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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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II Th. Nervenkr. 4 K. Verh. zu den th. Seelenkr.
Lust oder Unlust, mit denjenigen thierischen Bewegungen
der mechanischen Maschinen verbunden, welche bey der Be-
friedigung derselben vollständiger entstehen werden, und
die eigentlichen Seelenwirkungen einer Vorhersehung sind.
§. 271. 272. Allein hierzu kommen noch eine Menge zu-
fälliger Seelenwirkungen der Triebe, §. 273. welche die
Nervenkräfte der äußern sinnlichen Eindrücke ebenfalls oh-
ne alle Beyhülfe und Mitwirkung der thierischen Seelen-
kräfte in eben der Ordnung und eben so zweckmäßig als die
Triebe selbst hervorbringen können. §. 436 -- 439. Die
Seelenwirkungen der Befriedigung der Triebe sind endlich
nichts anders als die von den vorhergesehenen und wirklich
entstandenen äußern Empfindungen oder andern sinnlichen
Vorstellungen, §. 275. 276. und auch diese können die
Nervenkräfte der sinnlichen Eindrücke allein zur Wirklich-
keit bringen. §. 549. Wie dieses alles die Erfahrung
bestätige, wollen wir itzt bey den vornehmsten besondern
Arten der Triebe zeigen.

§. 553.

Die äußern sinnlichen Eindrücke im Magen, welche
den Trieb des Hungers veranlassen, erregen in ihm eine
unangenehme äußere Empfindung, eine Uebligkeit, welche,
als eine sinnliche Unlust, die Lebensbewegungen widerna-
türlich verändert, und übrigens alle mechanische Maschi-
nen, die zum Empfange und zur Verdauung der Nah-
rungsmittel mitwirken müssen, zu ihren natürlichen Ver-
richtungen reizet. §. 281. Zu diesen unmittelbaren See-
lenwirkungen des Nahrungstriebes gesellen sich die zufälli-
gen, z. E. daß die Thiere nach ihrer Nahrung ausgehen,
sie aufsuchen, sich ihrer bemächtigen, um sie zu sich zu neh-
men, und nach ihrer Art zum Magen hinbringen. Die
durch diese äußere Empfindung des Magens, nämlich die
Sättigung, geschehene Befriedigung des Triebes hat wie-
der ihre unmittelbaren und zufälligen Seelenwirkungen,
und zieht das ganze thierische Geschäfte der Verdauung der

Speisen,

II Th. Nervenkr. 4 K. Verh. zu den th. Seelenkr.
Luſt oder Unluſt, mit denjenigen thieriſchen Bewegungen
der mechaniſchen Maſchinen verbunden, welche bey der Be-
friedigung derſelben vollſtaͤndiger entſtehen werden, und
die eigentlichen Seelenwirkungen einer Vorherſehung ſind.
§. 271. 272. Allein hierzu kommen noch eine Menge zu-
faͤlliger Seelenwirkungen der Triebe, §. 273. welche die
Nervenkraͤfte der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke ebenfalls oh-
ne alle Beyhuͤlfe und Mitwirkung der thieriſchen Seelen-
kraͤfte in eben der Ordnung und eben ſo zweckmaͤßig als die
Triebe ſelbſt hervorbringen koͤnnen. §. 436 — 439. Die
Seelenwirkungen der Befriedigung der Triebe ſind endlich
nichts anders als die von den vorhergeſehenen und wirklich
entſtandenen aͤußern Empfindungen oder andern ſinnlichen
Vorſtellungen, §. 275. 276. und auch dieſe koͤnnen die
Nervenkraͤfte der ſinnlichen Eindruͤcke allein zur Wirklich-
keit bringen. §. 549. Wie dieſes alles die Erfahrung
beſtaͤtige, wollen wir itzt bey den vornehmſten beſondern
Arten der Triebe zeigen.

§. 553.

Die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke im Magen, welche
den Trieb des Hungers veranlaſſen, erregen in ihm eine
unangenehme aͤußere Empfindung, eine Uebligkeit, welche,
als eine ſinnliche Unluſt, die Lebensbewegungen widerna-
tuͤrlich veraͤndert, und uͤbrigens alle mechaniſche Maſchi-
nen, die zum Empfange und zur Verdauung der Nah-
rungsmittel mitwirken muͤſſen, zu ihren natuͤrlichen Ver-
richtungen reizet. §. 281. Zu dieſen unmittelbaren See-
lenwirkungen des Nahrungstriebes geſellen ſich die zufaͤlli-
gen, z. E. daß die Thiere nach ihrer Nahrung ausgehen,
ſie aufſuchen, ſich ihrer bemaͤchtigen, um ſie zu ſich zu neh-
men, und nach ihrer Art zum Magen hinbringen. Die
durch dieſe aͤußere Empfindung des Magens, naͤmlich die
Saͤttigung, geſchehene Befriedigung des Triebes hat wie-
der ihre unmittelbaren und zufaͤlligen Seelenwirkungen,
und zieht das ganze thieriſche Geſchaͤfte der Verdauung der

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[546/0570] II Th. Nervenkr. 4 K. Verh. zu den th. Seelenkr. Luſt oder Unluſt, mit denjenigen thieriſchen Bewegungen der mechaniſchen Maſchinen verbunden, welche bey der Be- friedigung derſelben vollſtaͤndiger entſtehen werden, und die eigentlichen Seelenwirkungen einer Vorherſehung ſind. §. 271. 272. Allein hierzu kommen noch eine Menge zu- faͤlliger Seelenwirkungen der Triebe, §. 273. welche die Nervenkraͤfte der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke ebenfalls oh- ne alle Beyhuͤlfe und Mitwirkung der thieriſchen Seelen- kraͤfte in eben der Ordnung und eben ſo zweckmaͤßig als die Triebe ſelbſt hervorbringen koͤnnen. §. 436 — 439. Die Seelenwirkungen der Befriedigung der Triebe ſind endlich nichts anders als die von den vorhergeſehenen und wirklich entſtandenen aͤußern Empfindungen oder andern ſinnlichen Vorſtellungen, §. 275. 276. und auch dieſe koͤnnen die Nervenkraͤfte der ſinnlichen Eindruͤcke allein zur Wirklich- keit bringen. §. 549. Wie dieſes alles die Erfahrung beſtaͤtige, wollen wir itzt bey den vornehmſten beſondern Arten der Triebe zeigen. §. 553. Die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke im Magen, welche den Trieb des Hungers veranlaſſen, erregen in ihm eine unangenehme aͤußere Empfindung, eine Uebligkeit, welche, als eine ſinnliche Unluſt, die Lebensbewegungen widerna- tuͤrlich veraͤndert, und uͤbrigens alle mechaniſche Maſchi- nen, die zum Empfange und zur Verdauung der Nah- rungsmittel mitwirken muͤſſen, zu ihren natuͤrlichen Ver- richtungen reizet. §. 281. Zu dieſen unmittelbaren See- lenwirkungen des Nahrungstriebes geſellen ſich die zufaͤlli- gen, z. E. daß die Thiere nach ihrer Nahrung ausgehen, ſie aufſuchen, ſich ihrer bemaͤchtigen, um ſie zu ſich zu neh- men, und nach ihrer Art zum Magen hinbringen. Die durch dieſe aͤußere Empfindung des Magens, naͤmlich die Saͤttigung, geſchehene Befriedigung des Triebes hat wie- der ihre unmittelbaren und zufaͤlligen Seelenwirkungen, und zieht das ganze thieriſche Geſchaͤfte der Verdauung der Speiſen,

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/570>, abgerufen am 28.04.2024.