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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Kir
aus genannt, ist ein Vogel von
so schönen Farben, daß er billig
mit unter die schönsten gezehlet
wird. Bey dem Männlein ist der
Kopff und der gantze Leib oben
und unten dermassen schön gelb,
daß kein Mahler die Farbe höher
bringen kan: Denn er siehet an-
ders nicht aus, als ob er mit gel-
ben Tulipen-Blättern beklebet
wäre; der Schwantz aber ist nicht
durchgehends so gelb, sondern et-
was abfärbiger, iedoch so, daß
das hochgelbe an vielen Orten
ebenfalls hervor scheinet: Dabey
hat er kohlschwartze Flügel durch
und durch, die zur gelben Brust
und Rücken unvergleichlich schön
stehen. Der Schnabel ist wie
Pfirsch-Blüt-Farbe, die Füsse
aber blaulicht. Das Weiblein
hat auch etwas von der gelben
Farbe, siehet aber nicht anders
aus, als ein gelbes Band, wel-
ches von der Sonne ausgezogen
und abfärbig worden; die Flügel
sind dunckelbraun, und der Schna-
bel kurtz. Von allem, was das
Männlein schönes an sich hat,
siehet man an dem Weiblein nur
einen Schatten. An Grösse glei-
chet dieser Vogel einer Amsel,
und ist auch der Schnabel also
gestaltet; die Füsse aber sind kür-
tzer, und mehr den Füssen eines
Baum-Häckleins zu vergleichen,
welchem er an äusserlicher Stel-
lung, ob er gleich keinen Baum
hinauf lauffet, ziemlich ähnlich
ist. Es ist einer von den Vögeln,
die am spätesten bey uns anlan-
gen, und am frühesten wieder hin-
weg gehen: Denn er kommt nicht
ehe, als wenn das Laub ausschlä-
get, welches manchesmal erst im
May, vor der Mitte des Aprils
aber niemals geschiehet, und sucht
[Spaltenumbruch]
Kir
alsdenn seinen Aufenthalt in Laub-
Wäldern, oder auch wo Laub un-
ter dem Tangel-Holtze zu sinden
Fast den ersten Tag seiner An-
kunfft macht er sein Nest von
Wolle und Bast, und hängt sol-
ches recht verwunderns-würdig an
einen Ast zwischen einer Gabel
mit Linden-Baste bewunden an,
als wie man einen Hand-Korb
an die Hand oder Arm hänget,
so daß der Wind das Nest zwar
hin und wieder schmeissen, aber
doch nicht losbrechen kan. Jn
diesem verrichtet er geschwind nach
einander zwey Bruten, und brin-
get, nach vierzehentägiger Zeit
iedesmal drey bis vier Junge aus;
gegen das Ende des Julii aber,
gehet er schon wiederum fort, und
ist also nicht gantzer drey Monate
bey uns. Wer diese Zeit über ei-
nen haben will, der kan ihn an-
ders nicht, als bey dem Nest, oder
mit dem Käutzlein, Feld-Baum
und Leim-Spindeln, bekommen.
Ausser den Kirschen, bey deren
Zeitigung er sich aus dem Walde
hinweg begiebet, und auf die
Kirsch-Bäume fället, weiß man
seine übrige Nahrung nicht, ver-
muthlich aber nähret er sich von
einer gewissen Art Würme oder
Laub, das er nicht ehe als im May
finden, und zu Ende des Julii
nicht mehr bekommen kan. Sei-
ne Speise, wenn man ihn hat, ist
so unbekannt, als dasjenige, was
er draussen frißt, doch lässet sich
zu Zeiten einer, wenn man ihm
anfänglich nichts, als frische Kir-
schen giebt, zu Semmeln, welche
in Milch geweicht, und mit ge-
dörrten Ameis-Eyern vermischet
werden, angewöhnen; dieser Vo-
gel wäre auch solcher Mühe und
Kosten wohl werth, wenn er seine

unver-

[Spaltenumbruch]

Kir
aus genannt, iſt ein Vogel von
ſo ſchoͤnen Farben, daß er billig
mit unter die ſchoͤnſten gezehlet
wird. Bey dem Maͤnnlein iſt der
Kopff und der gantze Leib oben
und unten dermaſſen ſchoͤn gelb,
daß kein Mahler die Farbe hoͤher
bringen kan: Denn er ſiehet an-
ders nicht aus, als ob er mit gel-
ben Tulipen-Blaͤttern beklebet
waͤre; der Schwantz aber iſt nicht
durchgehends ſo gelb, ſondern et-
was abfaͤrbiger, iedoch ſo, daß
das hochgelbe an vielen Orten
ebenfalls hervor ſcheinet: Dabey
hat er kohlſchwartze Fluͤgel durch
und durch, die zur gelben Bruſt
und Ruͤcken unvergleichlich ſchoͤn
ſtehen. Der Schnabel iſt wie
Pfirſch-Bluͤt-Farbe, die Fuͤſſe
aber blaulicht. Das Weiblein
hat auch etwas von der gelben
Farbe, ſiehet aber nicht anders
aus, als ein gelbes Band, wel-
ches von der Sonne ausgezogen
und abfaͤrbig worden; die Fluͤgel
ſind dunckelbraun, und der Schna-
bel kurtz. Von allem, was das
Maͤnnlein ſchoͤnes an ſich hat,
ſiehet man an dem Weiblein nur
einen Schatten. An Groͤſſe glei-
chet dieſer Vogel einer Amſel,
und iſt auch der Schnabel alſo
geſtaltet; die Fuͤſſe aber ſind kuͤr-
tzer, und mehr den Fuͤſſen eines
Baum-Haͤckleins zu vergleichen,
welchem er an aͤuſſerlicher Stel-
lung, ob er gleich keinen Baum
hinauf lauffet, ziemlich aͤhnlich
iſt. Es iſt einer von den Voͤgeln,
die am ſpaͤteſten bey uns anlan-
gen, und am fruͤheſten wieder hin-
weg gehen: Denn er kommt nicht
ehe, als wenn das Laub ausſchlaͤ-
get, welches manchesmal erſt im
May, vor der Mitte des Aprils
aber niemals geſchiehet, und ſucht
[Spaltenumbruch]
Kir
alsdenn ſeinen Aufenthalt in Laub-
Waͤldern, oder auch wo Laub un-
ter dem Tangel-Holtze zu ſinden
Faſt den erſten Tag ſeiner An-
kunfft macht er ſein Neſt von
Wolle und Baſt, und haͤngt ſol-
ches recht verwunderns-wuͤrdig an
einen Aſt zwiſchen einer Gabel
mit Linden-Baſte bewunden an,
als wie man einen Hand-Korb
an die Hand oder Arm haͤnget,
ſo daß der Wind das Neſt zwar
hin und wieder ſchmeiſſen, aber
doch nicht losbrechen kan. Jn
dieſem verrichtet er geſchwind nach
einander zwey Bruten, und brin-
get, nach vierzehentaͤgiger Zeit
iedesmal drey bis vier Junge aus;
gegen das Ende des Julii aber,
gehet er ſchon wiederum fort, und
iſt alſo nicht gantzer drey Monate
bey uns. Wer dieſe Zeit uͤber ei-
nen haben will, der kan ihn an-
ders nicht, als bey dem Neſt, oder
mit dem Kaͤutzlein, Feld-Baum
und Leim-Spindeln, bekommen.
Auſſer den Kirſchen, bey deren
Zeitigung er ſich aus dem Walde
hinweg begiebet, und auf die
Kirſch-Baͤume faͤllet, weiß man
ſeine uͤbrige Nahrung nicht, ver-
muthlich aber naͤhret er ſich von
einer gewiſſen Art Wuͤrme oder
Laub, das er nicht ehe als im May
finden, und zu Ende des Julii
nicht mehr bekommen kan. Sei-
ne Speiſe, wenn man ihn hat, iſt
ſo unbekannt, als dasjenige, was
er drauſſen frißt, doch laͤſſet ſich
zu Zeiten einer, wenn man ihm
anfaͤnglich nichts, als friſche Kir-
ſchen giebt, zu Semmeln, welche
in Milch geweicht, und mit ge-
doͤrrten Ameis-Eyern vermiſchet
werden, angewoͤhnen; dieſer Vo-
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[0632] Kir Kir aus genannt, iſt ein Vogel von ſo ſchoͤnen Farben, daß er billig mit unter die ſchoͤnſten gezehlet wird. Bey dem Maͤnnlein iſt der Kopff und der gantze Leib oben und unten dermaſſen ſchoͤn gelb, daß kein Mahler die Farbe hoͤher bringen kan: Denn er ſiehet an- ders nicht aus, als ob er mit gel- ben Tulipen-Blaͤttern beklebet waͤre; der Schwantz aber iſt nicht durchgehends ſo gelb, ſondern et- was abfaͤrbiger, iedoch ſo, daß das hochgelbe an vielen Orten ebenfalls hervor ſcheinet: Dabey hat er kohlſchwartze Fluͤgel durch und durch, die zur gelben Bruſt und Ruͤcken unvergleichlich ſchoͤn ſtehen. Der Schnabel iſt wie Pfirſch-Bluͤt-Farbe, die Fuͤſſe aber blaulicht. Das Weiblein hat auch etwas von der gelben Farbe, ſiehet aber nicht anders aus, als ein gelbes Band, wel- ches von der Sonne ausgezogen und abfaͤrbig worden; die Fluͤgel ſind dunckelbraun, und der Schna- bel kurtz. Von allem, was das Maͤnnlein ſchoͤnes an ſich hat, ſiehet man an dem Weiblein nur einen Schatten. An Groͤſſe glei- chet dieſer Vogel einer Amſel, und iſt auch der Schnabel alſo geſtaltet; die Fuͤſſe aber ſind kuͤr- tzer, und mehr den Fuͤſſen eines Baum-Haͤckleins zu vergleichen, welchem er an aͤuſſerlicher Stel- lung, ob er gleich keinen Baum hinauf lauffet, ziemlich aͤhnlich iſt. Es iſt einer von den Voͤgeln, die am ſpaͤteſten bey uns anlan- gen, und am fruͤheſten wieder hin- weg gehen: Denn er kommt nicht ehe, als wenn das Laub ausſchlaͤ- get, welches manchesmal erſt im May, vor der Mitte des Aprils aber niemals geſchiehet, und ſucht alsdenn ſeinen Aufenthalt in Laub- Waͤldern, oder auch wo Laub un- ter dem Tangel-Holtze zu ſinden Faſt den erſten Tag ſeiner An- kunfft macht er ſein Neſt von Wolle und Baſt, und haͤngt ſol- ches recht verwunderns-wuͤrdig an einen Aſt zwiſchen einer Gabel mit Linden-Baſte bewunden an, als wie man einen Hand-Korb an die Hand oder Arm haͤnget, ſo daß der Wind das Neſt zwar hin und wieder ſchmeiſſen, aber doch nicht losbrechen kan. Jn dieſem verrichtet er geſchwind nach einander zwey Bruten, und brin- get, nach vierzehentaͤgiger Zeit iedesmal drey bis vier Junge aus; gegen das Ende des Julii aber, gehet er ſchon wiederum fort, und iſt alſo nicht gantzer drey Monate bey uns. Wer dieſe Zeit uͤber ei- nen haben will, der kan ihn an- ders nicht, als bey dem Neſt, oder mit dem Kaͤutzlein, Feld-Baum und Leim-Spindeln, bekommen. Auſſer den Kirſchen, bey deren Zeitigung er ſich aus dem Walde hinweg begiebet, und auf die Kirſch-Baͤume faͤllet, weiß man ſeine uͤbrige Nahrung nicht, ver- muthlich aber naͤhret er ſich von einer gewiſſen Art Wuͤrme oder Laub, das er nicht ehe als im May finden, und zu Ende des Julii nicht mehr bekommen kan. Sei- ne Speiſe, wenn man ihn hat, iſt ſo unbekannt, als dasjenige, was er drauſſen frißt, doch laͤſſet ſich zu Zeiten einer, wenn man ihm anfaͤnglich nichts, als friſche Kir- ſchen giebt, zu Semmeln, welche in Milch geweicht, und mit ge- doͤrrten Ameis-Eyern vermiſchet werden, angewoͤhnen; dieſer Vo- gel waͤre auch ſolcher Muͤhe und Koſten wohl werth, wenn er ſeine unver-

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/632>, abgerufen am 28.04.2024.