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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Fortunat.
Limosin.
Nein, mäßigt Euch, mit Hitz' und mit Gewalt
Ist hier nichts auszurichten. List! Verstellung!
Wir legen ihm wohl einen Hinterhalt,
Doch müßt Ihr klug seyn, daß Verdacht uns nicht
Und die Entdeckung trifft.
Theodor..
Klug wie der Teufel.
Limosin.
Ich wüßte wohl, wie wir ihn fangen könnten.
Theodor..
O sagt! O sprecht! Mir wässert schon der Mund.
Limosin.
Er hat ein Liebchen wohnen dort im Park,
Drei Stunden von der Stadt, und reitet oft
Des Abends hin mit wenigem Gefolge,
Im Hohlweg kann man ihn bequem erlauern;
Die fremden Diener die Ihr mit gebracht
Erkennt hier Niemand, man verlarvt sie noch,
Was ihn begleitet schlägt man tod, ihn selbst
Schleppt man gebunden fort in dunkler Nacht.
Theodor..
Allein wohin?
Limosin.
Fern an der Meeresküste,
In Wald und Fels versteckt, liegt mir ein Schloß,
Veraltet und Ruine, wen'ge Zimmer
Sind nur noch wohnlich, doch ein großer Thurm
Steht fest und kann zum Kerker dienlich seyn.
Dahin verirrt sich Niemand, wen'ge wissen
Um dies Gebäu, ich selbst besuch' es selten;
Ein alter Eisenfresser sitzt mir dort,
Der meinethalb wohl Rad und Galgen wagt.

Fortunat.
Limoſin.
Nein, maͤßigt Euch, mit Hitz' und mit Gewalt
Iſt hier nichts auszurichten. Liſt! Verſtellung!
Wir legen ihm wohl einen Hinterhalt,
Doch muͤßt Ihr klug ſeyn, daß Verdacht uns nicht
Und die Entdeckung trifft.
Theodor..
Klug wie der Teufel.
Limoſin.
Ich wuͤßte wohl, wie wir ihn fangen koͤnnten.
Theodor..
O ſagt! O ſprecht! Mir waͤſſert ſchon der Mund.
Limoſin.
Er hat ein Liebchen wohnen dort im Park,
Drei Stunden von der Stadt, und reitet oft
Des Abends hin mit wenigem Gefolge,
Im Hohlweg kann man ihn bequem erlauern;
Die fremden Diener die Ihr mit gebracht
Erkennt hier Niemand, man verlarvt ſie noch,
Was ihn begleitet ſchlaͤgt man tod, ihn ſelbſt
Schleppt man gebunden fort in dunkler Nacht.
Theodor..
Allein wohin?
Limoſin.
Fern an der Meereskuͤſte,
In Wald und Fels verſteckt, liegt mir ein Schloß,
Veraltet und Ruine, wen'ge Zimmer
Sind nur noch wohnlich, doch ein großer Thurm
Steht feſt und kann zum Kerker dienlich ſeyn.
Dahin verirrt ſich Niemand, wen'ge wiſſen
Um dies Gebaͤu, ich ſelbſt beſuch' es ſelten;
Ein alter Eiſenfreſſer ſitzt mir dort,
Der meinethalb wohl Rad und Galgen wagt.

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[473/0483] Fortunat. Limoſin. Nein, maͤßigt Euch, mit Hitz' und mit Gewalt Iſt hier nichts auszurichten. Liſt! Verſtellung! Wir legen ihm wohl einen Hinterhalt, Doch muͤßt Ihr klug ſeyn, daß Verdacht uns nicht Und die Entdeckung trifft. Theodor.. Klug wie der Teufel. Limoſin. Ich wuͤßte wohl, wie wir ihn fangen koͤnnten. Theodor.. O ſagt! O ſprecht! Mir waͤſſert ſchon der Mund. Limoſin. Er hat ein Liebchen wohnen dort im Park, Drei Stunden von der Stadt, und reitet oft Des Abends hin mit wenigem Gefolge, Im Hohlweg kann man ihn bequem erlauern; Die fremden Diener die Ihr mit gebracht Erkennt hier Niemand, man verlarvt ſie noch, Was ihn begleitet ſchlaͤgt man tod, ihn ſelbſt Schleppt man gebunden fort in dunkler Nacht. Theodor.. Allein wohin? Limoſin. Fern an der Meereskuͤſte, In Wald und Fels verſteckt, liegt mir ein Schloß, Veraltet und Ruine, wen'ge Zimmer Sind nur noch wohnlich, doch ein großer Thurm Steht feſt und kann zum Kerker dienlich ſeyn. Dahin verirrt ſich Niemand, wen'ge wiſſen Um dies Gebaͤu, ich ſelbſt beſuch' es ſelten; Ein alter Eiſenfreſſer ſitzt mir dort, Der meinethalb wohl Rad und Galgen wagt.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/483>, abgerufen am 29.04.2024.