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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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"Organen vor sich." Dieser Einwurf beruhet auf
der unrichtigen Voraussetzung, dass die Nerven
nur bis so weit wirken, als sie sich mit dem
anatomischen Messer verfolgen lassen. Alle Er-
nährungsprocesse werden durch Flüssigkeiten ver-
richtet, die in beständiger Bewegung sind, und
welchen der Impuls zu den Mischungsverände-
rungen, die bey jenen Processen in ihnen vor-
gehen, an einem ganz andern Ort als dem, wo
diese Veränderungen eintreten, von den Nerven
mitgetheilt seyn kann. Die Arterien sind die
Organe, worauf der Nerveneindruck bey der Er-
nährung gerichtet ist. In diese verbreiten sich
immer zahlreiche Nerven, wenn auch zum Pa-
renchyma des zu ernährenden Theils nur wenige
gehen.

3. "Die Entzündung, die eine Exaltation der
"Haargefässcirculation ist, entsteht eben so wohl
"in Organen, die wenig Nerven besitzen, z. B.
"in den Knorpeln, Flechsen, Bändern, den serö-
"sen Häuten und dem Zellgewebe, als in sehr
"nervenreichen Theilen; ja, in den letztern ist
"sie nicht sehr häufig, wie die Muskeln, die
"Zunge, die Nervenhäute, die Nerven selbst, und
"die innere Substanz des Gehirns beweisen." Die
Entzündung ist nicht blos eine Exaltation der
Haargefässcirculation. Eine Bedingung derselben
ist ohne Zweifel die Mitwirkung der Nerven;

eine

„Organen vor sich.” Dieser Einwurf beruhet auf
der unrichtigen Voraussetzung, daſs die Nerven
nur bis so weit wirken, als sie sich mit dem
anatomischen Messer verfolgen lassen. Alle Er-
nährungsprocesse werden durch Flüssigkeiten ver-
richtet, die in beständiger Bewegung sind, und
welchen der Impuls zu den Mischungsverände-
rungen, die bey jenen Processen in ihnen vor-
gehen, an einem ganz andern Ort als dem, wo
diese Veränderungen eintreten, von den Nerven
mitgetheilt seyn kann. Die Arterien sind die
Organe, worauf der Nerveneindruck bey der Er-
nährung gerichtet ist. In diese verbreiten sich
immer zahlreiche Nerven, wenn auch zum Pa-
renchyma des zu ernährenden Theils nur wenige
gehen.

3. “Die Entzündung, die eine Exaltation der
„Haargefäſscirculation ist, entsteht eben so wohl
„in Organen, die wenig Nerven besitzen, z. B.
„in den Knorpeln, Flechsen, Bändern, den serö-
„sen Häuten und dem Zellgewebe, als in sehr
„nervenreichen Theilen; ja, in den letztern ist
„sie nicht sehr häufig, wie die Muskeln, die
„Zunge, die Nervenhäute, die Nerven selbst, und
„die innere Substanz des Gehirns beweisen.” Die
Entzündung ist nicht blos eine Exaltation der
Haargefäſscirculation. Eine Bedingung derselben
ist ohne Zweifel die Mitwirkung der Nerven;

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[413/0425] „Organen vor sich.” Dieser Einwurf beruhet auf der unrichtigen Voraussetzung, daſs die Nerven nur bis so weit wirken, als sie sich mit dem anatomischen Messer verfolgen lassen. Alle Er- nährungsprocesse werden durch Flüssigkeiten ver- richtet, die in beständiger Bewegung sind, und welchen der Impuls zu den Mischungsverände- rungen, die bey jenen Processen in ihnen vor- gehen, an einem ganz andern Ort als dem, wo diese Veränderungen eintreten, von den Nerven mitgetheilt seyn kann. Die Arterien sind die Organe, worauf der Nerveneindruck bey der Er- nährung gerichtet ist. In diese verbreiten sich immer zahlreiche Nerven, wenn auch zum Pa- renchyma des zu ernährenden Theils nur wenige gehen. 3. “Die Entzündung, die eine Exaltation der „Haargefäſscirculation ist, entsteht eben so wohl „in Organen, die wenig Nerven besitzen, z. B. „in den Knorpeln, Flechsen, Bändern, den serö- „sen Häuten und dem Zellgewebe, als in sehr „nervenreichen Theilen; ja, in den letztern ist „sie nicht sehr häufig, wie die Muskeln, die „Zunge, die Nervenhäute, die Nerven selbst, und „die innere Substanz des Gehirns beweisen.” Die Entzündung ist nicht blos eine Exaltation der Haargefäſscirculation. Eine Bedingung derselben ist ohne Zweifel die Mitwirkung der Nerven; eine

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/425>, abgerufen am 31.10.2024.