auch die Empfänglichkeit für den Galvanischen Reitz nach Unterbindung der Arterie eines Glie- des weit schneller als nach Durchschneidung der Nerven desselben abnimmt.
Es sind zwey Erklärungen dieser Thatsache möglich. Man kann annehmen, dass die Ligatur entweder wegen des gehemmten Zuflusses des Bluts zu den Muskeln, oder wegen des gehinderten Laufs desselben zu den Nerven eintritt. Bey der erstern Voraussetzung hat die Unterbindung der blossen Cruralarterie deshalb nicht immer diesen Erfolg, weil dabey noch Blut durch anastomosi- rende Gefässe zu den Muskeln gelangen kann; bey der letztern, schon von J. Lallemantp) vor- getragenen und von Percyq) erneuerten Hypo- these geht die Bewegungsfähigkeit darum nach Unterbindung der Aorta, nicht aber beständig nach Zusammendrückung der blossen Cruralarterie ver- loren, weil in jenem, nicht aber in diesem Fall, der Blutumlauf in dem Theil des Rückenmarks, woraus die Nerven der Hinterfüsse entstehen, auf- gehoben ist. Die letztere Meinung aber ist offen- bar sehr einseitig. Die Grösse und Weite der Ar- terien eines Muskels steht immer mit dem Grad
der
p) An actio muscularis a solis spiritibus. Paris. 1745. In Halleri Disput. anat. select. Vol. III. p. 426.
q) In seinem Bericht über Le Gallois's Experiences sur le principe de la vie. p. 318.
auch die Empfänglichkeit für den Galvanischen Reitz nach Unterbindung der Arterie eines Glie- des weit schneller als nach Durchschneidung der Nerven desselben abnimmt.
Es sind zwey Erklärungen dieser Thatsache möglich. Man kann annehmen, daſs die Ligatur entweder wegen des gehemmten Zuflusses des Bluts zu den Muskeln, oder wegen des gehinderten Laufs desselben zu den Nerven eintritt. Bey der erstern Voraussetzung hat die Unterbindung der bloſsen Cruralarterie deshalb nicht immer diesen Erfolg, weil dabey noch Blut durch anastomosi- rende Gefäſse zu den Muskeln gelangen kann; bey der letztern, schon von J. Lallemantp) vor- getragenen und von Percyq) erneuerten Hypo- these geht die Bewegungsfähigkeit darum nach Unterbindung der Aorta, nicht aber beständig nach Zusammendrückung der bloſsen Cruralarterie ver- loren, weil in jenem, nicht aber in diesem Fall, der Blutumlauf in dem Theil des Rückenmarks, woraus die Nerven der Hinterfüſse entstehen, auf- gehoben ist. Die letztere Meinung aber ist offen- bar sehr einseitig. Die Gröſse und Weite der Ar- terien eines Muskels steht immer mit dem Grad
der
p) An actio muscularis a solis spiritibus. Paris. 1745. In Halleri Disput. anat. select. Vol. III. p. 426.
q) In seinem Bericht über Le Gallois’s Expériences sur le principe de la vie. p. 318.
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auch die Empfänglichkeit für den Galvanischen
Reitz nach Unterbindung der Arterie eines Glie-
des weit schneller als nach Durchschneidung der
Nerven desselben abnimmt.
Es sind zwey Erklärungen dieser Thatsache
möglich. Man kann annehmen, daſs die Ligatur
entweder wegen des gehemmten Zuflusses des Bluts
zu den Muskeln, oder wegen des gehinderten
Laufs desselben zu den Nerven eintritt. Bey der
erstern Voraussetzung hat die Unterbindung der
bloſsen Cruralarterie deshalb nicht immer diesen
Erfolg, weil dabey noch Blut durch anastomosi-
rende Gefäſse zu den Muskeln gelangen kann;
bey der letztern, schon von J. Lallemant p) vor-
getragenen und von Percy q) erneuerten Hypo-
these geht die Bewegungsfähigkeit darum nach
Unterbindung der Aorta, nicht aber beständig nach
Zusammendrückung der bloſsen Cruralarterie ver-
loren, weil in jenem, nicht aber in diesem Fall,
der Blutumlauf in dem Theil des Rückenmarks,
woraus die Nerven der Hinterfüſse entstehen, auf-
gehoben ist. Die letztere Meinung aber ist offen-
bar sehr einseitig. Die Gröſse und Weite der Ar-
terien eines Muskels steht immer mit dem Grad
der
p) An actio muscularis a solis spiritibus. Paris. 1745.
In Halleri Disput. anat. select. Vol. III. p. 426.
q) In seinem Bericht über Le Gallois’s Expériences
sur le principe de la vie. p. 318.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/294>, abgerufen am 01.11.2024.
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