Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweite Abtheilung.
Nimian.
So ist es, gnädger Herr, die Kriegesschäden,
Verlust bei großen Häusern in Venedig,
Und freilich auch des Sohnes wilder Leichtsinn,
Unüberlegtes Thun, das ihn verbannte,
Von Gläubigern, Beleidigten verfolgt,
Dies Heer von Uebeln ist die Züchtigung
Für Jugendthorheit meinem schwachen Alter.
König.
Ich hoffte, daß noch Rath und Hülfe wäre,
Ihr habt euch näher niemals mir vertraut,
Zwar war mein Schatz durch Krieg, durch Rü-
stungen
Und neue Flotten selbst mehr als erschöpft --
Nimian.
Zu hohe Gnade! kannt' ich doch die Noth
Des Vaterlands, und das schloß meinen Mund
Den König zu belästgen, der für Tausend
Zu sorgen hat, die täglich zu ihm schrein.
König.
Und der Verkauf ist nun schon abgeschlossen?
Nimian.
Heut kam ich in die Stadt, zu untersiegeln.
Doch seltsam, noch kenn' ich den Käufer nicht,
Er nennt sich nicht, läßt durch Valerio handeln,
Dem ich die größten Summen schuldig bin.
König.
Ich suche darin meinen größten Stolz
Treu meiner Freunde immer zu gedenken,
Es kömmt, veranlaßt so durch mich, zu Euch
Der reiche Fremde morgen auf das Land,
Zweite Abtheilung.
Nimian.
So iſt es, gnaͤdger Herr, die Kriegesſchaͤden,
Verluſt bei großen Haͤuſern in Venedig,
Und freilich auch des Sohnes wilder Leichtſinn,
Unuͤberlegtes Thun, das ihn verbannte,
Von Glaͤubigern, Beleidigten verfolgt,
Dies Heer von Uebeln iſt die Zuͤchtigung
Fuͤr Jugendthorheit meinem ſchwachen Alter.
Koͤnig.
Ich hoffte, daß noch Rath und Huͤlfe waͤre,
Ihr habt euch naͤher niemals mir vertraut,
Zwar war mein Schatz durch Krieg, durch Ruͤ-
ſtungen
Und neue Flotten ſelbſt mehr als erſchoͤpft —
Nimian.
Zu hohe Gnade! kannt' ich doch die Noth
Des Vaterlands, und das ſchloß meinen Mund
Den Koͤnig zu belaͤſtgen, der fuͤr Tauſend
Zu ſorgen hat, die taͤglich zu ihm ſchrein.
Koͤnig.
Und der Verkauf iſt nun ſchon abgeſchloſſen?
Nimian.
Heut kam ich in die Stadt, zu unterſiegeln.
Doch ſeltſam, noch kenn' ich den Kaͤufer nicht,
Er nennt ſich nicht, laͤßt durch Valerio handeln,
Dem ich die groͤßten Summen ſchuldig bin.
Koͤnig.
Ich ſuche darin meinen groͤßten Stolz
Treu meiner Freunde immer zu gedenken,
Es koͤmmt, veranlaßt ſo durch mich, zu Euch
Der reiche Fremde morgen auf das Land,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0206" n="196"/>
              <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/>
              <sp who="#NIM">
                <speaker><hi rendition="#g">Nimian</hi>.</speaker><lb/>
                <p>So i&#x017F;t es, gna&#x0364;dger Herr, die Krieges&#x017F;cha&#x0364;den,<lb/>
Verlu&#x017F;t bei großen Ha&#x0364;u&#x017F;ern in Venedig,<lb/>
Und freilich auch des Sohnes wilder Leicht&#x017F;inn,<lb/>
Unu&#x0364;berlegtes Thun, das ihn verbannte,<lb/>
Von Gla&#x0364;ubigern, Beleidigten verfolgt,<lb/>
Dies Heer von Uebeln i&#x017F;t die Zu&#x0364;chtigung<lb/>
Fu&#x0364;r Jugendthorheit meinem &#x017F;chwachen Alter.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Ko&#x0364;nig">
                <speaker><hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Ich hoffte, daß noch Rath und Hu&#x0364;lfe wa&#x0364;re,<lb/>
Ihr habt euch na&#x0364;her niemals mir vertraut,<lb/>
Zwar war mein Schatz durch Krieg, durch Ru&#x0364;-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tungen</hi><lb/>
Und neue Flotten &#x017F;elb&#x017F;t mehr als er&#x017F;cho&#x0364;pft &#x2014;</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#NIM">
                <speaker><hi rendition="#g">Nimian</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Zu hohe Gnade! kannt' ich doch die Noth<lb/>
Des Vaterlands, und das &#x017F;chloß meinen Mund<lb/>
Den Ko&#x0364;nig zu bela&#x0364;&#x017F;tgen, der fu&#x0364;r Tau&#x017F;end<lb/>
Zu &#x017F;orgen hat, die ta&#x0364;glich zu ihm &#x017F;chrein.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Ko&#x0364;nig">
                <speaker><hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Und der Verkauf i&#x017F;t nun &#x017F;chon abge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#NIM">
                <speaker><hi rendition="#g">Nimian</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Heut kam ich in die Stadt, zu unter&#x017F;iegeln.<lb/>
Doch &#x017F;elt&#x017F;am, noch kenn' ich den Ka&#x0364;ufer nicht,<lb/>
Er nennt &#x017F;ich nicht, la&#x0364;ßt durch Valerio handeln,<lb/>
Dem ich die gro&#x0364;ßten Summen &#x017F;chuldig bin.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Ko&#x0364;nig">
                <speaker><hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Ich &#x017F;uche darin meinen gro&#x0364;ßten Stolz<lb/>
Treu meiner Freunde immer zu gedenken,<lb/>
Es ko&#x0364;mmt, veranlaßt &#x017F;o durch mich, zu Euch<lb/>
Der reiche Fremde morgen auf das Land,<lb/></p>
              </sp>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0206] Zweite Abtheilung. Nimian. So iſt es, gnaͤdger Herr, die Kriegesſchaͤden, Verluſt bei großen Haͤuſern in Venedig, Und freilich auch des Sohnes wilder Leichtſinn, Unuͤberlegtes Thun, das ihn verbannte, Von Glaͤubigern, Beleidigten verfolgt, Dies Heer von Uebeln iſt die Zuͤchtigung Fuͤr Jugendthorheit meinem ſchwachen Alter. Koͤnig. Ich hoffte, daß noch Rath und Huͤlfe waͤre, Ihr habt euch naͤher niemals mir vertraut, Zwar war mein Schatz durch Krieg, durch Ruͤ- ſtungen Und neue Flotten ſelbſt mehr als erſchoͤpft — Nimian. Zu hohe Gnade! kannt' ich doch die Noth Des Vaterlands, und das ſchloß meinen Mund Den Koͤnig zu belaͤſtgen, der fuͤr Tauſend Zu ſorgen hat, die taͤglich zu ihm ſchrein. Koͤnig. Und der Verkauf iſt nun ſchon abgeſchloſſen? Nimian. Heut kam ich in die Stadt, zu unterſiegeln. Doch ſeltſam, noch kenn' ich den Kaͤufer nicht, Er nennt ſich nicht, laͤßt durch Valerio handeln, Dem ich die groͤßten Summen ſchuldig bin. Koͤnig. Ich ſuche darin meinen groͤßten Stolz Treu meiner Freunde immer zu gedenken, Es koͤmmt, veranlaßt ſo durch mich, zu Euch Der reiche Fremde morgen auf das Land,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/206
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/206>, abgerufen am 27.04.2024.