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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Mei
thun, sondern sie gehet dem Ge-
büsche nach, und folget immer ei-
ner der andern, als ob sie einan-
der jagen wolten, und also macht
es auch etwas tieffer im Wald die
Kupp- oder Schopff-Meise: Die
Schwantz-Meise aber pfleget nur
bey der Zahl zu bleiben, die ein
iedes Paar selbsten gebrütet; doch
waget sie sich über weite Felder,
allwo sie, wenn sie Bäume antrifft,
ein grosses Geschrey macht, und in
der Kälte schlagen sich zum öf-
tern zwo, auch mehr Bruten zu-
sammen. Alle Meisen, die einige
Schnee- oder Schwantz-Meise
ausgenommen, brüten in die Lö-
cher. Die Kohl-Meise brütet ger-
ne in hole Bäume, das Loch mag
weit oben oder nahe unten bey der
Erden seyn, und machet sich ein
sehr grosses Nest von Wollen,
Moos und Federn. Die Blau-
Meise brütet eben auch auf Bäu-
men, iedoch nicht gerne niedrig,
sondern in einem Löchlein, das hoch
oben ist, daselbst träget sie erstlich
alles faule Holtz aus dem Löchlein
heraus, wenn der Platz gereini-
get, fänget sie erst an, was sie
zum Nest brauchet, hinein zu tra-
gen; dieses thun zwar andere Mei-
sen auch, doch ist es von der Blau-
Meise am leichtesten wahrzuneh-
men. Die Holtz-Meise brütet sel-
ten in Bäumen, sondern in ab-
gehauenen Stöcken, die Löcher ha-
ben, und eben also macht es auch
die Kupp- oder Schopff-Meise,
welche beyde das schwartze Ge-
höltze gar zu lieb haben, als daß
sie solches das gantze Jahr hin-
durch auf eine lange Zeit verlas-
sen solten. Die Hanf-Meise aber
durchwandert alle Gärten, wie die
Kohl-Meise, und brütet offt nur
in Löchern niedriger Pflaumen-
[Spaltenumbruch]
Mei
Bäume, also daß die eintzige
Schnee- oder Schwantz-Meise ob-
gedachter massen es diesfalls
nicht mit ihren Gesellen hält, weil
sie in einem Neste, worein sie ie-
doch auch ein überaus kleines Löch-
lein macht, zu brüten pfleget.
Die Meisen haben vor vielen an-
dern Vögeln dieses besonders, daß
sie sehr fruchtbar sind, und auf
einmal, sonderlich die Kohl-Mei-
se und die Schnee-Meise, 15 bis
19 Eyer legen, die übrigen blei-
ben bey 10 bis 12. Weil sie aber
gemeiniglich zwey mal brüten,
sonderlich, wenn sie das erste mal
um die Eyer oder Junge gebracht
werden, so kommt doch eine gros-
se Zahl heraus, und ist daher nicht
zu verwundern, daß, zumal die
Kohl-Meise, im Herbst mit dem
Kloben und sonsten so häuffig ge-
fangen werden. Die Meisen ge-
hen begierig auf die Lock. Jm
Frühling werden sie wol etwas
schöner, man kan aber doch nicht
eigentlich sagen, daß sie ihre Far-
ben verändern: Wie man denn
ihnen auch keinen Gesang zuschrei-
ben kan. Sie pflegen sich im
Wasser zu baden, und ihren Jun-
gen das Geätz im Schnabel zuzu-
tragen. Jhre Nahrung bestehet
in lauter Würmen und Raupen,
deren Nester sie auch im Winter
zu der Gärtner Vergnügen zer-
stören. Die Kohl-Meise geniesset
zur Herbst-Zeit auch Beere, und
flieget Winters-Zeit an das Lu-
der, wenn es nemlich trocken oder
gefroren ist, um davon zu nagen.
Jn den Zimmern nehmen sie wol
mit Hanff und Nüssen vorlieb,
aber sie dauren dabey nicht, son-
dern wollen andere Abwechslun-
gen, von süssem Käse, Semmel in
Milch geweicht, Regen-Würme,

Mayen-

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Mei
thun, ſondern ſie gehet dem Ge-
buͤſche nach, und folget immer ei-
ner der andern, als ob ſie einan-
der jagen wolten, und alſo macht
es auch etwas tieffer im Wald die
Kupp- oder Schopff-Meiſe: Die
Schwantz-Meiſe aber pfleget nur
bey der Zahl zu bleiben, die ein
iedes Paar ſelbſten gebruͤtet; doch
waget ſie ſich uͤber weite Felder,
allwo ſie, wenn ſie Baͤume antrifft,
ein groſſes Geſchrey macht, und in
der Kaͤlte ſchlagen ſich zum oͤf-
tern zwo, auch mehr Bruten zu-
ſammen. Alle Meiſen, die einige
Schnee- oder Schwantz-Meiſe
ausgenommen, bruͤten in die Loͤ-
cher. Die Kohl-Meiſe bruͤtet ger-
ne in hole Baͤume, das Loch mag
weit oben oder nahe unten bey der
Erden ſeyn, und machet ſich ein
ſehr groſſes Neſt von Wollen,
Moos und Federn. Die Blau-
Meiſe bruͤtet eben auch auf Baͤu-
men, iedoch nicht gerne niedrig,
ſondern in einem Loͤchlein, das hoch
oben iſt, daſelbſt traͤget ſie erſtlich
alles faule Holtz aus dem Loͤchlein
heraus, wenn der Platz gereini-
get, faͤnget ſie erſt an, was ſie
zum Neſt brauchet, hinein zu tra-
gen; dieſes thun zwar andere Mei-
ſen auch, doch iſt es von der Blau-
Meiſe am leichteſten wahrzuneh-
men. Die Holtz-Meiſe bruͤtet ſel-
ten in Baͤumen, ſondern in ab-
gehauenen Stoͤcken, die Loͤcher ha-
ben, und eben alſo macht es auch
die Kupp- oder Schopff-Meiſe,
welche beyde das ſchwartze Ge-
hoͤltze gar zu lieb haben, als daß
ſie ſolches das gantze Jahr hin-
durch auf eine lange Zeit verlaſ-
ſen ſolten. Die Hanf-Meiſe aber
durchwandert alle Gaͤrten, wie die
Kohl-Meiſe, und bruͤtet offt nur
in Loͤchern niedriger Pflaumen-
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Mei
Baͤume, alſo daß die eintzige
Schnee- oder Schwantz-Meiſe ob-
gedachter maſſen es diesfalls
nicht mit ihren Geſellen haͤlt, weil
ſie in einem Neſte, worein ſie ie-
doch auch ein uͤberaus kleines Loͤch-
lein macht, zu bruͤten pfleget.
Die Meiſen haben vor vielen an-
dern Voͤgeln dieſes beſonders, daß
ſie ſehr fruchtbar ſind, und auf
einmal, ſonderlich die Kohl-Mei-
ſe und die Schnee-Meiſe, 15 bis
19 Eyer legen, die uͤbrigen blei-
ben bey 10 bis 12. Weil ſie aber
gemeiniglich zwey mal bruͤten,
ſonderlich, wenn ſie das erſte mal
um die Eyer oder Junge gebracht
werden, ſo kommt doch eine groſ-
ſe Zahl heraus, und iſt daher nicht
zu verwundern, daß, zumal die
Kohl-Meiſe, im Herbſt mit dem
Kloben und ſonſten ſo haͤuffig ge-
fangen werden. Die Meiſen ge-
hen begierig auf die Lock. Jm
Fruͤhling werden ſie wol etwas
ſchoͤner, man kan aber doch nicht
eigentlich ſagen, daß ſie ihre Far-
ben veraͤndern: Wie man denn
ihnen auch keinen Geſang zuſchrei-
ben kan. Sie pflegen ſich im
Waſſer zu baden, und ihren Jun-
gen das Geaͤtz im Schnabel zuzu-
tragen. Jhre Nahrung beſtehet
in lauter Wuͤrmen und Raupen,
deren Neſter ſie auch im Winter
zu der Gaͤrtner Vergnuͤgen zer-
ſtoͤren. Die Kohl-Meiſe genieſſet
zur Herbſt-Zeit auch Beere, und
flieget Winters-Zeit an das Lu-
der, wenn es nemlich trocken oder
gefroren iſt, um davon zu nagen.
Jn den Zimmern nehmen ſie wol
mit Hanff und Nuͤſſen vorlieb,
aber ſie dauren dabey nicht, ſon-
dern wollen andere Abwechslun-
gen, von ſuͤſſem Kaͤſe, Semmel in
Milch geweicht, Regen-Wuͤrme,

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[0750] Mei Mei thun, ſondern ſie gehet dem Ge- buͤſche nach, und folget immer ei- ner der andern, als ob ſie einan- der jagen wolten, und alſo macht es auch etwas tieffer im Wald die Kupp- oder Schopff-Meiſe: Die Schwantz-Meiſe aber pfleget nur bey der Zahl zu bleiben, die ein iedes Paar ſelbſten gebruͤtet; doch waget ſie ſich uͤber weite Felder, allwo ſie, wenn ſie Baͤume antrifft, ein groſſes Geſchrey macht, und in der Kaͤlte ſchlagen ſich zum oͤf- tern zwo, auch mehr Bruten zu- ſammen. Alle Meiſen, die einige Schnee- oder Schwantz-Meiſe ausgenommen, bruͤten in die Loͤ- cher. Die Kohl-Meiſe bruͤtet ger- ne in hole Baͤume, das Loch mag weit oben oder nahe unten bey der Erden ſeyn, und machet ſich ein ſehr groſſes Neſt von Wollen, Moos und Federn. Die Blau- Meiſe bruͤtet eben auch auf Baͤu- men, iedoch nicht gerne niedrig, ſondern in einem Loͤchlein, das hoch oben iſt, daſelbſt traͤget ſie erſtlich alles faule Holtz aus dem Loͤchlein heraus, wenn der Platz gereini- get, faͤnget ſie erſt an, was ſie zum Neſt brauchet, hinein zu tra- gen; dieſes thun zwar andere Mei- ſen auch, doch iſt es von der Blau- Meiſe am leichteſten wahrzuneh- men. Die Holtz-Meiſe bruͤtet ſel- ten in Baͤumen, ſondern in ab- gehauenen Stoͤcken, die Loͤcher ha- ben, und eben alſo macht es auch die Kupp- oder Schopff-Meiſe, welche beyde das ſchwartze Ge- hoͤltze gar zu lieb haben, als daß ſie ſolches das gantze Jahr hin- durch auf eine lange Zeit verlaſ- ſen ſolten. Die Hanf-Meiſe aber durchwandert alle Gaͤrten, wie die Kohl-Meiſe, und bruͤtet offt nur in Loͤchern niedriger Pflaumen- Baͤume, alſo daß die eintzige Schnee- oder Schwantz-Meiſe ob- gedachter maſſen es diesfalls nicht mit ihren Geſellen haͤlt, weil ſie in einem Neſte, worein ſie ie- doch auch ein uͤberaus kleines Loͤch- lein macht, zu bruͤten pfleget. Die Meiſen haben vor vielen an- dern Voͤgeln dieſes beſonders, daß ſie ſehr fruchtbar ſind, und auf einmal, ſonderlich die Kohl-Mei- ſe und die Schnee-Meiſe, 15 bis 19 Eyer legen, die uͤbrigen blei- ben bey 10 bis 12. Weil ſie aber gemeiniglich zwey mal bruͤten, ſonderlich, wenn ſie das erſte mal um die Eyer oder Junge gebracht werden, ſo kommt doch eine groſ- ſe Zahl heraus, und iſt daher nicht zu verwundern, daß, zumal die Kohl-Meiſe, im Herbſt mit dem Kloben und ſonſten ſo haͤuffig ge- fangen werden. Die Meiſen ge- hen begierig auf die Lock. Jm Fruͤhling werden ſie wol etwas ſchoͤner, man kan aber doch nicht eigentlich ſagen, daß ſie ihre Far- ben veraͤndern: Wie man denn ihnen auch keinen Geſang zuſchrei- ben kan. Sie pflegen ſich im Waſſer zu baden, und ihren Jun- gen das Geaͤtz im Schnabel zuzu- tragen. Jhre Nahrung beſtehet in lauter Wuͤrmen und Raupen, deren Neſter ſie auch im Winter zu der Gaͤrtner Vergnuͤgen zer- ſtoͤren. Die Kohl-Meiſe genieſſet zur Herbſt-Zeit auch Beere, und flieget Winters-Zeit an das Lu- der, wenn es nemlich trocken oder gefroren iſt, um davon zu nagen. Jn den Zimmern nehmen ſie wol mit Hanff und Nuͤſſen vorlieb, aber ſie dauren dabey nicht, ſon- dern wollen andere Abwechslun- gen, von ſuͤſſem Kaͤſe, Semmel in Milch geweicht, Regen-Wuͤrme, Mayen-

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/750>, abgerufen am 28.04.2024.