Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite
Von der Landwirthschaft der Japaner.

Pflug und Egge gebraucht man in Japan wenig.
Das meiste Land, auch das Feld, wird, und zwar sehr
fein und locker, umgegraben. Welchen Nutzen dies
hat, darf ich nicht erinnern. Ueberhaupt bringt bey
der Art, wie die Japaner ihren Acker bearbeiten, ein
kleiner Platz eben so viel, als in Europa ein weit grös-
serer, ein. Zum Graben gebraucht man einen etwas
gekrümmten, einen Fuß langen und eine Hand breiten
Spaden. Der Pflug wird von einer Kuh oder einem
Ochsen gezogen.

Wenn der Bauer sein Feld umgräbt, oder pflügt,
folgt ihm allezeit eine Parthey schöne, weißliche Rei-
her (Ardea) nach, welche die mit aufgegrabenen Wür-
mer und anderes Ungeziefer, auflesen; Solchergestalt kön-
nen auch diese der Saat und den Gewächsen nichts scha-
den. Diese Reiher sind ganz zahm, und um des
Nutzens willen, den sie stiften, thut ihnen niemand et-
was zu Leide.

Von Hecken, Zäunen, Feldmauren und andern
Befriedigungen des Ackers, weiß man hier nichts.
Alles liegt frey und offen. Vieh, keiner Art geht
draussen, kann also auch nichts beschädigen. Von
den Wegen abweichen, und über den Acker fahren,
oder gehen, würde sich hier niemand unterstehen. Der
Platz, welchen der Zaun, oder dergleichen einnehmen
würde, wird also auch benutzt.

Die vornehmste Getreideart ist Reis. Buch-
weitzen, Rocken, Gersten und Weitzen, wird wenig
gesäet.

Das Land, worauf Reis gepflanzt werden soll,
fängt der Landmann schon im April an umzugraben.
Es steht alsdenn beynahe ganz und gar unter Wasser,

Von der Landwirthſchaft der Japaner.

Pflug und Egge gebraucht man in Japan wenig.
Das meiſte Land, auch das Feld, wird, und zwar ſehr
fein und locker, umgegraben. Welchen Nutzen dies
hat, darf ich nicht erinnern. Ueberhaupt bringt bey
der Art, wie die Japaner ihren Acker bearbeiten, ein
kleiner Platz eben ſo viel, als in Europa ein weit groͤſ-
ſerer, ein. Zum Graben gebraucht man einen etwas
gekruͤmmten, einen Fuß langen und eine Hand breiten
Spaden. Der Pflug wird von einer Kuh oder einem
Ochſen gezogen.

Wenn der Bauer ſein Feld umgraͤbt, oder pfluͤgt,
folgt ihm allezeit eine Parthey ſchoͤne, weißliche Rei-
her (Ardea) nach, welche die mit aufgegrabenen Wuͤr-
mer und anderes Ungeziefer, aufleſen; Solchergeſtalt koͤn-
nen auch dieſe der Saat und den Gewaͤchſen nichts ſcha-
den. Dieſe Reiher ſind ganz zahm, und um des
Nutzens willen, den ſie ſtiften, thut ihnen niemand et-
was zu Leide.

Von Hecken, Zaͤunen, Feldmauren und andern
Befriedigungen des Ackers, weiß man hier nichts.
Alles liegt frey und offen. Vieh, keiner Art geht
drauſſen, kann alſo auch nichts beſchaͤdigen. Von
den Wegen abweichen, und uͤber den Acker fahren,
oder gehen, wuͤrde ſich hier niemand unterſtehen. Der
Platz, welchen der Zaun, oder dergleichen einnehmen
wuͤrde, wird alſo auch benutzt.

Die vornehmſte Getreideart iſt Reis. Buch-
weitzen, Rocken, Gerſten und Weitzen, wird wenig
geſaͤet.

Das Land, worauf Reis gepflanzt werden ſoll,
faͤngt der Landmann ſchon im April an umzugraben.
Es ſteht alsdenn beynahe ganz und gar unter Waſſer,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0351" n="61"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von der Landwirth&#x017F;chaft der Japaner.</hi> </fw><lb/>
            <p>Pflug und Egge gebraucht man in <placeName>Japan</placeName> wenig.<lb/>
Das mei&#x017F;te Land, auch das Feld, wird, und zwar &#x017F;ehr<lb/>
fein und locker, umgegraben. Welchen Nutzen dies<lb/>
hat, darf ich nicht erinnern. Ueberhaupt bringt bey<lb/>
der Art, wie die Japaner ihren Acker bearbeiten, ein<lb/>
kleiner Platz eben &#x017F;o viel, als in <placeName>Europa</placeName> ein weit gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erer, ein. Zum Graben gebraucht man einen etwas<lb/>
gekru&#x0364;mmten, einen Fuß langen und eine Hand breiten<lb/>
Spaden. Der Pflug wird von einer Kuh oder einem<lb/>
Och&#x017F;en gezogen.</p><lb/>
            <p>Wenn der Bauer &#x017F;ein Feld umgra&#x0364;bt, oder pflu&#x0364;gt,<lb/>
folgt ihm allezeit eine Parthey &#x017F;cho&#x0364;ne, weißliche Rei-<lb/>
her (<hi rendition="#aq">Ardea</hi>) nach, welche die mit aufgegrabenen Wu&#x0364;r-<lb/>
mer und anderes Ungeziefer, aufle&#x017F;en; Solcherge&#x017F;talt ko&#x0364;n-<lb/>
nen auch <hi rendition="#g">die&#x017F;e</hi> der Saat und den Gewa&#x0364;ch&#x017F;en nichts &#x017F;cha-<lb/>
den. Die&#x017F;e Reiher &#x017F;ind ganz zahm, und um des<lb/>
Nutzens willen, den &#x017F;ie &#x017F;tiften, thut ihnen niemand et-<lb/>
was zu Leide.</p><lb/>
            <p>Von Hecken, Za&#x0364;unen, Feldmauren und andern<lb/>
Befriedigungen des Ackers, weiß man hier nichts.<lb/>
Alles liegt frey und offen. Vieh, keiner Art geht<lb/>
drau&#x017F;&#x017F;en, kann al&#x017F;o auch nichts be&#x017F;cha&#x0364;digen. Von<lb/>
den Wegen abweichen, und u&#x0364;ber den Acker fahren,<lb/>
oder gehen, wu&#x0364;rde &#x017F;ich hier niemand unter&#x017F;tehen. Der<lb/>
Platz, welchen der Zaun, oder dergleichen einnehmen<lb/>
wu&#x0364;rde, wird al&#x017F;o auch benutzt.</p><lb/>
            <p>Die vornehm&#x017F;te Getreideart i&#x017F;t Reis. Buch-<lb/>
weitzen, Rocken, Ger&#x017F;ten und Weitzen, wird wenig<lb/>
ge&#x017F;a&#x0364;et.</p><lb/>
            <p>Das Land, worauf Reis gepflanzt werden &#x017F;oll,<lb/>
fa&#x0364;ngt der Landmann &#x017F;chon im April an umzugraben.<lb/>
Es &#x017F;teht alsdenn beynahe ganz und gar unter Wa&#x017F;&#x017F;er,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0351] Von der Landwirthſchaft der Japaner. Pflug und Egge gebraucht man in Japan wenig. Das meiſte Land, auch das Feld, wird, und zwar ſehr fein und locker, umgegraben. Welchen Nutzen dies hat, darf ich nicht erinnern. Ueberhaupt bringt bey der Art, wie die Japaner ihren Acker bearbeiten, ein kleiner Platz eben ſo viel, als in Europa ein weit groͤſ- ſerer, ein. Zum Graben gebraucht man einen etwas gekruͤmmten, einen Fuß langen und eine Hand breiten Spaden. Der Pflug wird von einer Kuh oder einem Ochſen gezogen. Wenn der Bauer ſein Feld umgraͤbt, oder pfluͤgt, folgt ihm allezeit eine Parthey ſchoͤne, weißliche Rei- her (Ardea) nach, welche die mit aufgegrabenen Wuͤr- mer und anderes Ungeziefer, aufleſen; Solchergeſtalt koͤn- nen auch dieſe der Saat und den Gewaͤchſen nichts ſcha- den. Dieſe Reiher ſind ganz zahm, und um des Nutzens willen, den ſie ſtiften, thut ihnen niemand et- was zu Leide. Von Hecken, Zaͤunen, Feldmauren und andern Befriedigungen des Ackers, weiß man hier nichts. Alles liegt frey und offen. Vieh, keiner Art geht drauſſen, kann alſo auch nichts beſchaͤdigen. Von den Wegen abweichen, und uͤber den Acker fahren, oder gehen, wuͤrde ſich hier niemand unterſtehen. Der Platz, welchen der Zaun, oder dergleichen einnehmen wuͤrde, wird alſo auch benutzt. Die vornehmſte Getreideart iſt Reis. Buch- weitzen, Rocken, Gerſten und Weitzen, wird wenig geſaͤet. Das Land, worauf Reis gepflanzt werden ſoll, faͤngt der Landmann ſchon im April an umzugraben. Es ſteht alsdenn beynahe ganz und gar unter Waſſer,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/351
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/351>, abgerufen am 09.06.2024.