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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Sömmerring interessirte sich für den Galvanismus zunächst allerdings mehr
in physiologischer Hinsicht, wandte jedoch später seine Aufmerksamkeit auch den
chemischen Wirkungen zu; so hielt er z. B. schon im Jahre 1808 einen Vortrag
über die galvanochemischen Entdeckungen H. Davy's. Zur Anwendung des gal-
vanischen Stromes in der Telegraphie wurde er durch den Minister Montgelas
angeregt. Dies geschah nämlich in folgender Weise: Als die österreichischen Truppen

[Abbildung] Fig. 745.

S. Th. v. Sömmerring.

im Jahre 1809 den Inn überschritten und in Bayern eindrangen, floh König
Maximilian in Begleitung Montgelas' sofort an die Westgrenze (nach Dillingen).
Hier wurde er durch das unvermuthet schnelle Erscheinen Napoleon's überrascht.
Zu dieser Zeit bestand nämlich von der französischen Grenze an bis Paris der
Chappe'sche optische Telegraph und durch diesen erfuhr Napoleon das Vordringen
der österreichischen Truppen in viel kürzerer Zeit als man erwartet hatte. München
wurde am 16. April eingenommen, durch die Ankunft Napoleon's aber am
22. April wieder befreit, so daß am 25. desselben Monates Maximilian wieder

Sömmerring intereſſirte ſich für den Galvanismus zunächſt allerdings mehr
in phyſiologiſcher Hinſicht, wandte jedoch ſpäter ſeine Aufmerkſamkeit auch den
chemiſchen Wirkungen zu; ſo hielt er z. B. ſchon im Jahre 1808 einen Vortrag
über die galvanochemiſchen Entdeckungen H. Davy’s. Zur Anwendung des gal-
vaniſchen Stromes in der Telegraphie wurde er durch den Miniſter Montgelas
angeregt. Dies geſchah nämlich in folgender Weiſe: Als die öſterreichiſchen Truppen

[Abbildung] Fig. 745.

S. Th. v. Sömmerring.

im Jahre 1809 den Inn überſchritten und in Bayern eindrangen, floh König
Maximilian in Begleitung Montgelas’ ſofort an die Weſtgrenze (nach Dillingen).
Hier wurde er durch das unvermuthet ſchnelle Erſcheinen Napoleon’s überraſcht.
Zu dieſer Zeit beſtand nämlich von der franzöſiſchen Grenze an bis Paris der
Chappe’ſche optiſche Telegraph und durch dieſen erfuhr Napoleon das Vordringen
der öſterreichiſchen Truppen in viel kürzerer Zeit als man erwartet hatte. München
wurde am 16. April eingenommen, durch die Ankunft Napoleon’s aber am
22. April wieder befreit, ſo daß am 25. desſelben Monates Maximilian wieder

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[982/0996] Sömmerring intereſſirte ſich für den Galvanismus zunächſt allerdings mehr in phyſiologiſcher Hinſicht, wandte jedoch ſpäter ſeine Aufmerkſamkeit auch den chemiſchen Wirkungen zu; ſo hielt er z. B. ſchon im Jahre 1808 einen Vortrag über die galvanochemiſchen Entdeckungen H. Davy’s. Zur Anwendung des gal- vaniſchen Stromes in der Telegraphie wurde er durch den Miniſter Montgelas angeregt. Dies geſchah nämlich in folgender Weiſe: Als die öſterreichiſchen Truppen [Abbildung Fig. 745. S. Th. v. Sömmerring.] im Jahre 1809 den Inn überſchritten und in Bayern eindrangen, floh König Maximilian in Begleitung Montgelas’ ſofort an die Weſtgrenze (nach Dillingen). Hier wurde er durch das unvermuthet ſchnelle Erſcheinen Napoleon’s überraſcht. Zu dieſer Zeit beſtand nämlich von der franzöſiſchen Grenze an bis Paris der Chappe’ſche optiſche Telegraph und durch dieſen erfuhr Napoleon das Vordringen der öſterreichiſchen Truppen in viel kürzerer Zeit als man erwartet hatte. München wurde am 16. April eingenommen, durch die Ankunft Napoleon’s aber am 22. April wieder befreit, ſo daß am 25. desſelben Monates Maximilian wieder

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 982. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/996>, abgerufen am 02.05.2024.