Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

Zungenwurzel hin empfunden wird, und warum
der durch den positiven Pol der Galvanischen
Elektricität erregte Geschmack vorzüglich nur
auf der Spitze der Zunge sauer ist, hingegen
weiter hinten, auf der Zungenwurzel, ange-
bracht, manchen Menschen sogar alkalisch zu
seyn scheint.

Hier sind der Streiter um den ächten Ring
mehr als in Nathan's Erzählung, und doch
besitzt vielleicht auch hier Keiner das ächte
Kleinod. Für die Funktion des Zungenzweigs
vom Trigeminus als Geschmacksnerven sprechen
allerdings wichtige Gründe. Parry w) führt
einen Fall an, wo das Vermögen, zu sprechen
und zu schlucken, ohne äussere Ursache sehr
vermindert war, und einen zweyten, wo diese
Verminderung nach einem Sturz auf den Kopf
eintrat, während in beyden der Geschmack un-
geschwächt fortdauerte. Hiernach ist also der
letztere unabhängig von dem Bewegungsvermögen
der Zunge. Dass aber der Geschmack von dem
Zungenast des fünften Hirnnerven abhangt, er-
giebt sich aus einem dritten, von Parry beob-
achteten Fall, wo der Geschmack in der einen
Hälfte der Zunge von einem Druck, den jener
Nervenzweig ausserhalb der Schädelhöhle erlitt,

verlo-
w) Elements of Pathology and Therapeutics. Vol. I.
London. 1815. p. 254.

Zungenwurzel hin empfunden wird, und warum
der durch den positiven Pol der Galvanischen
Elektricität erregte Geschmack vorzüglich nur
auf der Spitze der Zunge sauer ist, hingegen
weiter hinten, auf der Zungenwurzel, ange-
bracht, manchen Menschen sogar alkalisch zu
seyn scheint.

Hier sind der Streiter um den ächten Ring
mehr als in Nathan’s Erzählung, und doch
besitzt vielleicht auch hier Keiner das ächte
Kleinod. Für die Funktion des Zungenzweigs
vom Trigeminus als Geschmacksnerven sprechen
allerdings wichtige Gründe. Parry w) führt
einen Fall an, wo das Vermögen, zu sprechen
und zu schlucken, ohne äuſsere Ursache sehr
vermindert war, und einen zweyten, wo diese
Verminderung nach einem Sturz auf den Kopf
eintrat, während in beyden der Geschmack un-
geschwächt fortdauerte. Hiernach ist also der
letztere unabhängig von dem Bewegungsvermögen
der Zunge. Daſs aber der Geschmack von dem
Zungenast des fünften Hirnnerven abhangt, er-
giebt sich aus einem dritten, von Parry beob-
achteten Fall, wo der Geschmack in der einen
Hälfte der Zunge von einem Druck, den jener
Nervenzweig auſserhalb der Schädelhöhle erlitt,

verlo-
w) Elements of Pathology and Therapeutics. Vol. I.
London. 1815. p. 254.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0252" n="234"/>
Zungenwurzel hin empfunden wird, und warum<lb/>
der durch den positiven Pol der Galvanischen<lb/>
Elektricität erregte Geschmack vorzüglich nur<lb/>
auf der Spitze der Zunge sauer ist, hingegen<lb/>
weiter hinten, auf der Zungenwurzel, ange-<lb/>
bracht, manchen Menschen sogar alkalisch zu<lb/>
seyn scheint.</p><lb/>
            <p>Hier sind der Streiter um den ächten Ring<lb/>
mehr als in Nathan&#x2019;s Erzählung, und doch<lb/>
besitzt vielleicht auch hier Keiner das ächte<lb/>
Kleinod. Für die Funktion des Zungenzweigs<lb/>
vom Trigeminus als Geschmacksnerven sprechen<lb/>
allerdings wichtige Gründe. <hi rendition="#k">Parry</hi> <note place="foot" n="w)">Elements of Pathology and Therapeutics. Vol. I.<lb/>
London. 1815. p. 254.</note> führt<lb/>
einen Fall an, wo das Vermögen, zu sprechen<lb/>
und zu schlucken, ohne äu&#x017F;sere Ursache sehr<lb/>
vermindert war, und einen zweyten, wo diese<lb/>
Verminderung nach einem Sturz auf den Kopf<lb/>
eintrat, während in beyden der Geschmack un-<lb/>
geschwächt fortdauerte. Hiernach ist also der<lb/>
letztere unabhängig von dem Bewegungsvermögen<lb/>
der Zunge. Da&#x017F;s aber der Geschmack von dem<lb/>
Zungenast des fünften Hirnnerven abhangt, er-<lb/>
giebt sich aus einem dritten, von <hi rendition="#k">Parry</hi> beob-<lb/>
achteten Fall, wo der Geschmack in der einen<lb/>
Hälfte der Zunge von einem Druck, den jener<lb/>
Nervenzweig au&#x017F;serhalb der Schädelhöhle erlitt,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">verlo-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[234/0252] Zungenwurzel hin empfunden wird, und warum der durch den positiven Pol der Galvanischen Elektricität erregte Geschmack vorzüglich nur auf der Spitze der Zunge sauer ist, hingegen weiter hinten, auf der Zungenwurzel, ange- bracht, manchen Menschen sogar alkalisch zu seyn scheint. Hier sind der Streiter um den ächten Ring mehr als in Nathan’s Erzählung, und doch besitzt vielleicht auch hier Keiner das ächte Kleinod. Für die Funktion des Zungenzweigs vom Trigeminus als Geschmacksnerven sprechen allerdings wichtige Gründe. Parry w) führt einen Fall an, wo das Vermögen, zu sprechen und zu schlucken, ohne äuſsere Ursache sehr vermindert war, und einen zweyten, wo diese Verminderung nach einem Sturz auf den Kopf eintrat, während in beyden der Geschmack un- geschwächt fortdauerte. Hiernach ist also der letztere unabhängig von dem Bewegungsvermögen der Zunge. Daſs aber der Geschmack von dem Zungenast des fünften Hirnnerven abhangt, er- giebt sich aus einem dritten, von Parry beob- achteten Fall, wo der Geschmack in der einen Hälfte der Zunge von einem Druck, den jener Nervenzweig auſserhalb der Schädelhöhle erlitt, verlo- w) Elements of Pathology and Therapeutics. Vol. I. London. 1815. p. 254.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/252
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/252>, abgerufen am 17.06.2024.