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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Reise von Holland nach dem Vorgebirge etc.
war jetzt bereits fertig, und wartete im Texel nur auf
günstigen Wind. Die zweyte war auch schon mit allen
ihren Officieren versehen. Man beschloß deswegen, ich
sollte als außerordentlicher oder überzähliger Wundarzt
auf einem der Schiffe angesetzt werden, die dermahlen
nach dem Cap bestimmt waren, um diese Reise mit
mehr Freyheit von Geschäfften verrichten zu können, und
nicht verbunden zu seyn, andre Dienste zu thun, als
mir selbst gefiele. Hiedurch erhielt ich auch hernach den
wichtigen und unschätzbaren Vortheil, daß ich bey mei-
ner dortigen Ankunft die Erlaubniß bekam, ganze drey
Jahr da zu bleiben, ohne nöthig zu haben, mit dem
Schiffe, wohin man es weiter verschicken würde, mit-
zugehen. Ich wurde also auf dem Schiffe Schoon-
Zigt angenommen, und hatte das Vergnügen, es von
einem Schwedischen Capitain, einem unweit Calmar
gebürtigen Smaländer, Nahmens Rondecranz, geführt
zu sehen.

Die kurze Zeit, da ich noch in Amsterdam blieb,
wandte ich dazu an, so viel ich nur konnte, Nachrich-
ten und Kenntniß von der hiesigen mächtigen Ostindi-
schen Compagnie, von den Einrichtungen und der Oeko-
nomie auf den Schiffen, und der Verfassung der in Ostin-
dien
befindlichen Handelscomtoire zu bekommen.

Nicht lange vor der Abfahrt wurde die Besatzung
gemustert, welche an Bord gehen sollte, und jeder legte
dabey im Hause der Ostindischen Compagnie seinen Eid
ab. Darauf wurden ihre Sachen ins Schiff gebracht.
Alle Laden und Kisten, (welche man für Bezahlung neu
bekommt,) werden im Ostindischen Hause mit dem Zei-
chen der Compagnie, welches eingebrannt wird, bezeich-
net. Ein Soldat bekommt nur eine kleine Lade, die un-
gefähr eine Elle ins Gevierte groß ist, um seine Sachen

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Reiſe von Holland nach dem Vorgebirge ꝛc.
war jetzt bereits fertig, und wartete im Texel nur auf
guͤnſtigen Wind. Die zweyte war auch ſchon mit allen
ihren Officieren verſehen. Man beſchloß deswegen, ich
ſollte als außerordentlicher oder uͤberzaͤhliger Wundarzt
auf einem der Schiffe angeſetzt werden, die dermahlen
nach dem Cap beſtimmt waren, um dieſe Reiſe mit
mehr Freyheit von Geſchaͤfften verrichten zu koͤnnen, und
nicht verbunden zu ſeyn, andre Dienſte zu thun, als
mir ſelbſt gefiele. Hiedurch erhielt ich auch hernach den
wichtigen und unſchaͤtzbaren Vortheil, daß ich bey mei-
ner dortigen Ankunft die Erlaubniß bekam, ganze drey
Jahr da zu bleiben, ohne noͤthig zu haben, mit dem
Schiffe, wohin man es weiter verſchicken wuͤrde, mit-
zugehen. Ich wurde alſo auf dem Schiffe Schoon-
Zigt angenommen, und hatte das Vergnuͤgen, es von
einem Schwediſchen Capitain, einem unweit Calmar
gebuͤrtigen Smalaͤnder, Nahmens Rondecranz, gefuͤhrt
zu ſehen.

Die kurze Zeit, da ich noch in Amſterdam blieb,
wandte ich dazu an, ſo viel ich nur konnte, Nachrich-
ten und Kenntniß von der hieſigen maͤchtigen Oſtindi-
ſchen Compagnie, von den Einrichtungen und der Oeko-
nomie auf den Schiffen, und der Verfaſſung der in Oſtin-
dien
befindlichen Handelscomtoire zu bekommen.

Nicht lange vor der Abfahrt wurde die Beſatzung
gemuſtert, welche an Bord gehen ſollte, und jeder legte
dabey im Hauſe der Oſtindiſchen Compagnie ſeinen Eid
ab. Darauf wurden ihre Sachen ins Schiff gebracht.
Alle Laden und Kiſten, (welche man fuͤr Bezahlung neu
bekommt,) werden im Oſtindiſchen Hauſe mit dem Zei-
chen der Compagnie, welches eingebrannt wird, bezeich-
net. Ein Soldat bekommt nur eine kleine Lade, die un-
gefaͤhr eine Elle ins Gevierte groß iſt, um ſeine Sachen

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[67/0095] Reiſe von Holland nach dem Vorgebirge ꝛc. war jetzt bereits fertig, und wartete im Texel nur auf guͤnſtigen Wind. Die zweyte war auch ſchon mit allen ihren Officieren verſehen. Man beſchloß deswegen, ich ſollte als außerordentlicher oder uͤberzaͤhliger Wundarzt auf einem der Schiffe angeſetzt werden, die dermahlen nach dem Cap beſtimmt waren, um dieſe Reiſe mit mehr Freyheit von Geſchaͤfften verrichten zu koͤnnen, und nicht verbunden zu ſeyn, andre Dienſte zu thun, als mir ſelbſt gefiele. Hiedurch erhielt ich auch hernach den wichtigen und unſchaͤtzbaren Vortheil, daß ich bey mei- ner dortigen Ankunft die Erlaubniß bekam, ganze drey Jahr da zu bleiben, ohne noͤthig zu haben, mit dem Schiffe, wohin man es weiter verſchicken wuͤrde, mit- zugehen. Ich wurde alſo auf dem Schiffe Schoon- Zigt angenommen, und hatte das Vergnuͤgen, es von einem Schwediſchen Capitain, einem unweit Calmar gebuͤrtigen Smalaͤnder, Nahmens Rondecranz, gefuͤhrt zu ſehen. Die kurze Zeit, da ich noch in Amſterdam blieb, wandte ich dazu an, ſo viel ich nur konnte, Nachrich- ten und Kenntniß von der hieſigen maͤchtigen Oſtindi- ſchen Compagnie, von den Einrichtungen und der Oeko- nomie auf den Schiffen, und der Verfaſſung der in Oſtin- dien befindlichen Handelscomtoire zu bekommen. Nicht lange vor der Abfahrt wurde die Beſatzung gemuſtert, welche an Bord gehen ſollte, und jeder legte dabey im Hauſe der Oſtindiſchen Compagnie ſeinen Eid ab. Darauf wurden ihre Sachen ins Schiff gebracht. Alle Laden und Kiſten, (welche man fuͤr Bezahlung neu bekommt,) werden im Oſtindiſchen Hauſe mit dem Zei- chen der Compagnie, welches eingebrannt wird, bezeich- net. Ein Soldat bekommt nur eine kleine Lade, die un- gefaͤhr eine Elle ins Gevierte groß iſt, um ſeine Sachen E 2

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/95>, abgerufen am 28.04.2024.