottentotten heißen alle diejenigen Vo&#x0364;l-<lb/>
ker, welche die &#x017F;u&#x0364;dliche Ecke von <placeName>Afrika</placeName> bewohnen, und<lb/>
zu beyden Seiten des <placeName>Vorgebirges der guten Hoffnung</placeName><lb/>
&#x017F;ich ausgebreitet haben. Wie weit ihr Land eigentlich<lb/>
&#x017F;ich er&#x017F;treckt, i&#x017F;t nicht genau bekannt. Die&#x017F;er Vo&#x0364;lker<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g"><persName>Thunbergs</persName></hi> Rei&#x017F;e. 1. Bandes 2. Theil. L</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0499] nach der dritten Afrikaniſchen Reiſe. mit abwechſelnden ſchwarzen und weißen Ringen bezeich- neten Schwanz, einige Aehnlichkeit mit den Katzen. Es iſt ganz angenehm, ein ſolches Thier mit einer lan- gen Kette an einer Stange angebunden zu haben, denn es laͤuft durch Huͤlfe ſeiner vier Fuͤße oder Haͤnde mit unglaublicher Leichtigkeit und Geſchwindigkeit daran auf und nieder. Schon ſeit einigen Jahren hatte ein reicher Land- mann, Nahmens Melk, an einem, draußen vor der Stadt am Strande, unterhalb des ſo genannten Loͤwen- ſchwanzes angelegten ſteinernen Gebaͤude bauen laſſen, mit dem Vorgeben, es zu einem Packhauſe fuͤr ſeine Waaren zu machen. Allein als es nunmehr fertig ge- worden war, ſchenkte er es der hieſigen Lutheriſchen Ge- meine, daß ſie es zur Kirche gebrauchen ſollte; ließ es auch mit dazu paſſenden Fenſtern verſehen. Gluͤcklich waͤre dieſe ſehr zahlreiche Gemeine, wenn ſie auch ihren eignen Lutheriſchen Prediger bekommen, und in dieſem zur Kirche eingerichteten Gebaͤude ihren Gottesdienſt verrichten koͤnnte. Einen Theil der Zeit meines jetzigen hieſigen Auf- enthalts brachte ich damit zu, noch verſchiednes von dem, was ich von dieſem Lande und deſſen uralten Ein- wohnern, den Hottentotten, theils ſelbſt bemerkt, theils von zuverlaͤſſigen Leuten erfahren hatte, aufzuſchreiben. Das Merkwuͤrdigſte davon will ich hier zum Schluſſe meinen Leſern mittheilen. Zuerſt alſo die Nachleſe von dem, was die Hotten- totten betrifft. Hottentotten heißen alle diejenigen Voͤl- ker, welche die ſuͤdliche Ecke von Afrika bewohnen, und zu beyden Seiten des Vorgebirges der guten Hoffnung ſich ausgebreitet haben. Wie weit ihr Land eigentlich ſich erſtreckt, iſt nicht genau bekannt. Dieſer Voͤlker Thunbergs Reiſe. 1. Bandes 2. Theil. L

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/499
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/499>, abgerufen am 06.05.2024.