Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

die nicht das runde Fenster treffen, und welche
zurückgeworfen einen Wiederhall verursachen
würden, in jenen Höhlungen sich ungehört
verlieren müssen. Diese Verhütung eines Wie-
derhalls ist wohl einziger Zweck der Zellen
des zitzenförmigen Fortsatzes beym Menschen,
wo sie entfernt vom Labyrinth liegen und ihre
Wände mit diesem in keiner nähern Verbin-
dung stehen. Hingegen bey den Vögeln nehmen
die Nebenhöhlen der Trommelhöhle eine so
grosse Menge Schallschwingungen auf, ihre Aus-
dehnung ist so beträchtlich und es liegen zwi-
schen ihnen so viele und so elastische, sich
bis zum Labyrinth erstreckende Platten und
Säulen, dass hier noch ein anderer Zweck statt
finden muss, der kein anderer seyn kann, als
den Schall durch Resonanz zu verstärken. Eben
diese Bestimmung scheinen auch die offenen
Höhlungen des Hammers und Ambosses beym
Maulwurfe zu haben.

Hiervon verschieden ist die Funktion einer
halbkugelförmigen Erweiterung, welche die
Trommelhöhle bey den meisten Säugthieren mit
Ausnahme des Menschen und der Affen, und
bey mehrern Schildkröten, z. B. bey Testudo
clausa Gmel., bildet. Untersucht man diese
knöcherne Blase z. B. beym Hasen, so findet
man sie inwendig regelmässig gekrümmt, glatt

und

die nicht das runde Fenster treffen, und welche
zurückgeworfen einen Wiederhall verursachen
würden, in jenen Höhlungen sich ungehört
verlieren müssen. Diese Verhütung eines Wie-
derhalls ist wohl einziger Zweck der Zellen
des zitzenförmigen Fortsatzes beym Menschen,
wo sie entfernt vom Labyrinth liegen und ihre
Wände mit diesem in keiner nähern Verbin-
dung stehen. Hingegen bey den Vögeln nehmen
die Nebenhöhlen der Trommelhöhle eine so
groſse Menge Schallschwingungen auf, ihre Aus-
dehnung ist so beträchtlich und es liegen zwi-
schen ihnen so viele und so elastische, sich
bis zum Labyrinth erstreckende Platten und
Säulen, daſs hier noch ein anderer Zweck statt
finden muſs, der kein anderer seyn kann, als
den Schall durch Resonanz zu verstärken. Eben
diese Bestimmung scheinen auch die offenen
Höhlungen des Hammers und Amboſses beym
Maulwurfe zu haben.

Hiervon verschieden ist die Funktion einer
halbkugelförmigen Erweiterung, welche die
Trommelhöhle bey den meisten Säugthieren mit
Ausnahme des Menschen und der Affen, und
bey mehrern Schildkröten, z. B. bey Testudo
clausa Gmel., bildet. Untersucht man diese
knöcherne Blase z. B. beym Hasen, so findet
man sie inwendig regelmäſsig gekrümmt, glatt

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0402" n="384"/>
die nicht das runde Fenster treffen, und welche<lb/>
zurückgeworfen einen Wiederhall verursachen<lb/>
würden, in jenen Höhlungen sich ungehört<lb/>
verlieren müssen. Diese Verhütung eines Wie-<lb/>
derhalls ist wohl einziger Zweck der Zellen<lb/>
des zitzenförmigen Fortsatzes beym Menschen,<lb/>
wo sie entfernt vom Labyrinth liegen und ihre<lb/>
Wände mit diesem in keiner nähern Verbin-<lb/>
dung stehen. Hingegen bey den Vögeln nehmen<lb/>
die Nebenhöhlen der Trommelhöhle eine so<lb/>
gro&#x017F;se Menge Schallschwingungen auf, ihre Aus-<lb/>
dehnung ist so beträchtlich und es liegen zwi-<lb/>
schen ihnen so viele und so elastische, sich<lb/>
bis zum Labyrinth erstreckende Platten und<lb/>
Säulen, da&#x017F;s hier noch ein anderer Zweck statt<lb/>
finden mu&#x017F;s, der kein anderer seyn kann, als<lb/>
den Schall durch Resonanz zu verstärken. Eben<lb/>
diese Bestimmung scheinen auch die offenen<lb/>
Höhlungen des Hammers und Ambo&#x017F;ses beym<lb/>
Maulwurfe zu haben.</p><lb/>
                <p>Hiervon verschieden ist die Funktion einer<lb/>
halbkugelförmigen Erweiterung, welche die<lb/>
Trommelhöhle bey den meisten Säugthieren mit<lb/>
Ausnahme des Menschen und der Affen, und<lb/>
bey mehrern Schildkröten, z. B. bey Testudo<lb/>
clausa <hi rendition="#k">Gmel</hi>., bildet. Untersucht man diese<lb/>
knöcherne Blase z. B. beym Hasen, so findet<lb/>
man sie inwendig regelmä&#x017F;sig gekrümmt, glatt<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[384/0402] die nicht das runde Fenster treffen, und welche zurückgeworfen einen Wiederhall verursachen würden, in jenen Höhlungen sich ungehört verlieren müssen. Diese Verhütung eines Wie- derhalls ist wohl einziger Zweck der Zellen des zitzenförmigen Fortsatzes beym Menschen, wo sie entfernt vom Labyrinth liegen und ihre Wände mit diesem in keiner nähern Verbin- dung stehen. Hingegen bey den Vögeln nehmen die Nebenhöhlen der Trommelhöhle eine so groſse Menge Schallschwingungen auf, ihre Aus- dehnung ist so beträchtlich und es liegen zwi- schen ihnen so viele und so elastische, sich bis zum Labyrinth erstreckende Platten und Säulen, daſs hier noch ein anderer Zweck statt finden muſs, der kein anderer seyn kann, als den Schall durch Resonanz zu verstärken. Eben diese Bestimmung scheinen auch die offenen Höhlungen des Hammers und Amboſses beym Maulwurfe zu haben. Hiervon verschieden ist die Funktion einer halbkugelförmigen Erweiterung, welche die Trommelhöhle bey den meisten Säugthieren mit Ausnahme des Menschen und der Affen, und bey mehrern Schildkröten, z. B. bey Testudo clausa Gmel., bildet. Untersucht man diese knöcherne Blase z. B. beym Hasen, so findet man sie inwendig regelmäſsig gekrümmt, glatt und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/402
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/402>, abgerufen am 30.04.2024.