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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
chen sich alle übrige mechanische Verrichtungen gründen,
herrühren. Von den angenehmen Betrachtungen des Ver-
standes bemerket man, daß sie zur Gesundheit viel beytra-
gen: daher die alten Philosophen behaupteten, daß das
Studium der Natur zu einem hohen Alter beförderlich sey,
dahingegen übertriebenes Studieren und verdrießliche Grü-
beleyen ein frühes Alter und viel Krankheiten verursachen.
d. A. 2 B. 80 St. 3 B. 105 St.

§. 254.

Das allgemeine Gesetz, wornach sich die unmittelba-
ren Seelenwirkungen aller Triebfedern des Gemüths in die
mechanischen Maschinen richten, ist also dieses: So, wie
der Seele eine sinnliche oder verständige Vorstellung gefällt
oder misfällt; so werden die Ursprünge der Nerven der Le-
benstheile im Gehirne zu solchen Bewegungen derselben ge-
reizet, die im ersten Falle ihrer natürlichen Bestimmung
gemäß, im letzten hingegen widernatürlich, überhaupt aber
von andrer Beschaffenheit sind, als im Zustande der
Gleichgültigkeit. §. 252.

Wirkungen der sinnlichen Begierden und Verab-
scheuungen durch die Nerven in die mechani-
schen Maschinen.
§. 255.

Die unmittelbaren Seelenwirkungen der sinnlichen Be-
gierden und Verabscheuungen bestehen in einer Anstren-
gung der thierischen Seelenkräfte des Gehirns zur Hervor-
bringung der materiellen Jdee einer vorhergesehenen Em-
pfindung oder ihres Gegentheils. §. 103. N. 1. Das,
was diese Anstrengung der thierischen Seelenkräfte des Ge-
hirns verursachet, ist der Eindruck der Lust oder Unlust in
dasselbe, welchen die vorhergesehene Empfindung machet,
§. 83. und der in der Vorhersehung der angenehmen oder

unan-

I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
chen ſich alle uͤbrige mechaniſche Verrichtungen gruͤnden,
herruͤhren. Von den angenehmen Betrachtungen des Ver-
ſtandes bemerket man, daß ſie zur Geſundheit viel beytra-
gen: daher die alten Philoſophen behaupteten, daß das
Studium der Natur zu einem hohen Alter befoͤrderlich ſey,
dahingegen uͤbertriebenes Studieren und verdrießliche Gruͤ-
beleyen ein fruͤhes Alter und viel Krankheiten verurſachen.
d. A. 2 B. 80 St. 3 B. 105 St.

§. 254.

Das allgemeine Geſetz, wornach ſich die unmittelba-
ren Seelenwirkungen aller Triebfedern des Gemuͤths in die
mechaniſchen Maſchinen richten, iſt alſo dieſes: So, wie
der Seele eine ſinnliche oder verſtaͤndige Vorſtellung gefaͤllt
oder misfaͤllt; ſo werden die Urſpruͤnge der Nerven der Le-
benstheile im Gehirne zu ſolchen Bewegungen derſelben ge-
reizet, die im erſten Falle ihrer natuͤrlichen Beſtimmung
gemaͤß, im letzten hingegen widernatuͤrlich, uͤberhaupt aber
von andrer Beſchaffenheit ſind, als im Zuſtande der
Gleichguͤltigkeit. §. 252.

Wirkungen der ſinnlichen Begierden und Verab-
ſcheuungen durch die Nerven in die mechani-
ſchen Maſchinen.
§. 255.

Die unmittelbaren Seelenwirkungen der ſinnlichen Be-
gierden und Verabſcheuungen beſtehen in einer Anſtren-
gung der thieriſchen Seelenkraͤfte des Gehirns zur Hervor-
bringung der materiellen Jdee einer vorhergeſehenen Em-
pfindung oder ihres Gegentheils. §. 103. N. 1. Das,
was dieſe Anſtrengung der thieriſchen Seelenkraͤfte des Ge-
hirns verurſachet, iſt der Eindruck der Luſt oder Unluſt in
daſſelbe, welchen die vorhergeſehene Empfindung machet,
§. 83. und der in der Vorherſehung der angenehmen oder

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[232/0256] I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. chen ſich alle uͤbrige mechaniſche Verrichtungen gruͤnden, herruͤhren. Von den angenehmen Betrachtungen des Ver- ſtandes bemerket man, daß ſie zur Geſundheit viel beytra- gen: daher die alten Philoſophen behaupteten, daß das Studium der Natur zu einem hohen Alter befoͤrderlich ſey, dahingegen uͤbertriebenes Studieren und verdrießliche Gruͤ- beleyen ein fruͤhes Alter und viel Krankheiten verurſachen. d. A. 2 B. 80 St. 3 B. 105 St. §. 254. Das allgemeine Geſetz, wornach ſich die unmittelba- ren Seelenwirkungen aller Triebfedern des Gemuͤths in die mechaniſchen Maſchinen richten, iſt alſo dieſes: So, wie der Seele eine ſinnliche oder verſtaͤndige Vorſtellung gefaͤllt oder misfaͤllt; ſo werden die Urſpruͤnge der Nerven der Le- benstheile im Gehirne zu ſolchen Bewegungen derſelben ge- reizet, die im erſten Falle ihrer natuͤrlichen Beſtimmung gemaͤß, im letzten hingegen widernatuͤrlich, uͤberhaupt aber von andrer Beſchaffenheit ſind, als im Zuſtande der Gleichguͤltigkeit. §. 252. Wirkungen der ſinnlichen Begierden und Verab- ſcheuungen durch die Nerven in die mechani- ſchen Maſchinen. §. 255. Die unmittelbaren Seelenwirkungen der ſinnlichen Be- gierden und Verabſcheuungen beſtehen in einer Anſtren- gung der thieriſchen Seelenkraͤfte des Gehirns zur Hervor- bringung der materiellen Jdee einer vorhergeſehenen Em- pfindung oder ihres Gegentheils. §. 103. N. 1. Das, was dieſe Anſtrengung der thieriſchen Seelenkraͤfte des Ge- hirns verurſachet, iſt der Eindruck der Luſt oder Unluſt in daſſelbe, welchen die vorhergeſehene Empfindung machet, §. 83. und der in der Vorherſehung der angenehmen oder unan-

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/256>, abgerufen am 28.04.2024.