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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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Nachdem sie mit Alcohol vermischt und erhitzt
war, bildeten sich sogleich in ihr eine Menge
grauer Flocken von gerinnendem Eyweissstoff,
wobey ihre grüne Farbe ganz verschwand.

Eben so verhielt sich die unter der Bauch-
haut des Käfers und der Larve vom Scarabaeus
nasicornis, und in dem Fettkörper der Spinnen
befindliche Flüssigkeit. Der Chylus der Larve
des Nashornkäfers scheint mir reines Eyweiss zu
seyn. Er ist weiss, dick, zähe, und überhaupt
schon dem Aeussern nach von der Beschaffen-
heit des ungeronnenen Eyweiss. In kaltem Was-
ser löste er sich nicht auf. In kochendem Was-
ser und von zugesetztem Alcohol gerann er gröss-
tentheils. Das Geronnene wurde von ätzendem
Natrum wieder aufgelöst. Die übrige Flüssigkeit
gab mit einem Galläpfelaufguss keinen Nieder-
schlag, und enthielt mithin keine Gallerte.

Es findet also in dieser Hinsicht eine merk-
würdige Analogie zwischen der Vegetation, durch
welche ebenfalls die Nahrungsstoffe in Eyweiss
verwandelt, so wie die festen Theile und die
abgeschiedenen Säfte aus Eyweiss gebildet wer-
den m), und dem thierischen Bildungsprocess
statt.

Die Verähnlichung des Nahrungssafts geschieht
bey einigen Individuen derselben Thierart und

zu
m) M. vergl. Abschn. 2. §. 4. dieses Buchs.

Nachdem sie mit Alcohol vermischt und erhitzt
war, bildeten sich sogleich in ihr eine Menge
grauer Flocken von gerinnendem Eyweiſsstoff,
wobey ihre grüne Farbe ganz verschwand.

Eben so verhielt sich die unter der Bauch-
haut des Käfers und der Larve vom Scarabaeus
nasicornis, und in dem Fettkörper der Spinnen
befindliche Flüssigkeit. Der Chylus der Larve
des Nashornkäfers scheint mir reines Eyweiſs zu
seyn. Er ist weiſs, dick, zähe, und überhaupt
schon dem Aeussern nach von der Beschaffen-
heit des ungeronnenen Eyweiſs. In kaltem Was-
ser löste er sich nicht auf. In kochendem Was-
ser und von zugesetztem Alcohol gerann er gröſs-
tentheils. Das Geronnene wurde von ätzendem
Natrum wieder aufgelöst. Die übrige Flüssigkeit
gab mit einem Galläpfelaufguſs keinen Nieder-
schlag, und enthielt mithin keine Gallerte.

Es findet also in dieser Hinsicht eine merk-
würdige Analogie zwischen der Vegetation, durch
welche ebenfalls die Nahrungsstoffe in Eyweiſs
verwandelt, so wie die festen Theile und die
abgeschiedenen Säfte aus Eyweiſs gebildet wer-
den m), und dem thierischen Bildungsproceſs
statt.

Die Verähnlichung des Nahrungssafts geschieht
bey einigen Individuen derselben Thierart und

zu
m) M. vergl. Abschn. 2. §. 4. dieses Buchs.
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[495/0511] Nachdem sie mit Alcohol vermischt und erhitzt war, bildeten sich sogleich in ihr eine Menge grauer Flocken von gerinnendem Eyweiſsstoff, wobey ihre grüne Farbe ganz verschwand. Eben so verhielt sich die unter der Bauch- haut des Käfers und der Larve vom Scarabaeus nasicornis, und in dem Fettkörper der Spinnen befindliche Flüssigkeit. Der Chylus der Larve des Nashornkäfers scheint mir reines Eyweiſs zu seyn. Er ist weiſs, dick, zähe, und überhaupt schon dem Aeussern nach von der Beschaffen- heit des ungeronnenen Eyweiſs. In kaltem Was- ser löste er sich nicht auf. In kochendem Was- ser und von zugesetztem Alcohol gerann er gröſs- tentheils. Das Geronnene wurde von ätzendem Natrum wieder aufgelöst. Die übrige Flüssigkeit gab mit einem Galläpfelaufguſs keinen Nieder- schlag, und enthielt mithin keine Gallerte. Es findet also in dieser Hinsicht eine merk- würdige Analogie zwischen der Vegetation, durch welche ebenfalls die Nahrungsstoffe in Eyweiſs verwandelt, so wie die festen Theile und die abgeschiedenen Säfte aus Eyweiſs gebildet wer- den m), und dem thierischen Bildungsproceſs statt. Die Verähnlichung des Nahrungssafts geschieht bey einigen Individuen derselben Thierart und zu m) M. vergl. Abschn. 2. §. 4. dieses Buchs.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/511>, abgerufen am 30.04.2024.