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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Schwingungen, als die Membrane des ersten Apparates gemacht hat, d. h. die auf den ersten
Apparat auftreffenden Schallwellen werden durch den zweiten Apparat reproducirt. Das
Breguet'sche Quecksilber-Telephon kann sowohl mit gleichzeitiger Einschaltung einer Batterie,
als auch ohne dieselbe benützt werden; im letzteren Falle ist aber eine besondere Anordnung
der Quecksilber- und Wasserschichten erforderlich.

Das chemische Telephon von Edison beruht auf einer noch nicht sicher
erklärten elektrochemischen Erscheinung. Diese diente Edison schon im Jahre 1872
zur Construction eines Relais, welchem er den Namen Electro-Motographe
gab. Die fragliche Erscheinung besteht in Folgendem: Man bedeckt eine mit dem
positiven Pole einer Batterie verbundene Metallplatte mit Papier oder einem andern
porösen Körper und befeuchtet diesen mit Kalilauge. Fährt man hierauf mit einem
Stifte aus Platin oder Blei, welcher mit dem negativen Pole derselben Batterie
verbunden ist, über die mit Kalilauge befeuchtete Fläche, so beobachtet man hierbei,
so lange der Stromkreis unterbrochen ist, einen gewissen Reibungswiderstand;
sobald jedoch der Strom durch die feuchte Fläche und den Stift fließt, verschwindet

[Abbildung] Fig. 678.
[Abbildung] Fig. 679.

Edison's chemisches Telephon.

dieser Widerstand. Diese auffällige Erscheinung versuchte man in der Weise zu
erklären, daß der Strom elektrolytisch auf die Kalilauge einwirke, dadurch eine dünne
Gasschichte zwischen der Fläche und dem Stifte erzeuge und in dieser Weise die
Reibung aufhebe.

Hierauf gründete nun Edison seinen telephonischen Apparat. Eine Metall-
feder a (Fig. 678) ist im Mittelpunkte der Glimmerscheibe D (von etwa 10 Centi-
meter Durchmesser) befestigt. Das mit einem Platincontacte versehene Ende dieser
Feder schleift auf dem Cylinder A, welcher in der durch den beigesetzten Pfeil
angedeuteten Richtung durch ein Uhrwerk in Umdrehung erhalten wird. Den
Cylindermantel bildet eine feuchte mit Aetzkali und essigsaurem Quecksilber imprägnirte
Gypsmasse. Die Feder a steht mit dem negativen, der Cylinder mit dem positiven
Pole einer Batterie in Verbindung, während gleichzeitig irgend ein Transmitter
in den Stromkreis geschaltet ist. Ist der Stromkreis unterbrochen, so wird in
Folge der Reibung zwischen der Feder a und dem Cylinder A erstere soweit von
letzterem mitgenommen, als es die Elasticität der Glimmerplatte D gestattet. Tritt
Stromschluß ein, so hört die Reibung auf, die Platte und die Feder weichen

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Schwingungen, als die Membrane des erſten Apparates gemacht hat, d. h. die auf den erſten
Apparat auftreffenden Schallwellen werden durch den zweiten Apparat reproducirt. Das
Breguet’ſche Queckſilber-Telephon kann ſowohl mit gleichzeitiger Einſchaltung einer Batterie,
als auch ohne dieſelbe benützt werden; im letzteren Falle iſt aber eine beſondere Anordnung
der Queckſilber- und Waſſerſchichten erforderlich.

Das chemiſche Telephon von Ediſon beruht auf einer noch nicht ſicher
erklärten elektrochemiſchen Erſcheinung. Dieſe diente Ediſon ſchon im Jahre 1872
zur Conſtruction eines Relais, welchem er den Namen Electro-Motographe
gab. Die fragliche Erſcheinung beſteht in Folgendem: Man bedeckt eine mit dem
poſitiven Pole einer Batterie verbundene Metallplatte mit Papier oder einem andern
poröſen Körper und befeuchtet dieſen mit Kalilauge. Fährt man hierauf mit einem
Stifte aus Platin oder Blei, welcher mit dem negativen Pole derſelben Batterie
verbunden iſt, über die mit Kalilauge befeuchtete Fläche, ſo beobachtet man hierbei,
ſo lange der Stromkreis unterbrochen iſt, einen gewiſſen Reibungswiderſtand;
ſobald jedoch der Strom durch die feuchte Fläche und den Stift fließt, verſchwindet

[Abbildung] Fig. 678.
[Abbildung] Fig. 679.

Ediſon’s chemiſches Telephon.

dieſer Widerſtand. Dieſe auffällige Erſcheinung verſuchte man in der Weiſe zu
erklären, daß der Strom elektrolytiſch auf die Kalilauge einwirke, dadurch eine dünne
Gasſchichte zwiſchen der Fläche und dem Stifte erzeuge und in dieſer Weiſe die
Reibung aufhebe.

Hierauf gründete nun Ediſon ſeinen telephoniſchen Apparat. Eine Metall-
feder a (Fig. 678) iſt im Mittelpunkte der Glimmerſcheibe D (von etwa 10 Centi-
meter Durchmeſſer) befeſtigt. Das mit einem Platincontacte verſehene Ende dieſer
Feder ſchleift auf dem Cylinder A, welcher in der durch den beigeſetzten Pfeil
angedeuteten Richtung durch ein Uhrwerk in Umdrehung erhalten wird. Den
Cylindermantel bildet eine feuchte mit Aetzkali und eſſigſaurem Queckſilber imprägnirte
Gypsmaſſe. Die Feder a ſteht mit dem negativen, der Cylinder mit dem poſitiven
Pole einer Batterie in Verbindung, während gleichzeitig irgend ein Transmitter
in den Stromkreis geſchaltet iſt. Iſt der Stromkreis unterbrochen, ſo wird in
Folge der Reibung zwiſchen der Feder a und dem Cylinder A erſtere ſoweit von
letzterem mitgenommen, als es die Elaſticität der Glimmerplatte D geſtattet. Tritt
Stromſchluß ein, ſo hört die Reibung auf, die Platte und die Feder weichen

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[915/0929] Schwingungen, als die Membrane des erſten Apparates gemacht hat, d. h. die auf den erſten Apparat auftreffenden Schallwellen werden durch den zweiten Apparat reproducirt. Das Breguet’ſche Queckſilber-Telephon kann ſowohl mit gleichzeitiger Einſchaltung einer Batterie, als auch ohne dieſelbe benützt werden; im letzteren Falle iſt aber eine beſondere Anordnung der Queckſilber- und Waſſerſchichten erforderlich. Das chemiſche Telephon von Ediſon beruht auf einer noch nicht ſicher erklärten elektrochemiſchen Erſcheinung. Dieſe diente Ediſon ſchon im Jahre 1872 zur Conſtruction eines Relais, welchem er den Namen Electro-Motographe gab. Die fragliche Erſcheinung beſteht in Folgendem: Man bedeckt eine mit dem poſitiven Pole einer Batterie verbundene Metallplatte mit Papier oder einem andern poröſen Körper und befeuchtet dieſen mit Kalilauge. Fährt man hierauf mit einem Stifte aus Platin oder Blei, welcher mit dem negativen Pole derſelben Batterie verbunden iſt, über die mit Kalilauge befeuchtete Fläche, ſo beobachtet man hierbei, ſo lange der Stromkreis unterbrochen iſt, einen gewiſſen Reibungswiderſtand; ſobald jedoch der Strom durch die feuchte Fläche und den Stift fließt, verſchwindet [Abbildung Fig. 678.] [Abbildung Fig. 679. Ediſon’s chemiſches Telephon.] dieſer Widerſtand. Dieſe auffällige Erſcheinung verſuchte man in der Weiſe zu erklären, daß der Strom elektrolytiſch auf die Kalilauge einwirke, dadurch eine dünne Gasſchichte zwiſchen der Fläche und dem Stifte erzeuge und in dieſer Weiſe die Reibung aufhebe. Hierauf gründete nun Ediſon ſeinen telephoniſchen Apparat. Eine Metall- feder a (Fig. 678) iſt im Mittelpunkte der Glimmerſcheibe D (von etwa 10 Centi- meter Durchmeſſer) befeſtigt. Das mit einem Platincontacte verſehene Ende dieſer Feder ſchleift auf dem Cylinder A, welcher in der durch den beigeſetzten Pfeil angedeuteten Richtung durch ein Uhrwerk in Umdrehung erhalten wird. Den Cylindermantel bildet eine feuchte mit Aetzkali und eſſigſaurem Queckſilber imprägnirte Gypsmaſſe. Die Feder a ſteht mit dem negativen, der Cylinder mit dem poſitiven Pole einer Batterie in Verbindung, während gleichzeitig irgend ein Transmitter in den Stromkreis geſchaltet iſt. Iſt der Stromkreis unterbrochen, ſo wird in Folge der Reibung zwiſchen der Feder a und dem Cylinder A erſtere ſoweit von letzterem mitgenommen, als es die Elaſticität der Glimmerplatte D geſtattet. Tritt Stromſchluß ein, ſo hört die Reibung auf, die Platte und die Feder weichen 58*

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 915. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/929>, abgerufen am 29.04.2024.