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Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.

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Doch wie sie kamen vor das Schloß
Und zu den Herrn geritten,
Macht' er von Vaters Schilde los
Den Zierath in der Mitten;
Das Riesenkleinod setzt' er ein,
Das gab so wunderklaren Schein,
Alswie die liebe Sonne.
Und als nun diese helle Glut
Im Schilde Milons brannte,
Da rief der König frohgemuth:
"Heil Milon von Anglante!
Der hat den Riesen übermannt,
Ihm abgeschlagen Haupt und Hand,
Das Kleinod ihm entrissen."
Herr Milon hatte sich gewandt,
Sah staunend all die Helle:
"Roland! sag an, du junger Fant!
Wer gab dir das, Geselle?"
"Um Gott, Herr Vater! zürnt mir nicht,
Daß ich erschlug den groben Wicht,
Derweil Ihr eben schliefet!"

Doch wie ſie kamen vor das Schloß
Und zu den Herrn geritten,
Macht’ er von Vaters Schilde los
Den Zierath in der Mitten;
Das Rieſenkleinod ſetzt’ er ein,
Das gab ſo wunderklaren Schein,
Alswie die liebe Sonne.
Und als nun dieſe helle Glut
Im Schilde Milons brannte,
Da rief der König frohgemuth:
„Heil Milon von Anglante!
Der hat den Rieſen übermannt,
Ihm abgeſchlagen Haupt und Hand,
Das Kleinod ihm entriſſen.“
Herr Milon hatte ſich gewandt,
Sah ſtaunend all die Helle:
„Roland! ſag an, du junger Fant!
Wer gab dir das, Geſelle?“
„Um Gott, Herr Vater! zürnt mir nicht,
Daß ich erſchlug den groben Wicht,
Derweil Ihr eben ſchliefet!“

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[306/0312] Doch wie ſie kamen vor das Schloß Und zu den Herrn geritten, Macht’ er von Vaters Schilde los Den Zierath in der Mitten; Das Rieſenkleinod ſetzt’ er ein, Das gab ſo wunderklaren Schein, Alswie die liebe Sonne. Und als nun dieſe helle Glut Im Schilde Milons brannte, Da rief der König frohgemuth: „Heil Milon von Anglante! Der hat den Rieſen übermannt, Ihm abgeſchlagen Haupt und Hand, Das Kleinod ihm entriſſen.“ Herr Milon hatte ſich gewandt, Sah ſtaunend all die Helle: „Roland! ſag an, du junger Fant! Wer gab dir das, Geſelle?“ „Um Gott, Herr Vater! zürnt mir nicht, Daß ich erſchlug den groben Wicht, Derweil Ihr eben ſchliefet!“

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Zitationshilfe: Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/312>, abgerufen am 30.04.2024.