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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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die dünne Platinschichte einen erheblichen Widerstand bietet und die Befestigung
des Ableitungsstreifens Schwierigkeiten verursacht.

Das Bunsen-Element, in welchem das Platinblech durch Kohle ersetzt ist,
wurde in einer seiner älteren Formen gleichfalls bereits beschrieben. (Seite 187.)
Der Vorschlag, Kohle zu verwenden, wurde allerdings schon vor Bunsen von
verschiedenen Seiten gemacht, jedoch ist es erst Bunsen gelungen, das Element
allgemeiner in Gebrauch zu bringen.

Die Herstellung der Kohlencylinder verursachte aber Schwierigkeiten. Archereau
schlug daher vor, vierseitige Kohlenprismen anzuwenden, diese mit der Salpeter-
säure in das Diaphragma zu geben und außerhalb desselben ein cylindrisch gebogenes
Zinkblech in verdünnte Schwefelsäure zu tauchen. Auch die Herstellung eines guten
Contactes zwischen der Kohle und dem Ableitungsstreifen veranlaßte verschiedene
Abänderungen. Lange Zeit wurde auf Vorschlag Deleuil's die Befestigung in der
Weise hergestellt, daß man das
Kohlenprisma an der oberen Fläche
konisch ausbohrte und in diese
Bohrung einen Kupferkonus, an
dem der Ableitungsstreifen angelöthet
war, mit starker Reibung einsetzte.

Bei dem heute am häufigsten
gebrauchten, französischen Elemente,
welches in Fig. 345 abgebildet ist,
sind kleine Schraubenzwingen aus
Messing in Verwendung. In das
Batteriegefäß, das aus Glas oder
Steingut angefertigt sein kann,
kommt ein aus etwa vier Millimeter
starkem Zinkbleche gebogener Cylin-
der Z n. Dieser umschließt die poröse
Thonzelle, in welcher die prismatische
Kohle C zu stehen kommt. Letztere
hat gewöhnlich einen viereckigen
Querschnitt und wird aus Retorten-

[Abbildung] Fig. 345.

Bunsen-Element.

kohle geschnitten oder auch aus künstlicher Kohle hergestellt. Die Kohle muß
über das Diaphragma hinausragen, damit die Schraubenklemme der Salpeter-
säure nicht zu nahe kommt. Aus demselben Grunde macht man auch das Zink
höher als das Batteriegefäß.

Der Ableitungsstreifen des Zinkcylinders ist häufig an letzterem angenietet
und gelöthet; dies ist jedoch gar nicht zu empfehlen, da diese Streifen dann beim
Amalgamiren der Zinkcylinder sehr lästig werden; auch ist das Zink an der
Löthstelle einer sehr raschen Zerstörung ausgesetzt, da der Kupferblechstreifen und
das Zink eben ein geschlossenes Element bilden, sobald Säure auf die Löthstelle
kommt, was auch damit nicht ganz ausgeschlossen werden kann, daß man die
Zinke höher als die Batteriegefäße macht, abgesehen davon, daß dies zu einem
großen Aufwande von Zink führt. Die Löthstellen sind aber auch beim Amalgamiren
sehr der Zerstörung ausgesetzt, da das Quecksilber das Zinn des Lothes auflöst.
Die Zinkcylinder zeigen sich bei andauerndem Gebrauche an ihrer unteren Seite
am stärksten abgenützt, weshalb es zweckmäßig sein wird, dafür zu sorgen, daß

Urbanitzky: Elektricität. 32

die dünne Platinſchichte einen erheblichen Widerſtand bietet und die Befeſtigung
des Ableitungsſtreifens Schwierigkeiten verurſacht.

Das Bunſen-Element, in welchem das Platinblech durch Kohle erſetzt iſt,
wurde in einer ſeiner älteren Formen gleichfalls bereits beſchrieben. (Seite 187.)
Der Vorſchlag, Kohle zu verwenden, wurde allerdings ſchon vor Bunſen von
verſchiedenen Seiten gemacht, jedoch iſt es erſt Bunſen gelungen, das Element
allgemeiner in Gebrauch zu bringen.

Die Herſtellung der Kohlencylinder verurſachte aber Schwierigkeiten. Archereau
ſchlug daher vor, vierſeitige Kohlenprismen anzuwenden, dieſe mit der Salpeter-
ſäure in das Diaphragma zu geben und außerhalb desſelben ein cylindriſch gebogenes
Zinkblech in verdünnte Schwefelſäure zu tauchen. Auch die Herſtellung eines guten
Contactes zwiſchen der Kohle und dem Ableitungsſtreifen veranlaßte verſchiedene
Abänderungen. Lange Zeit wurde auf Vorſchlag Deleuil’s die Befeſtigung in der
Weiſe hergeſtellt, daß man das
Kohlenprisma an der oberen Fläche
koniſch ausbohrte und in dieſe
Bohrung einen Kupferkonus, an
dem der Ableitungsſtreifen angelöthet
war, mit ſtarker Reibung einſetzte.

Bei dem heute am häufigſten
gebrauchten, franzöſiſchen Elemente,
welches in Fig. 345 abgebildet iſt,
ſind kleine Schraubenzwingen aus
Meſſing in Verwendung. In das
Batteriegefäß, das aus Glas oder
Steingut angefertigt ſein kann,
kommt ein aus etwa vier Millimeter
ſtarkem Zinkbleche gebogener Cylin-
der Z n. Dieſer umſchließt die poröſe
Thonzelle, in welcher die prismatiſche
Kohle C zu ſtehen kommt. Letztere
hat gewöhnlich einen viereckigen
Querſchnitt und wird aus Retorten-

[Abbildung] Fig. 345.

Bunſen-Element.

kohle geſchnitten oder auch aus künſtlicher Kohle hergeſtellt. Die Kohle muß
über das Diaphragma hinausragen, damit die Schraubenklemme der Salpeter-
ſäure nicht zu nahe kommt. Aus demſelben Grunde macht man auch das Zink
höher als das Batteriegefäß.

Der Ableitungsſtreifen des Zinkcylinders iſt häufig an letzterem angenietet
und gelöthet; dies iſt jedoch gar nicht zu empfehlen, da dieſe Streifen dann beim
Amalgamiren der Zinkcylinder ſehr läſtig werden; auch iſt das Zink an der
Löthſtelle einer ſehr raſchen Zerſtörung ausgeſetzt, da der Kupferblechſtreifen und
das Zink eben ein geſchloſſenes Element bilden, ſobald Säure auf die Löthſtelle
kommt, was auch damit nicht ganz ausgeſchloſſen werden kann, daß man die
Zinke höher als die Batteriegefäße macht, abgeſehen davon, daß dies zu einem
großen Aufwande von Zink führt. Die Löthſtellen ſind aber auch beim Amalgamiren
ſehr der Zerſtörung ausgeſetzt, da das Queckſilber das Zinn des Lothes auflöſt.
Die Zinkcylinder zeigen ſich bei andauerndem Gebrauche an ihrer unteren Seite
am ſtärkſten abgenützt, weshalb es zweckmäßig ſein wird, dafür zu ſorgen, daß

Urbanitzky: Elektricität. 32
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[497/0511] die dünne Platinſchichte einen erheblichen Widerſtand bietet und die Befeſtigung des Ableitungsſtreifens Schwierigkeiten verurſacht. Das Bunſen-Element, in welchem das Platinblech durch Kohle erſetzt iſt, wurde in einer ſeiner älteren Formen gleichfalls bereits beſchrieben. (Seite 187.) Der Vorſchlag, Kohle zu verwenden, wurde allerdings ſchon vor Bunſen von verſchiedenen Seiten gemacht, jedoch iſt es erſt Bunſen gelungen, das Element allgemeiner in Gebrauch zu bringen. Die Herſtellung der Kohlencylinder verurſachte aber Schwierigkeiten. Archereau ſchlug daher vor, vierſeitige Kohlenprismen anzuwenden, dieſe mit der Salpeter- ſäure in das Diaphragma zu geben und außerhalb desſelben ein cylindriſch gebogenes Zinkblech in verdünnte Schwefelſäure zu tauchen. Auch die Herſtellung eines guten Contactes zwiſchen der Kohle und dem Ableitungsſtreifen veranlaßte verſchiedene Abänderungen. Lange Zeit wurde auf Vorſchlag Deleuil’s die Befeſtigung in der Weiſe hergeſtellt, daß man das Kohlenprisma an der oberen Fläche koniſch ausbohrte und in dieſe Bohrung einen Kupferkonus, an dem der Ableitungsſtreifen angelöthet war, mit ſtarker Reibung einſetzte. Bei dem heute am häufigſten gebrauchten, franzöſiſchen Elemente, welches in Fig. 345 abgebildet iſt, ſind kleine Schraubenzwingen aus Meſſing in Verwendung. In das Batteriegefäß, das aus Glas oder Steingut angefertigt ſein kann, kommt ein aus etwa vier Millimeter ſtarkem Zinkbleche gebogener Cylin- der Z n. Dieſer umſchließt die poröſe Thonzelle, in welcher die prismatiſche Kohle C zu ſtehen kommt. Letztere hat gewöhnlich einen viereckigen Querſchnitt und wird aus Retorten- [Abbildung Fig. 345. Bunſen-Element.] kohle geſchnitten oder auch aus künſtlicher Kohle hergeſtellt. Die Kohle muß über das Diaphragma hinausragen, damit die Schraubenklemme der Salpeter- ſäure nicht zu nahe kommt. Aus demſelben Grunde macht man auch das Zink höher als das Batteriegefäß. Der Ableitungsſtreifen des Zinkcylinders iſt häufig an letzterem angenietet und gelöthet; dies iſt jedoch gar nicht zu empfehlen, da dieſe Streifen dann beim Amalgamiren der Zinkcylinder ſehr läſtig werden; auch iſt das Zink an der Löthſtelle einer ſehr raſchen Zerſtörung ausgeſetzt, da der Kupferblechſtreifen und das Zink eben ein geſchloſſenes Element bilden, ſobald Säure auf die Löthſtelle kommt, was auch damit nicht ganz ausgeſchloſſen werden kann, daß man die Zinke höher als die Batteriegefäße macht, abgeſehen davon, daß dies zu einem großen Aufwande von Zink führt. Die Löthſtellen ſind aber auch beim Amalgamiren ſehr der Zerſtörung ausgeſetzt, da das Queckſilber das Zinn des Lothes auflöſt. Die Zinkcylinder zeigen ſich bei andauerndem Gebrauche an ihrer unteren Seite am ſtärkſten abgenützt, weshalb es zweckmäßig ſein wird, dafür zu ſorgen, daß Urbanitzky: Elektricität. 32

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/511>, abgerufen am 29.04.2024.