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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Süden zeigen, daß die Inclinationsnadeln auf der nördlichen Hälfte der Erde
ihren Nordpol nach abwärts und auf der südlichen Hälfte ihren Südpol nach ab-
wärts wenden, sowie auch aus der Vertheilung der Pole bei Eisen- und Stahl-
stäben, die durch den Erdmagnetismus magnetisch werden, daß der magnetische
Südpol der Erde sich auf der nördlichen Erdhälfte und der magnetische Nordpol
auf der südlichen Erdhälfte befinden muß.

Ist es an und für sich wünschenswerth, den magnetischen Zustand der Erde
zu kennen, so interessirt uns dieser auch noch besonders aus dem Grunde, weil
wir nur bei genauer Kenntniß desselben im Stande sind, den magnetischen Zustand

[Abbildung] Fig. 27.

Lamont's Declinatorium.

der Körper zu untersuchen. Um den
magnetischen Zustand der Erde für
einen bestimmten Ort kennen zu
lernen, ist es nothwendig, die Inten-
sität und die Richtung der mag-
netischen Kraft zu messen. Die
Richtung erhalten wir durch Be-
obachtung der Declinations- und
der Inclinationsnadel, die Intensität
aber durch Rechnung, wenn uns
außer Inclination auch noch die
Richtkraft der Erde bekannt ist; wie
man letztere bestimmt, wurde bereits
mitgetheilt.

Die Declination wurde in
früherer Zeit einfach durch ein mit
einer Bussole in Verbindung stehen-
des Fernrohr, dessen Axe zur Mittel-
linie der Bussole parallel war, ge-
messen. Man stellt das Fernrohr
genau nach Norden, was durch
Visiren einer im Observatorium ent-
sprechend angebrachten Marke leicht
auszuführen ist, und liest dann in
dem Winkel, welchen die Mittellinie
des Fernrohres mit der Magnet-
nadel bildet, unmittelbar die Decli-
nation ab. Handelt es sich um die
Erreichung großer Genauigkeit, so bedient man sich des Magnetometers nach Gauß;
da dieses jedoch von dem magnetischen Observatorium nicht getrennt werden kann,
benützt man andere Instrumente, wenn es darauf ankommt, die Declination an
verschiedenen Orten zu bestimmen. Ein derartiges Instrument wurde von Lamont
construirt. Es besteht aus einer durch Schrauben horizontal stellbaren Grund-
platte A aus Messing (Fig. 27), auf welcher eine zweite Platte B, die einen auf
Silber getheilten Kreis besitzt, fest und unverrückbar aufgesetzt ist. Genau durch
die Mitte dieser beiden Platten geht ein drehbarer Messingzapfen, der an seinem
oberen Ende mit einer dritten Scheibe versehen ist, an welcher das Fernrohr L
und zwei einander diametral gegenüberstehende Nonien N befestigt sind. Ist das
Fernrohr mit seiner Axe in den astronomischen Meridian eingestellt, so liest man die

Süden zeigen, daß die Inclinationsnadeln auf der nördlichen Hälfte der Erde
ihren Nordpol nach abwärts und auf der ſüdlichen Hälfte ihren Südpol nach ab-
wärts wenden, ſowie auch aus der Vertheilung der Pole bei Eiſen- und Stahl-
ſtäben, die durch den Erdmagnetismus magnetiſch werden, daß der magnetiſche
Südpol der Erde ſich auf der nördlichen Erdhälfte und der magnetiſche Nordpol
auf der ſüdlichen Erdhälfte befinden muß.

Iſt es an und für ſich wünſchenswerth, den magnetiſchen Zuſtand der Erde
zu kennen, ſo intereſſirt uns dieſer auch noch beſonders aus dem Grunde, weil
wir nur bei genauer Kenntniß desſelben im Stande ſind, den magnetiſchen Zuſtand

[Abbildung] Fig. 27.

Lamont’s Declinatorium.

der Körper zu unterſuchen. Um den
magnetiſchen Zuſtand der Erde für
einen beſtimmten Ort kennen zu
lernen, iſt es nothwendig, die Inten-
ſität und die Richtung der mag-
netiſchen Kraft zu meſſen. Die
Richtung erhalten wir durch Be-
obachtung der Declinations- und
der Inclinationsnadel, die Intenſität
aber durch Rechnung, wenn uns
außer Inclination auch noch die
Richtkraft der Erde bekannt iſt; wie
man letztere beſtimmt, wurde bereits
mitgetheilt.

Die Declination wurde in
früherer Zeit einfach durch ein mit
einer Buſſole in Verbindung ſtehen-
des Fernrohr, deſſen Axe zur Mittel-
linie der Buſſole parallel war, ge-
meſſen. Man ſtellt das Fernrohr
genau nach Norden, was durch
Viſiren einer im Obſervatorium ent-
ſprechend angebrachten Marke leicht
auszuführen iſt, und lieſt dann in
dem Winkel, welchen die Mittellinie
des Fernrohres mit der Magnet-
nadel bildet, unmittelbar die Decli-
nation ab. Handelt es ſich um die
Erreichung großer Genauigkeit, ſo bedient man ſich des Magnetometers nach Gauß;
da dieſes jedoch von dem magnetiſchen Obſervatorium nicht getrennt werden kann,
benützt man andere Inſtrumente, wenn es darauf ankommt, die Declination an
verſchiedenen Orten zu beſtimmen. Ein derartiges Inſtrument wurde von Lamont
conſtruirt. Es beſteht aus einer durch Schrauben horizontal ſtellbaren Grund-
platte A aus Meſſing (Fig. 27), auf welcher eine zweite Platte B, die einen auf
Silber getheilten Kreis beſitzt, feſt und unverrückbar aufgeſetzt iſt. Genau durch
die Mitte dieſer beiden Platten geht ein drehbarer Meſſingzapfen, der an ſeinem
oberen Ende mit einer dritten Scheibe verſehen iſt, an welcher das Fernrohr L
und zwei einander diametral gegenüberſtehende Nonien N befeſtigt ſind. Iſt das
Fernrohr mit ſeiner Axe in den aſtronomiſchen Meridian eingeſtellt, ſo lieſt man die

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[54/0068] Süden zeigen, daß die Inclinationsnadeln auf der nördlichen Hälfte der Erde ihren Nordpol nach abwärts und auf der ſüdlichen Hälfte ihren Südpol nach ab- wärts wenden, ſowie auch aus der Vertheilung der Pole bei Eiſen- und Stahl- ſtäben, die durch den Erdmagnetismus magnetiſch werden, daß der magnetiſche Südpol der Erde ſich auf der nördlichen Erdhälfte und der magnetiſche Nordpol auf der ſüdlichen Erdhälfte befinden muß. Iſt es an und für ſich wünſchenswerth, den magnetiſchen Zuſtand der Erde zu kennen, ſo intereſſirt uns dieſer auch noch beſonders aus dem Grunde, weil wir nur bei genauer Kenntniß desſelben im Stande ſind, den magnetiſchen Zuſtand [Abbildung Fig. 27. Lamont’s Declinatorium.] der Körper zu unterſuchen. Um den magnetiſchen Zuſtand der Erde für einen beſtimmten Ort kennen zu lernen, iſt es nothwendig, die Inten- ſität und die Richtung der mag- netiſchen Kraft zu meſſen. Die Richtung erhalten wir durch Be- obachtung der Declinations- und der Inclinationsnadel, die Intenſität aber durch Rechnung, wenn uns außer Inclination auch noch die Richtkraft der Erde bekannt iſt; wie man letztere beſtimmt, wurde bereits mitgetheilt. Die Declination wurde in früherer Zeit einfach durch ein mit einer Buſſole in Verbindung ſtehen- des Fernrohr, deſſen Axe zur Mittel- linie der Buſſole parallel war, ge- meſſen. Man ſtellt das Fernrohr genau nach Norden, was durch Viſiren einer im Obſervatorium ent- ſprechend angebrachten Marke leicht auszuführen iſt, und lieſt dann in dem Winkel, welchen die Mittellinie des Fernrohres mit der Magnet- nadel bildet, unmittelbar die Decli- nation ab. Handelt es ſich um die Erreichung großer Genauigkeit, ſo bedient man ſich des Magnetometers nach Gauß; da dieſes jedoch von dem magnetiſchen Obſervatorium nicht getrennt werden kann, benützt man andere Inſtrumente, wenn es darauf ankommt, die Declination an verſchiedenen Orten zu beſtimmen. Ein derartiges Inſtrument wurde von Lamont conſtruirt. Es beſteht aus einer durch Schrauben horizontal ſtellbaren Grund- platte A aus Meſſing (Fig. 27), auf welcher eine zweite Platte B, die einen auf Silber getheilten Kreis beſitzt, feſt und unverrückbar aufgeſetzt iſt. Genau durch die Mitte dieſer beiden Platten geht ein drehbarer Meſſingzapfen, der an ſeinem oberen Ende mit einer dritten Scheibe verſehen iſt, an welcher das Fernrohr L und zwei einander diametral gegenüberſtehende Nonien N befeſtigt ſind. Iſt das Fernrohr mit ſeiner Axe in den aſtronomiſchen Meridian eingeſtellt, ſo lieſt man die

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/68>, abgerufen am 30.04.2024.