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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

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Wir werden zuerst unsere Erklärung des Lebens
auf Gegenstände der Erfahrung anwenden, oder die
Frage zu beantworten suchen: welche Körper
zur lebenden und welche zur leblosen
Natur zu rechnen sind?
Hierbey aber stossen
wir auf eine nicht geringe Schwürigkeit. Wir kön-
nen jene Erklärung nur da anwenden, wo wir
schon eine hinreichende Menge von Erfahrungen
haben. Allein wie viele Körper giebt es nicht, wo-
bey uns diese noch fehlt, ja, woran nicht einmal
Beobachtungen möglich sind. Vielleicht existiren
daher manche Körper, die wir als leblos betrach-
ten, welche aber in der That zur lebenden Natur
gehören.

Der zweyte Gegenstand unserer Untersuchun-
gen wird das Beharrliche in den Erschei-
nungen des Lebens,
oder die Organisa-
tion
der lebenden Körper seyn. Wir begreifen
aber unter Organisation dreyerley:

1) Die Struktur, oder die Gestalt der Organe,
und deren räumliche Verhältnisse.
2) Die Textur, oder die Beschaffenheit der
Grundtheile, und die Zusammensetzung der-
selben.
3) Die Mischung, oder die Grundstoffe, wor-
aus diese Grundtheile bestehen.

Dieser Theil unsers Werks würde also eine
Classifikation der Thiere und Pflanzen nach der

Ver-

Wir werden zuerst unsere Erklärung des Lebens
auf Gegenstände der Erfahrung anwenden, oder die
Frage zu beantworten suchen: welche Körper
zur lebenden und welche zur leblosen
Natur zu rechnen sind?
Hierbey aber stoſsen
wir auf eine nicht geringe Schwürigkeit. Wir kön-
nen jene Erklärung nur da anwenden, wo wir
schon eine hinreichende Menge von Erfahrungen
haben. Allein wie viele Körper giebt es nicht, wo-
bey uns diese noch fehlt, ja, woran nicht einmal
Beobachtungen möglich sind. Vielleicht existiren
daher manche Körper, die wir als leblos betrach-
ten, welche aber in der That zur lebenden Natur
gehören.

Der zweyte Gegenstand unserer Untersuchun-
gen wird das Beharrliche in den Erschei-
nungen des Lebens,
oder die Organisa-
tion
der lebenden Körper seyn. Wir begreifen
aber unter Organisation dreyerley:

1) Die Struktur, oder die Gestalt der Organe,
und deren räumliche Verhältnisse.
2) Die Textur, oder die Beschaffenheit der
Grundtheile, und die Zusammensetzung der-
selben.
3) Die Mischung, oder die Grundstoffe, wor-
aus diese Grundtheile bestehen.

Dieser Theil unsers Werks würde also eine
Classifikation der Thiere und Pflanzen nach der

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[106/0126] Wir werden zuerst unsere Erklärung des Lebens auf Gegenstände der Erfahrung anwenden, oder die Frage zu beantworten suchen: welche Körper zur lebenden und welche zur leblosen Natur zu rechnen sind? Hierbey aber stoſsen wir auf eine nicht geringe Schwürigkeit. Wir kön- nen jene Erklärung nur da anwenden, wo wir schon eine hinreichende Menge von Erfahrungen haben. Allein wie viele Körper giebt es nicht, wo- bey uns diese noch fehlt, ja, woran nicht einmal Beobachtungen möglich sind. Vielleicht existiren daher manche Körper, die wir als leblos betrach- ten, welche aber in der That zur lebenden Natur gehören. Der zweyte Gegenstand unserer Untersuchun- gen wird das Beharrliche in den Erschei- nungen des Lebens, oder die Organisa- tion der lebenden Körper seyn. Wir begreifen aber unter Organisation dreyerley: 1) Die Struktur, oder die Gestalt der Organe, und deren räumliche Verhältnisse. 2) Die Textur, oder die Beschaffenheit der Grundtheile, und die Zusammensetzung der- selben. 3) Die Mischung, oder die Grundstoffe, wor- aus diese Grundtheile bestehen. Dieser Theil unsers Werks würde also eine Classifikation der Thiere und Pflanzen nach der Ver-

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/126>, abgerufen am 27.04.2024.