Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Die Gemälde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–123. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

vermiethe die übrigen Theile meines Hauses, welches mir doch ohne Nutzen leer steht, und behalte nur diesen kleinen Saal und die angränzenden Zimmer. So hoffe ich, ohne Sorgen, bei einer vernünftigen Lebensart, über die ersten Jahre hinüber zu kommen und mich indeß zu irgend einem Amte tauglich gemacht zu haben.

Hier also wird dein Museum sein? sagte Eulenböck, indem er mit dem Kopfe schüttelte. Diese Einrichtung will mir gar nicht gefallen, denn ich glaube nicht, daß diese Wände dazu geeignet sind, um hier gehörig studiren zu lassen, denn sie haben nicht die gehörige Resonanz, das Zimmer selbst hat nicht die wahre Quadratur, die Gedanken schlagen zu heftig zurück und verschwirren, und wenn du einmal eine rechte Fuge denken willst, so klappert gewiß Alles durch einander. Dein seliger Papa war auch darin wunderlich, noch in seinen letzten Jahren diesen schönen Saal durch seinen Eigensinn so zu verderben. Sonst sah man die Straße auf der einen Seite und hier auf der andern über den Garten und den Park hinweg in die Hügel und fernen Berge hinein. Diese schöne Aussicht hat er nicht nur zumauern lassen, sondern auch noch die Fensteröffnungen mit Bohlen und Täfelung weit herein verbaut, und so das Ebenmaß des Zimmers gestört. An deiner Stelle riß' ich das Wesen, Tapeten und Vertäfelung wieder auf und ließe, wenn doch einmal Fenster fehlen sollen, jene nach der Straße vermauern.

Es war kein Eigensinn, sagte Eduard, es geschah,

vermiethe die übrigen Theile meines Hauses, welches mir doch ohne Nutzen leer steht, und behalte nur diesen kleinen Saal und die angränzenden Zimmer. So hoffe ich, ohne Sorgen, bei einer vernünftigen Lebensart, über die ersten Jahre hinüber zu kommen und mich indeß zu irgend einem Amte tauglich gemacht zu haben.

Hier also wird dein Museum sein? sagte Eulenböck, indem er mit dem Kopfe schüttelte. Diese Einrichtung will mir gar nicht gefallen, denn ich glaube nicht, daß diese Wände dazu geeignet sind, um hier gehörig studiren zu lassen, denn sie haben nicht die gehörige Resonanz, das Zimmer selbst hat nicht die wahre Quadratur, die Gedanken schlagen zu heftig zurück und verschwirren, und wenn du einmal eine rechte Fuge denken willst, so klappert gewiß Alles durch einander. Dein seliger Papa war auch darin wunderlich, noch in seinen letzten Jahren diesen schönen Saal durch seinen Eigensinn so zu verderben. Sonst sah man die Straße auf der einen Seite und hier auf der andern über den Garten und den Park hinweg in die Hügel und fernen Berge hinein. Diese schöne Aussicht hat er nicht nur zumauern lassen, sondern auch noch die Fensteröffnungen mit Bohlen und Täfelung weit herein verbaut, und so das Ebenmaß des Zimmers gestört. An deiner Stelle riß' ich das Wesen, Tapeten und Vertäfelung wieder auf und ließe, wenn doch einmal Fenster fehlen sollen, jene nach der Straße vermauern.

Es war kein Eigensinn, sagte Eduard, es geschah,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="7">
        <p><pb facs="#f0095"/>
vermiethe die übrigen Theile                meines Hauses, welches mir doch ohne Nutzen leer steht, und behalte nur diesen                kleinen Saal und die angränzenden Zimmer. So hoffe ich, ohne Sorgen, bei einer                vernünftigen Lebensart, über die ersten Jahre hinüber zu kommen und mich indeß zu                irgend einem Amte tauglich gemacht zu haben.</p><lb/>
        <p>Hier also wird dein Museum sein? sagte Eulenböck, indem er mit dem Kopfe schüttelte.                Diese Einrichtung will mir gar nicht gefallen, denn ich glaube nicht, daß diese Wände                dazu geeignet sind, um hier gehörig studiren zu lassen, denn sie haben nicht die                gehörige Resonanz, das Zimmer selbst hat nicht die wahre Quadratur, die Gedanken                schlagen zu heftig zurück und verschwirren, und wenn du einmal eine rechte Fuge                denken willst, so klappert gewiß Alles durch einander. Dein seliger Papa war auch                darin wunderlich, noch in seinen letzten Jahren diesen schönen Saal durch seinen                Eigensinn so zu verderben. Sonst sah man die Straße auf der einen Seite und hier auf                der andern über den Garten und den Park hinweg in die Hügel und fernen Berge hinein.                Diese schöne Aussicht hat er nicht nur zumauern lassen, sondern auch noch die                Fensteröffnungen mit Bohlen und Täfelung weit herein verbaut, und so das Ebenmaß des                Zimmers gestört. An deiner Stelle riß' ich das Wesen, Tapeten und Vertäfelung wieder                auf und ließe, wenn doch einmal Fenster fehlen sollen, jene nach der Straße                vermauern.</p><lb/>
        <p>Es war kein Eigensinn, sagte Eduard, es geschah,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0095] vermiethe die übrigen Theile meines Hauses, welches mir doch ohne Nutzen leer steht, und behalte nur diesen kleinen Saal und die angränzenden Zimmer. So hoffe ich, ohne Sorgen, bei einer vernünftigen Lebensart, über die ersten Jahre hinüber zu kommen und mich indeß zu irgend einem Amte tauglich gemacht zu haben. Hier also wird dein Museum sein? sagte Eulenböck, indem er mit dem Kopfe schüttelte. Diese Einrichtung will mir gar nicht gefallen, denn ich glaube nicht, daß diese Wände dazu geeignet sind, um hier gehörig studiren zu lassen, denn sie haben nicht die gehörige Resonanz, das Zimmer selbst hat nicht die wahre Quadratur, die Gedanken schlagen zu heftig zurück und verschwirren, und wenn du einmal eine rechte Fuge denken willst, so klappert gewiß Alles durch einander. Dein seliger Papa war auch darin wunderlich, noch in seinen letzten Jahren diesen schönen Saal durch seinen Eigensinn so zu verderben. Sonst sah man die Straße auf der einen Seite und hier auf der andern über den Garten und den Park hinweg in die Hügel und fernen Berge hinein. Diese schöne Aussicht hat er nicht nur zumauern lassen, sondern auch noch die Fensteröffnungen mit Bohlen und Täfelung weit herein verbaut, und so das Ebenmaß des Zimmers gestört. An deiner Stelle riß' ich das Wesen, Tapeten und Vertäfelung wieder auf und ließe, wenn doch einmal Fenster fehlen sollen, jene nach der Straße vermauern. Es war kein Eigensinn, sagte Eduard, es geschah,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:27:02Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:27:02Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_gemaelde_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_gemaelde_1910/95
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Die Gemälde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–123. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_gemaelde_1910/95>, abgerufen am 02.05.2024.