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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Wie diese Tabelle zeigt, sind zur Bildung von Thermo-Elementen nicht nur
reine Metalle, sondern auch Metalllegierungen (Neusilber), sowie auch Körper, bei
welchen der metallische Charakter schon sehr zurücktritt (Selen, Tellur), verwendbar.
Seebeck hat gefunden, daß sich die Metalllegierungen in die Spannungsreihe der
Metalle einreihen lassen, daß aber manche Legierungen nicht zwischen jene Metalle
zu stehen kommen, aus welchen sie gebildet wurden. Für einzelne Legierungen erhielt
er z. B. folgende Spannungsreihe:

[Beginn Spaltensatz]
--
Wismuth
Blei
Zinn
1 Wismuth 3 Zink
1 Wismuth 3 Blei
Platin Nr. 2
1 Wismuth 3 Zinn
Kupfer Nr. 2
1 Wismuth 1 Blei
Gold Nr. 1
Silber
1 Wismuth 1 Zinn
[Spaltenumbruch]
Zink
3 Wismuth 1 Blei
1 Antimon 1 Kupfer
1 Antimon 3 Kupfer
1 Antimon 3 Blei; 3 An-
timon 1 Blei
1 Antimon 3 Zinn; 3 An-
timon 1 Zinn
Stahl
Stabeisen
3 Wismuth 1 Zinn
1 Wismuth 3 Antimon
Antimon
1 Antimon 1 Zinn
3 Antimon 1 Zink
+
[Ende Spaltensatz]

Die Thermo-Elemente können wie die galvanischen in größerer oder geringerer
Anzahl zu Batterien vereinigt werden. Man ordnet dann die Elemente so an, daß
alle geraden Löthstellen (2, 4 im Schema Fig. 103) auf die eine, alle ungeraden
(1, 3, 5) auf die andere Seite zu liegen kommen, um die einen bequem erwärmen,
die anderen abkühlen zu können.

Der Umstand, daß die elektromotorische Kraft einer Thermosäule bei geringen
Temperaturdifferenzen diesen proportional wächst, ermöglicht die Anwendung der
Thermosäulen zur Messung der Temperaturen. Man verbindet zu diesem Behufe
die Pole der Thermosäule durch Drähte mit einem sehr empfindlichen Galvanometer.
Tritt dann zwischen den Temperaturen verschiedener Löthstellen auch nur eine sehr
geringe Differenz ein, so sendet die Thermosäule sofort einen Strom in das
Galvanometer, welches diesen und dessen von der Höhe der Temperaturdifferenz ab-
hängige Stärke durch den Ausschlag der Nadel zu erkennen giebt. Man hat somit
in der combinirten Anwendung von Thermosäule und Galvanometer ein höchst
empfindliches Thermometer; nach Melloni können hiermit noch Temperaturdifferenzen
von [Formel 1] Grad gemessen werden, eine Leistung, die mit keinem anderen Thermo-
meter zu erreichen ist.

Die Form, welche man den Thermosäulen giebt, um sie zu Untersuchungen
aus dem Gebiete der Wärmelehre zu verwenden, richtet sich nach dem speciellen
Zwecke, der hierbei verfolgt wird. Eine häufig angewandte Form ist jene, bei welcher
die einzelnen Thermo-Elemente so angeordnet werden, daß sie einen Würfel bilden

Wie dieſe Tabelle zeigt, ſind zur Bildung von Thermo-Elementen nicht nur
reine Metalle, ſondern auch Metalllegierungen (Neuſilber), ſowie auch Körper, bei
welchen der metalliſche Charakter ſchon ſehr zurücktritt (Selen, Tellur), verwendbar.
Seebeck hat gefunden, daß ſich die Metalllegierungen in die Spannungsreihe der
Metalle einreihen laſſen, daß aber manche Legierungen nicht zwiſchen jene Metalle
zu ſtehen kommen, aus welchen ſie gebildet wurden. Für einzelne Legierungen erhielt
er z. B. folgende Spannungsreihe:

[Beginn Spaltensatz]
Wismuth
Blei
Zinn
1 Wismuth 3 Zink
1 Wismuth 3 Blei
Platin Nr. 2
1 Wismuth 3 Zinn
Kupfer Nr. 2
1 Wismuth 1 Blei
Gold Nr. 1
Silber
1 Wismuth 1 Zinn
[Spaltenumbruch]
Zink
3 Wismuth 1 Blei
1 Antimon 1 Kupfer
1 Antimon 3 Kupfer
1 Antimon 3 Blei; 3 An-
timon 1 Blei
1 Antimon 3 Zinn; 3 An-
timon 1 Zinn
Stahl
Stabeiſen
3 Wismuth 1 Zinn
1 Wismuth 3 Antimon
Antimon
1 Antimon 1 Zinn
3 Antimon 1 Zink
+
[Ende Spaltensatz]

Die Thermo-Elemente können wie die galvaniſchen in größerer oder geringerer
Anzahl zu Batterien vereinigt werden. Man ordnet dann die Elemente ſo an, daß
alle geraden Löthſtellen (2, 4 im Schema Fig. 103) auf die eine, alle ungeraden
(1, 3, 5) auf die andere Seite zu liegen kommen, um die einen bequem erwärmen,
die anderen abkühlen zu können.

Der Umſtand, daß die elektromotoriſche Kraft einer Thermoſäule bei geringen
Temperaturdifferenzen dieſen proportional wächſt, ermöglicht die Anwendung der
Thermoſäulen zur Meſſung der Temperaturen. Man verbindet zu dieſem Behufe
die Pole der Thermoſäule durch Drähte mit einem ſehr empfindlichen Galvanometer.
Tritt dann zwiſchen den Temperaturen verſchiedener Löthſtellen auch nur eine ſehr
geringe Differenz ein, ſo ſendet die Thermoſäule ſofort einen Strom in das
Galvanometer, welches dieſen und deſſen von der Höhe der Temperaturdifferenz ab-
hängige Stärke durch den Ausſchlag der Nadel zu erkennen giebt. Man hat ſomit
in der combinirten Anwendung von Thermoſäule und Galvanometer ein höchſt
empfindliches Thermometer; nach Melloni können hiermit noch Temperaturdifferenzen
von [Formel 1] Grad gemeſſen werden, eine Leiſtung, die mit keinem anderen Thermo-
meter zu erreichen iſt.

Die Form, welche man den Thermoſäulen giebt, um ſie zu Unterſuchungen
aus dem Gebiete der Wärmelehre zu verwenden, richtet ſich nach dem ſpeciellen
Zwecke, der hierbei verfolgt wird. Eine häufig angewandte Form iſt jene, bei welcher
die einzelnen Thermo-Elemente ſo angeordnet werden, daß ſie einen Würfel bilden

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[190/0204] Wie dieſe Tabelle zeigt, ſind zur Bildung von Thermo-Elementen nicht nur reine Metalle, ſondern auch Metalllegierungen (Neuſilber), ſowie auch Körper, bei welchen der metalliſche Charakter ſchon ſehr zurücktritt (Selen, Tellur), verwendbar. Seebeck hat gefunden, daß ſich die Metalllegierungen in die Spannungsreihe der Metalle einreihen laſſen, daß aber manche Legierungen nicht zwiſchen jene Metalle zu ſtehen kommen, aus welchen ſie gebildet wurden. Für einzelne Legierungen erhielt er z. B. folgende Spannungsreihe: — Wismuth Blei Zinn 1 Wismuth 3 Zink 1 Wismuth 3 Blei Platin Nr. 2 1 Wismuth 3 Zinn Kupfer Nr. 2 1 Wismuth 1 Blei Gold Nr. 1 Silber 1 Wismuth 1 Zinn Zink 3 Wismuth 1 Blei 1 Antimon 1 Kupfer 1 Antimon 3 Kupfer 1 Antimon 3 Blei; 3 An- timon 1 Blei 1 Antimon 3 Zinn; 3 An- timon 1 Zinn Stahl Stabeiſen 3 Wismuth 1 Zinn 1 Wismuth 3 Antimon Antimon 1 Antimon 1 Zinn 3 Antimon 1 Zink + Die Thermo-Elemente können wie die galvaniſchen in größerer oder geringerer Anzahl zu Batterien vereinigt werden. Man ordnet dann die Elemente ſo an, daß alle geraden Löthſtellen (2, 4 im Schema Fig. 103) auf die eine, alle ungeraden (1, 3, 5) auf die andere Seite zu liegen kommen, um die einen bequem erwärmen, die anderen abkühlen zu können. Der Umſtand, daß die elektromotoriſche Kraft einer Thermoſäule bei geringen Temperaturdifferenzen dieſen proportional wächſt, ermöglicht die Anwendung der Thermoſäulen zur Meſſung der Temperaturen. Man verbindet zu dieſem Behufe die Pole der Thermoſäule durch Drähte mit einem ſehr empfindlichen Galvanometer. Tritt dann zwiſchen den Temperaturen verſchiedener Löthſtellen auch nur eine ſehr geringe Differenz ein, ſo ſendet die Thermoſäule ſofort einen Strom in das Galvanometer, welches dieſen und deſſen von der Höhe der Temperaturdifferenz ab- hängige Stärke durch den Ausſchlag der Nadel zu erkennen giebt. Man hat ſomit in der combinirten Anwendung von Thermoſäule und Galvanometer ein höchſt empfindliches Thermometer; nach Melloni können hiermit noch Temperaturdifferenzen von [FORMEL] Grad gemeſſen werden, eine Leiſtung, die mit keinem anderen Thermo- meter zu erreichen iſt. Die Form, welche man den Thermoſäulen giebt, um ſie zu Unterſuchungen aus dem Gebiete der Wärmelehre zu verwenden, richtet ſich nach dem ſpeciellen Zwecke, der hierbei verfolgt wird. Eine häufig angewandte Form iſt jene, bei welcher die einzelnen Thermo-Elemente ſo angeordnet werden, daß ſie einen Würfel bilden

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/204>, abgerufen am 27.04.2024.