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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

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Der Saamenbehälter der Laubmoose ist eine
Büchse, die nicht der Länge nach aufspring, son-
dern durch Abwerfung eines Deckels sich öffnet.
In ihrer innern Höhle geht von dem Orte der Inser-
tion des Stengels zum Mittelpunkte des Deckels ein
säulenförmiges Organ (sporangidium), an welchem
die Saamenkörner befestigt sind. Der Deckel ist
oft durch einen elastischen Ring mit der Mündung
der Buchse verbunden, und diese häufig mit häuti-
gen Zähnen, oder Haaren besetzt. Hier finden sich
übrigens, ausser den grünen Pflanzenblättern, die
sich schon bey den Lebermoosen zeigen, auch deut-
liche Wurzeln, wovon bey den letztern nur erst
schwache Spuren vorhanden sind.

Mit den Farrnkräutern geht die Natur auf der
einen Seite zur vegetabilischen Organisation über.
Auf der andern Seite aber erscheint in dieser Fami-
lie wieder die Struktur der Thierpflanzen, die bey
den Laubmoosen fast schon ganz verschwunden
war. Sie enthält die palmenartigen Geschlechter
Zamia und Cycas, aber in ihr hat zugleich das den
Enkriniten ähnliche Equisetum seine Stelle. Ihre
Haupt-Charaktere sind lange, spröde, vielfach ge-
fiederte, bey ihrem Entstehen meist zusammenge-
rollte, an der Basis oft mit Schuppen besetzte, und
entweder wechselsweise, oder sternförmig geord-
nete Blätter; runde Saamenbehälter, die entweder
einzeln, jeder auf einem eigenen Stiele, an der

Wur-
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Der Saamenbehälter der Laubmoose ist eine
Büchse, die nicht der Länge nach aufspring, son-
dern durch Abwerfung eines Deckels sich öffnet.
In ihrer innern Höhle geht von dem Orte der Inser-
tion des Stengels zum Mittelpunkte des Deckels ein
säulenförmiges Organ (sporangidium), an welchem
die Saamenkörner befestigt sind. Der Deckel ist
oft durch einen elastischen Ring mit der Mündung
der Buchse verbunden, und diese häufig mit häuti-
gen Zähnen, oder Haaren besetzt. Hier finden sich
übrigens, ausser den grünen Pflanzenblättern, die
sich schon bey den Lebermoosen zeigen, auch deut-
liche Wurzeln, wovon bey den letztern nur erst
schwache Spuren vorhanden sind.

Mit den Farrnkräutern geht die Natur auf der
einen Seite zur vegetabilischen Organisation über.
Auf der andern Seite aber erscheint in dieser Fami-
lie wieder die Struktur der Thierpflanzen, die bey
den Laubmoosen fast schon ganz verschwunden
war. Sie enthält die palmenartigen Geschlechter
Zamia und Cycas, aber in ihr hat zugleich das den
Enkriniten ähnliche Equisetum seine Stelle. Ihre
Haupt-Charaktere sind lange, spröde, vielfach ge-
fiederte, bey ihrem Entstehen meist zusammenge-
rollte, an der Basis oft mit Schuppen besetzte, und
entweder wechselsweise, oder sternförmig geord-
nete Blätter; runde Saamenbehälter, die entweder
einzeln, jeder auf einem eigenen Stiele, an der

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[419/0439] Der Saamenbehälter der Laubmoose ist eine Büchse, die nicht der Länge nach aufspring, son- dern durch Abwerfung eines Deckels sich öffnet. In ihrer innern Höhle geht von dem Orte der Inser- tion des Stengels zum Mittelpunkte des Deckels ein säulenförmiges Organ (sporangidium), an welchem die Saamenkörner befestigt sind. Der Deckel ist oft durch einen elastischen Ring mit der Mündung der Buchse verbunden, und diese häufig mit häuti- gen Zähnen, oder Haaren besetzt. Hier finden sich übrigens, ausser den grünen Pflanzenblättern, die sich schon bey den Lebermoosen zeigen, auch deut- liche Wurzeln, wovon bey den letztern nur erst schwache Spuren vorhanden sind. Mit den Farrnkräutern geht die Natur auf der einen Seite zur vegetabilischen Organisation über. Auf der andern Seite aber erscheint in dieser Fami- lie wieder die Struktur der Thierpflanzen, die bey den Laubmoosen fast schon ganz verschwunden war. Sie enthält die palmenartigen Geschlechter Zamia und Cycas, aber in ihr hat zugleich das den Enkriniten ähnliche Equisetum seine Stelle. Ihre Haupt-Charaktere sind lange, spröde, vielfach ge- fiederte, bey ihrem Entstehen meist zusammenge- rollte, an der Basis oft mit Schuppen besetzte, und entweder wechselsweise, oder sternförmig geord- nete Blätter; runde Saamenbehälter, die entweder einzeln, jeder auf einem eigenen Stiele, an der Wur- Dd 2

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/439>, abgerufen am 29.04.2024.