Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Erste Abtheilung. Dritter Abschnitt.
nicht leben, wurde wöchentlich nur so viel davon ausgege-
ben, als zum Gebrauch hinreichte. -- Eine Menge
Kastanien hat man hier; an allen Ecken werden sie feil ge-
boten, und sie sind zugleich sehr groß. Man bratet
sie in einer Pfanne, und isset sie so, bisweilen auch wohl
mit frischer Butter.

Zu Rouen besuchte ich Herrn Pinard, Professor
der Botanik, und besah sein Herbarium, das in Bündel ge-
bunden und in Repositorien aufgestellt ist. Der botani-
sche Garten liegt am Ende der Stadt, ist nicht sehr groß,
hat aber in der Mitte einen runden Teich, und ist in zwey
Quartiere abgetheilt. Auch enthält er eine Orangerie,
die aus drey Zimmern besteht, aber nicht vorzüglich ist.

Die Reise von Rouen nach Paris machte ich in der
gewöhnlichen Postkutsche, und ich mußte an das Postamt
mit Inbegriff der Fracht für meine Sachen einen Louisd'or
bezahlen. Ich war diesmahl der einzige Passagier. Eine
solche Postkutsche ist indessen so groß, daß zehn Personen
darin Platz haben, auch wird sie hinten und vorn mit ei-
ner Menge Koffer und andrer Sachen bepackt. Dies-
mahl waren acht Pferde vorgespannt. Wenn der Weg
einen Berg hinabging, wurde eins von den Hinterrädern
mit einer eisernen Kette gesperret. Manchmahl rauchten
die Räder von der starken Friction. -- Die Landstraße,
welche durchgängig sehr breit ist, sieht man zu beiden Sei-
ten mit Bäumen bepflanzt. An allen Bergen liegen blaue
und gelbe Feuersteine in Menge. Die Häuser auf diesem
Wege sind auch von solchen Feuersteinen und Kalk aufge-
führt. Ich kam durch verschiedne Städte, von denen
einige befestigt sind. Die Meilenzeiger sind von Stein,
und mit einem Kreutze bezeichnet; die Viertel-Meilen-
zeiger aber nur von Holz mit einer kupfernen Platte.
Bey den Klöstern trifft man Bettler, sowohl Erwachsene

als

Erſte Abtheilung. Dritter Abſchnitt.
nicht leben, wurde woͤchentlich nur ſo viel davon ausgege-
ben, als zum Gebrauch hinreichte. — Eine Menge
Kaſtanien hat man hier; an allen Ecken werden ſie feil ge-
boten, und ſie ſind zugleich ſehr groß. Man bratet
ſie in einer Pfanne, und iſſet ſie ſo, bisweilen auch wohl
mit friſcher Butter.

Zu Rouen beſuchte ich Herrn Pinard, Profeſſor
der Botanik, und beſah ſein Herbarium, das in Buͤndel ge-
bunden und in Repoſitorien aufgeſtellt iſt. Der botani-
ſche Garten liegt am Ende der Stadt, iſt nicht ſehr groß,
hat aber in der Mitte einen runden Teich, und iſt in zwey
Quartiere abgetheilt. Auch enthaͤlt er eine Orangerie,
die aus drey Zimmern beſteht, aber nicht vorzuͤglich iſt.

Die Reiſe von Rouen nach Paris machte ich in der
gewoͤhnlichen Poſtkutſche, und ich mußte an das Poſtamt
mit Inbegriff der Fracht fuͤr meine Sachen einen Louisd’or
bezahlen. Ich war diesmahl der einzige Paſſagier. Eine
ſolche Poſtkutſche iſt indeſſen ſo groß, daß zehn Perſonen
darin Platz haben, auch wird ſie hinten und vorn mit ei-
ner Menge Koffer und andrer Sachen bepackt. Dies-
mahl waren acht Pferde vorgeſpannt. Wenn der Weg
einen Berg hinabging, wurde eins von den Hinterraͤdern
mit einer eiſernen Kette geſperret. Manchmahl rauchten
die Raͤder von der ſtarken Friction. — Die Landſtraße,
welche durchgaͤngig ſehr breit iſt, ſieht man zu beiden Sei-
ten mit Baͤumen bepflanzt. An allen Bergen liegen blaue
und gelbe Feuerſteine in Menge. Die Haͤuſer auf dieſem
Wege ſind auch von ſolchen Feuerſteinen und Kalk aufge-
fuͤhrt. Ich kam durch verſchiedne Staͤdte, von denen
einige befeſtigt ſind. Die Meilenzeiger ſind von Stein,
und mit einem Kreutze bezeichnet; die Viertel-Meilen-
zeiger aber nur von Holz mit einer kupfernen Platte.
Bey den Kloͤſtern trifft man Bettler, ſowohl Erwachſene

als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0060" n="32"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;te Abtheilung. Dritter Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
nicht leben, wurde wo&#x0364;chentlich nur &#x017F;o viel davon ausgege-<lb/>
ben, als zum Gebrauch hinreichte. &#x2014; Eine Menge<lb/>
Ka&#x017F;tanien hat man hier; an allen Ecken werden &#x017F;ie feil ge-<lb/>
boten, und &#x017F;ie &#x017F;ind zugleich &#x017F;ehr groß. Man bratet<lb/>
&#x017F;ie in einer Pfanne, und i&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ie &#x017F;o, bisweilen auch wohl<lb/>
mit fri&#x017F;cher Butter.</p><lb/>
          <p>Zu <placeName>Rouen</placeName> be&#x017F;uchte ich Herrn <persName>Pinard</persName>, Profe&#x017F;&#x017F;or<lb/>
der Botanik, und be&#x017F;ah &#x017F;ein Herbarium, das in Bu&#x0364;ndel ge-<lb/>
bunden und in Repo&#x017F;itorien aufge&#x017F;tellt i&#x017F;t. Der botani-<lb/>
&#x017F;che Garten liegt am Ende der Stadt, i&#x017F;t nicht &#x017F;ehr groß,<lb/>
hat aber in der Mitte einen runden Teich, und i&#x017F;t in zwey<lb/>
Quartiere abgetheilt. Auch entha&#x0364;lt er eine Orangerie,<lb/>
die aus drey Zimmern be&#x017F;teht, aber nicht vorzu&#x0364;glich i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Die Rei&#x017F;e von <placeName>Rouen</placeName> nach <placeName>Paris</placeName> machte ich in der<lb/>
gewo&#x0364;hnlichen Po&#x017F;tkut&#x017F;che, und ich mußte an das Po&#x017F;tamt<lb/>
mit Inbegriff der Fracht fu&#x0364;r meine Sachen einen Louisd&#x2019;or<lb/>
bezahlen. Ich war diesmahl der einzige Pa&#x017F;&#x017F;agier. Eine<lb/>
&#x017F;olche Po&#x017F;tkut&#x017F;che i&#x017F;t inde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;o groß, daß zehn Per&#x017F;onen<lb/>
darin Platz haben, auch wird &#x017F;ie hinten und vorn mit ei-<lb/>
ner Menge Koffer und andrer Sachen bepackt. Dies-<lb/>
mahl waren acht Pferde vorge&#x017F;pannt. Wenn der Weg<lb/>
einen Berg hinabging, wurde eins von den Hinterra&#x0364;dern<lb/>
mit einer ei&#x017F;ernen Kette ge&#x017F;perret. Manchmahl rauchten<lb/>
die Ra&#x0364;der von der &#x017F;tarken Friction. &#x2014; Die Land&#x017F;traße,<lb/>
welche durchga&#x0364;ngig &#x017F;ehr breit i&#x017F;t, &#x017F;ieht man zu beiden Sei-<lb/>
ten mit Ba&#x0364;umen bepflanzt. An allen Bergen liegen blaue<lb/>
und gelbe Feuer&#x017F;teine in Menge. Die Ha&#x0364;u&#x017F;er auf die&#x017F;em<lb/>
Wege &#x017F;ind auch von &#x017F;olchen Feuer&#x017F;teinen und Kalk aufge-<lb/>
fu&#x0364;hrt. Ich kam durch ver&#x017F;chiedne Sta&#x0364;dte, von denen<lb/>
einige befe&#x017F;tigt &#x017F;ind. Die Meilenzeiger &#x017F;ind von Stein,<lb/>
und mit einem Kreutze bezeichnet; die Viertel-Meilen-<lb/>
zeiger aber nur von Holz mit einer kupfernen Platte.<lb/>
Bey den Klo&#x0364;&#x017F;tern trifft man Bettler, &#x017F;owohl Erwach&#x017F;ene<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">als</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0060] Erſte Abtheilung. Dritter Abſchnitt. nicht leben, wurde woͤchentlich nur ſo viel davon ausgege- ben, als zum Gebrauch hinreichte. — Eine Menge Kaſtanien hat man hier; an allen Ecken werden ſie feil ge- boten, und ſie ſind zugleich ſehr groß. Man bratet ſie in einer Pfanne, und iſſet ſie ſo, bisweilen auch wohl mit friſcher Butter. Zu Rouen beſuchte ich Herrn Pinard, Profeſſor der Botanik, und beſah ſein Herbarium, das in Buͤndel ge- bunden und in Repoſitorien aufgeſtellt iſt. Der botani- ſche Garten liegt am Ende der Stadt, iſt nicht ſehr groß, hat aber in der Mitte einen runden Teich, und iſt in zwey Quartiere abgetheilt. Auch enthaͤlt er eine Orangerie, die aus drey Zimmern beſteht, aber nicht vorzuͤglich iſt. Die Reiſe von Rouen nach Paris machte ich in der gewoͤhnlichen Poſtkutſche, und ich mußte an das Poſtamt mit Inbegriff der Fracht fuͤr meine Sachen einen Louisd’or bezahlen. Ich war diesmahl der einzige Paſſagier. Eine ſolche Poſtkutſche iſt indeſſen ſo groß, daß zehn Perſonen darin Platz haben, auch wird ſie hinten und vorn mit ei- ner Menge Koffer und andrer Sachen bepackt. Dies- mahl waren acht Pferde vorgeſpannt. Wenn der Weg einen Berg hinabging, wurde eins von den Hinterraͤdern mit einer eiſernen Kette geſperret. Manchmahl rauchten die Raͤder von der ſtarken Friction. — Die Landſtraße, welche durchgaͤngig ſehr breit iſt, ſieht man zu beiden Sei- ten mit Baͤumen bepflanzt. An allen Bergen liegen blaue und gelbe Feuerſteine in Menge. Die Haͤuſer auf dieſem Wege ſind auch von ſolchen Feuerſteinen und Kalk aufge- fuͤhrt. Ich kam durch verſchiedne Staͤdte, von denen einige befeſtigt ſind. Die Meilenzeiger ſind von Stein, und mit einem Kreutze bezeichnet; die Viertel-Meilen- zeiger aber nur von Holz mit einer kupfernen Platte. Bey den Kloͤſtern trifft man Bettler, ſowohl Erwachſene als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/60
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/60>, abgerufen am 04.05.2024.