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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Die Unreinigkeiten, von welchen die Metallgegenstände vor dem Galvanisiren
zu befreien sind, bestehen aus Oel oder Fett, herrührend von ihrer Bearbeitung,
aus mehr oder weniger starken Oxydschichten und können natürlich auch noch ander-
weitigen Schmutz enthalten. Von fettigen Verunreinigungen befreit man die Gegen-
stände durch Erhitzen, wobei das Fett zerstört wird, oder, da dies in vielen Fällen
leicht zur Schädigung des Körpers führen kann, zweckmäßiger durch eine alkalische
Beize, also durch Kalilauge, Natronlauge oder auch durch Kalkmilch. Die Gegen-
stände werden mit diesen Laugen je nach Erforderniß kalt oder warm behandelt;
im ersteren Falle auch unter Anwendung von Bürsten. Auch Benzin kommt als
Lösungsmittel für Fette in Verwendung. Das Decapiren mit Säuren, nicht nur
die Entfernung der Fette und sonstigen Schmutzes, sondern auch der Oxydschichte
bezweckend, erfordert Vorsicht in der Behandlung und Sachkenntniß in der Wahl
der Säure-Compositionen. Es ist dies wohl einleuchtend, denn einerseits wendet
man häufig sehr concentrirte Säuren an und andererseits verhalten sich die ein-
zelnen Metalle und Metall-Legirungen sehr verschieden gegen eine bestimmte Säure,
d. h. das eine Metall wird gelöst, das andere gar nicht verändert, ein drittes in

[Abbildung] Fig. 586.

Geräthe für Galvanoplaftik.

eine unlösliche Verbindung übergeführt. Das Säuregemisch oder die Brenne, wie
der technische Ausdruck hiefür lautet, soll allerdings Staub, Fett, Oxydschichten,
überhaupt Unreinigkeiten jeder Art entfernen, darf aber nicht den Gegenstand selbst
angreifen. So würde z. B. Schwefelsäure Blei oder bleireiche Legirungen an ihrer
Oberfläche in ein weißes, fast unlösliches Salz, das Bleisulfat, verwandeln, Salpeter-
säure aus Zink oder zinkreichen Legirungen Zinkoxyd bilden u. s. w. Wir sehen
schon daraus, daß die Brennen für verschiedene Metalle, beziehungsweise Legirungen,
auch verschiedene Zusammensetzung und verschiedene Concentration haben müssen,
da auch verdünnte und concentrirte Säuren verschieden wirken; man ersieht aber
auch hieraus, daß zu den Brennen reine Substanzen zu verwenden sind. Auch für
Legirungen eines und desselben Metalles kann nicht vorweg die eine oder die andere
Brenne als die beste oder überhaupt als geeignet angegeben werden. So besteht
z. B. eine Legirung des Kupfers, nämlich das Messing, aus Kupfer und Zink in
den mannigfachsten Mischungsverhältnissen. Zink und Kupfer bilden beide mit
Schwefelsäure, Salzsäure und Salpetersäure lösliche Salze. Die verschiedenen
Bronzen enthalten hingegen neben Kupfer Zinn, und da sie häufig nicht rein sind,
auch Mangan, Nickel, Eisen, Zink u. s. w., ferner zur Ertheilung besonderer
Eigenschaften auch Spuren von Phosphor, Schwefel, Arsen. Die letztgenannten

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Die Unreinigkeiten, von welchen die Metallgegenſtände vor dem Galvaniſiren
zu befreien ſind, beſtehen aus Oel oder Fett, herrührend von ihrer Bearbeitung,
aus mehr oder weniger ſtarken Oxydſchichten und können natürlich auch noch ander-
weitigen Schmutz enthalten. Von fettigen Verunreinigungen befreit man die Gegen-
ſtände durch Erhitzen, wobei das Fett zerſtört wird, oder, da dies in vielen Fällen
leicht zur Schädigung des Körpers führen kann, zweckmäßiger durch eine alkaliſche
Beize, alſo durch Kalilauge, Natronlauge oder auch durch Kalkmilch. Die Gegen-
ſtände werden mit dieſen Laugen je nach Erforderniß kalt oder warm behandelt;
im erſteren Falle auch unter Anwendung von Bürſten. Auch Benzin kommt als
Löſungsmittel für Fette in Verwendung. Das Decapiren mit Säuren, nicht nur
die Entfernung der Fette und ſonſtigen Schmutzes, ſondern auch der Oxydſchichte
bezweckend, erfordert Vorſicht in der Behandlung und Sachkenntniß in der Wahl
der Säure-Compoſitionen. Es iſt dies wohl einleuchtend, denn einerſeits wendet
man häufig ſehr concentrirte Säuren an und andererſeits verhalten ſich die ein-
zelnen Metalle und Metall-Legirungen ſehr verſchieden gegen eine beſtimmte Säure,
d. h. das eine Metall wird gelöſt, das andere gar nicht verändert, ein drittes in

[Abbildung] Fig. 586.

Geräthe für Galvanoplaftik.

eine unlösliche Verbindung übergeführt. Das Säuregemiſch oder die Brenne, wie
der techniſche Ausdruck hiefür lautet, ſoll allerdings Staub, Fett, Oxydſchichten,
überhaupt Unreinigkeiten jeder Art entfernen, darf aber nicht den Gegenſtand ſelbſt
angreifen. So würde z. B. Schwefelſäure Blei oder bleireiche Legirungen an ihrer
Oberfläche in ein weißes, faſt unlösliches Salz, das Bleiſulfat, verwandeln, Salpeter-
ſäure aus Zink oder zinkreichen Legirungen Zinkoxyd bilden u. ſ. w. Wir ſehen
ſchon daraus, daß die Brennen für verſchiedene Metalle, beziehungsweiſe Legirungen,
auch verſchiedene Zuſammenſetzung und verſchiedene Concentration haben müſſen,
da auch verdünnte und concentrirte Säuren verſchieden wirken; man erſieht aber
auch hieraus, daß zu den Brennen reine Subſtanzen zu verwenden ſind. Auch für
Legirungen eines und desſelben Metalles kann nicht vorweg die eine oder die andere
Brenne als die beſte oder überhaupt als geeignet angegeben werden. So beſteht
z. B. eine Legirung des Kupfers, nämlich das Meſſing, aus Kupfer und Zink in
den mannigfachſten Miſchungsverhältniſſen. Zink und Kupfer bilden beide mit
Schwefelſäure, Salzſäure und Salpeterſäure lösliche Salze. Die verſchiedenen
Bronzen enthalten hingegen neben Kupfer Zinn, und da ſie häufig nicht rein ſind,
auch Mangan, Nickel, Eiſen, Zink u. ſ. w., ferner zur Ertheilung beſonderer
Eigenſchaften auch Spuren von Phosphor, Schwefel, Arſen. Die letztgenannten

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[803/0817] Die Unreinigkeiten, von welchen die Metallgegenſtände vor dem Galvaniſiren zu befreien ſind, beſtehen aus Oel oder Fett, herrührend von ihrer Bearbeitung, aus mehr oder weniger ſtarken Oxydſchichten und können natürlich auch noch ander- weitigen Schmutz enthalten. Von fettigen Verunreinigungen befreit man die Gegen- ſtände durch Erhitzen, wobei das Fett zerſtört wird, oder, da dies in vielen Fällen leicht zur Schädigung des Körpers führen kann, zweckmäßiger durch eine alkaliſche Beize, alſo durch Kalilauge, Natronlauge oder auch durch Kalkmilch. Die Gegen- ſtände werden mit dieſen Laugen je nach Erforderniß kalt oder warm behandelt; im erſteren Falle auch unter Anwendung von Bürſten. Auch Benzin kommt als Löſungsmittel für Fette in Verwendung. Das Decapiren mit Säuren, nicht nur die Entfernung der Fette und ſonſtigen Schmutzes, ſondern auch der Oxydſchichte bezweckend, erfordert Vorſicht in der Behandlung und Sachkenntniß in der Wahl der Säure-Compoſitionen. Es iſt dies wohl einleuchtend, denn einerſeits wendet man häufig ſehr concentrirte Säuren an und andererſeits verhalten ſich die ein- zelnen Metalle und Metall-Legirungen ſehr verſchieden gegen eine beſtimmte Säure, d. h. das eine Metall wird gelöſt, das andere gar nicht verändert, ein drittes in [Abbildung Fig. 586. Geräthe für Galvanoplaftik.] eine unlösliche Verbindung übergeführt. Das Säuregemiſch oder die Brenne, wie der techniſche Ausdruck hiefür lautet, ſoll allerdings Staub, Fett, Oxydſchichten, überhaupt Unreinigkeiten jeder Art entfernen, darf aber nicht den Gegenſtand ſelbſt angreifen. So würde z. B. Schwefelſäure Blei oder bleireiche Legirungen an ihrer Oberfläche in ein weißes, faſt unlösliches Salz, das Bleiſulfat, verwandeln, Salpeter- ſäure aus Zink oder zinkreichen Legirungen Zinkoxyd bilden u. ſ. w. Wir ſehen ſchon daraus, daß die Brennen für verſchiedene Metalle, beziehungsweiſe Legirungen, auch verſchiedene Zuſammenſetzung und verſchiedene Concentration haben müſſen, da auch verdünnte und concentrirte Säuren verſchieden wirken; man erſieht aber auch hieraus, daß zu den Brennen reine Subſtanzen zu verwenden ſind. Auch für Legirungen eines und desſelben Metalles kann nicht vorweg die eine oder die andere Brenne als die beſte oder überhaupt als geeignet angegeben werden. So beſteht z. B. eine Legirung des Kupfers, nämlich das Meſſing, aus Kupfer und Zink in den mannigfachſten Miſchungsverhältniſſen. Zink und Kupfer bilden beide mit Schwefelſäure, Salzſäure und Salpeterſäure lösliche Salze. Die verſchiedenen Bronzen enthalten hingegen neben Kupfer Zinn, und da ſie häufig nicht rein ſind, auch Mangan, Nickel, Eiſen, Zink u. ſ. w., ferner zur Ertheilung beſonderer Eigenſchaften auch Spuren von Phosphor, Schwefel, Arſen. Die letztgenannten 51*

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 803. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/817>, abgerufen am 05.05.2024.