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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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Von vegetabilischen Substanzen, und nament-
lich von Tangen (Fucus), nähren sich ferner alle
Arten von Seekühen. Nur das Wallross (Rosma-
rus), dessen Bau auch von der Struktur der übri-
gen Seekühe beträchtlich abweicht, lebt zugleich
von Schaalthieren, die es mit seinen langen Eck-
zähnen von den Felsen losstösst, und macht den
Uebergang zu den übrigen Cetaceen, die insge-
sammt Raubthiere sind, und sich von Fischen,
Crustaceen und Mollusken nähren t).

Die Vögel zeigen ähnliche Verschiedenheiten
in der Nahrungsweise wie die Säugthiere. Die Fa-
milie der Habichte enthält blos fleischfressende
Thiere, die der Strausse, Hühner und Sperlinge
meist pflanzenfressende Arten; die Vögel der übri-
gen Familien nähren sich theils mehr von Fleisch,
theils mehr von Vegetabilien. Es giebt aber kei-
nen pflanzenfressenden Vogel, der nicht auch In-
sekten und Würmer frässe. Die Raubvögel hin-
gegen nehmen nicht so leicht zu vegetabilischen
Nahrungsmitteln ihre Zuflucht, wenn ihnen ani-
malische Kost fehlt, und lassen sich nicht leicht
an Pflanzenspeisen gewöhnen. Doch leidet dieser
Satz auch Ausnahmen. So sind die Möven (La-
rus) die Raubvögel des Meers. Sie haben dabey

so
t) Beyträge zur Nat. Gesch. der Wallfische. Uebers. von
Schneider. Th. 1. S. 56.
U 2

Von vegetabilischen Substanzen, und nament-
lich von Tangen (Fucus), nähren sich ferner alle
Arten von Seekühen. Nur das Wallroſs (Rosma-
rus), dessen Bau auch von der Struktur der übri-
gen Seekühe beträchtlich abweicht, lebt zugleich
von Schaalthieren, die es mit seinen langen Eck-
zähnen von den Felsen losstöſst, und macht den
Uebergang zu den übrigen Cetaceen, die insge-
sammt Raubthiere sind, und sich von Fischen,
Crustaceen und Mollusken nähren t).

Die Vögel zeigen ähnliche Verschiedenheiten
in der Nahrungsweise wie die Säugthiere. Die Fa-
milie der Habichte enthält blos fleischfressende
Thiere, die der Strauſse, Hühner und Sperlinge
meist pflanzenfressende Arten; die Vögel der übri-
gen Familien nähren sich theils mehr von Fleisch,
theils mehr von Vegetabilien. Es giebt aber kei-
nen pflanzenfressenden Vogel, der nicht auch In-
sekten und Würmer fräſse. Die Raubvögel hin-
gegen nehmen nicht so leicht zu vegetabilischen
Nahrungsmitteln ihre Zuflucht, wenn ihnen ani-
malische Kost fehlt, und lassen sich nicht leicht
an Pflanzenspeisen gewöhnen. Doch leidet dieser
Satz auch Ausnahmen. So sind die Möven (La-
rus) die Raubvögel des Meers. Sie haben dabey

so
t) Beyträge zur Nat. Gesch. der Wallfische. Uebers. von
Schneider. Th. 1. S. 56.
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[307/0323] Von vegetabilischen Substanzen, und nament- lich von Tangen (Fucus), nähren sich ferner alle Arten von Seekühen. Nur das Wallroſs (Rosma- rus), dessen Bau auch von der Struktur der übri- gen Seekühe beträchtlich abweicht, lebt zugleich von Schaalthieren, die es mit seinen langen Eck- zähnen von den Felsen losstöſst, und macht den Uebergang zu den übrigen Cetaceen, die insge- sammt Raubthiere sind, und sich von Fischen, Crustaceen und Mollusken nähren t). Die Vögel zeigen ähnliche Verschiedenheiten in der Nahrungsweise wie die Säugthiere. Die Fa- milie der Habichte enthält blos fleischfressende Thiere, die der Strauſse, Hühner und Sperlinge meist pflanzenfressende Arten; die Vögel der übri- gen Familien nähren sich theils mehr von Fleisch, theils mehr von Vegetabilien. Es giebt aber kei- nen pflanzenfressenden Vogel, der nicht auch In- sekten und Würmer fräſse. Die Raubvögel hin- gegen nehmen nicht so leicht zu vegetabilischen Nahrungsmitteln ihre Zuflucht, wenn ihnen ani- malische Kost fehlt, und lassen sich nicht leicht an Pflanzenspeisen gewöhnen. Doch leidet dieser Satz auch Ausnahmen. So sind die Möven (La- rus) die Raubvögel des Meers. Sie haben dabey so t) Beyträge zur Nat. Gesch. der Wallfische. Uebers. von Schneider. Th. 1. S. 56. U 2

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/323>, abgerufen am 29.05.2024.