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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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wenig untersucht, um hier in Betracht kommen
zu können.

Die Entstehung der Gallerte, des Schleims
und des Faserstoffs aus dem Eyweissstoff ist schon
oben (§. 9. u. 22. dieses Kap.) gezeigt worden.
Gallerte bildet sich, wenn Eyweissstoff mit einer
mineralischen Säure bey einer Temperatur, deren
Stärke und Dauer nach der Stärke und Beschaffen-
heit der Säure verschieden ist, behandelt wird.
Der bey der Einwirkung von Säuren, Metalloxy-
den, Alcohol und Naphten gerinnende Theil des
Eyweissstoffs ist Faserstoff. Schleim ist Gallerte,
die durch den Einfluss von Alkalien ihre Eigen-
schaft, in der Kälte zu gerinnen, verloren hat.

Diese Substanzen, besonders der Faserstoff und
die Gallerte, sind aber in der Gestalt, worin wir
sie durch chemische Operationen abscheiden, wohl
nur in den Auswurfsstoffen des thierischen Kör-
pers befindlich. Den Faserstoff enthalten die be-
lebtern Theile wahrscheinlich nur im halbgeron-
nenen Zustande. Sieht man an zarten, halbdurch-
sichtigen Theilen, z. B. an der Bauchscheibe von
Schnecken, die auf einer gegen das Licht gehal-
tenen Glastafel kriechen, dem Spiel der Muskeln
zu, das wellenförmigen Bewegungen einer halb-
flüssigen Materie gleicht, so wird man gestehen
müssen, dass diese Bewegungen nicht von einer
so starren Substanz, wie der aus unbelebten Thei-

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wenig untersucht, um hier in Betracht kommen
zu können.

Die Entstehung der Gallerte, des Schleims
und des Faserstoffs aus dem Eyweiſsstoff ist schon
oben (§. 9. u. 22. dieses Kap.) gezeigt worden.
Gallerte bildet sich, wenn Eyweiſsstoff mit einer
mineralischen Säure bey einer Temperatur, deren
Stärke und Dauer nach der Stärke und Beschaffen-
heit der Säure verschieden ist, behandelt wird.
Der bey der Einwirkung von Säuren, Metalloxy-
den, Alcohol und Naphten gerinnende Theil des
Eyweiſsstoffs ist Faserstoff. Schleim ist Gallerte,
die durch den Einfluſs von Alkalien ihre Eigen-
schaft, in der Kälte zu gerinnen, verloren hat.

Diese Substanzen, besonders der Faserstoff und
die Gallerte, sind aber in der Gestalt, worin wir
sie durch chemische Operationen abscheiden, wohl
nur in den Auswurfsstoffen des thierischen Kör-
pers befindlich. Den Faserstoff enthalten die be-
lebtern Theile wahrscheinlich nur im halbgeron-
nenen Zustande. Sieht man an zarten, halbdurch-
sichtigen Theilen, z. B. an der Bauchscheibe von
Schnecken, die auf einer gegen das Licht gehal-
tenen Glastafel kriechen, dem Spiel der Muskeln
zu, das wellenförmigen Bewegungen einer halb-
flüssigen Materie gleicht, so wird man gestehen
müssen, daſs diese Bewegungen nicht von einer
so starren Substanz, wie der aus unbelebten Thei-

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[573/0589] wenig untersucht, um hier in Betracht kommen zu können. Die Entstehung der Gallerte, des Schleims und des Faserstoffs aus dem Eyweiſsstoff ist schon oben (§. 9. u. 22. dieses Kap.) gezeigt worden. Gallerte bildet sich, wenn Eyweiſsstoff mit einer mineralischen Säure bey einer Temperatur, deren Stärke und Dauer nach der Stärke und Beschaffen- heit der Säure verschieden ist, behandelt wird. Der bey der Einwirkung von Säuren, Metalloxy- den, Alcohol und Naphten gerinnende Theil des Eyweiſsstoffs ist Faserstoff. Schleim ist Gallerte, die durch den Einfluſs von Alkalien ihre Eigen- schaft, in der Kälte zu gerinnen, verloren hat. Diese Substanzen, besonders der Faserstoff und die Gallerte, sind aber in der Gestalt, worin wir sie durch chemische Operationen abscheiden, wohl nur in den Auswurfsstoffen des thierischen Kör- pers befindlich. Den Faserstoff enthalten die be- lebtern Theile wahrscheinlich nur im halbgeron- nenen Zustande. Sieht man an zarten, halbdurch- sichtigen Theilen, z. B. an der Bauchscheibe von Schnecken, die auf einer gegen das Licht gehal- tenen Glastafel kriechen, dem Spiel der Muskeln zu, das wellenförmigen Bewegungen einer halb- flüssigen Materie gleicht, so wird man gestehen müssen, daſs diese Bewegungen nicht von einer so starren Substanz, wie der aus unbelebten Thei- len

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/589>, abgerufen am 05.05.2024.