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Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

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Drittes Buch.
Zu dir schrie Syracus, als unter Schutt und Flam-
men
Und Leichen, die zerfleischt in eignem Blute schwammen,
Der wilde Dionys
Sein eisern Joch unträglich fühlen ließ.
Du kamst und stürztest ihn, zum Schrecken der
Tyrannen,
Wie, wann ein Winter-Sturm die Königinn der Tan-
nen
Aus tiefen Wurzeln hebt,
Von ihrem Fall ein weit Gebürge bebt.
Durch dich ward Syracus der Dienstbarkeit ent-
zogen;
Und sichrer Ueberfluß und heitre Freude flogen
Den freyen Mauern zu,
Held aus Corinth! was aber hattest du?
Nichts, als die edle Lust, ein Volk beglückt zu ha-
ben!
Belohnung bessrer Art, als reicher Bürger Gaben!
Du Stifter güldner Zeit,
Der Hoheit werth, erwähltest Niedrigkeit.
Doch
Drittes Buch.
Zu dir ſchrie Syracus, als unter Schutt und Flam-
men
Und Leichen, die zerfleiſcht in eignem Blute ſchwammen,
Der wilde Dionys
Sein eiſern Joch untraͤglich fuͤhlen ließ.
Du kamſt und ſtuͤrzteſt ihn, zum Schrecken der
Tyrannen,
Wie, wann ein Winter-Sturm die Koͤniginn der Tan-
nen
Aus tiefen Wurzeln hebt,
Von ihrem Fall ein weit Gebuͤrge bebt.
Durch dich ward Syracus der Dienſtbarkeit ent-
zogen;
Und ſichrer Ueberfluß und heitre Freude flogen
Den freyen Mauern zu,
Held aus Corinth! was aber hatteſt du?
Nichts, als die edle Luſt, ein Volk begluͤckt zu ha-
ben!
Belohnung beſſrer Art, als reicher Buͤrger Gaben!
Du Stifter guͤldner Zeit,
Der Hoheit werth, erwaͤhlteſt Niedrigkeit.
Doch
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[107/0121] Drittes Buch. Zu dir ſchrie Syracus, als unter Schutt und Flam- men Und Leichen, die zerfleiſcht in eignem Blute ſchwammen, Der wilde Dionys Sein eiſern Joch untraͤglich fuͤhlen ließ. Du kamſt und ſtuͤrzteſt ihn, zum Schrecken der Tyrannen, Wie, wann ein Winter-Sturm die Koͤniginn der Tan- nen Aus tiefen Wurzeln hebt, Von ihrem Fall ein weit Gebuͤrge bebt. Durch dich ward Syracus der Dienſtbarkeit ent- zogen; Und ſichrer Ueberfluß und heitre Freude flogen Den freyen Mauern zu, Held aus Corinth! was aber hatteſt du? Nichts, als die edle Luſt, ein Volk begluͤckt zu ha- ben! Belohnung beſſrer Art, als reicher Buͤrger Gaben! Du Stifter guͤldner Zeit, Der Hoheit werth, erwaͤhlteſt Niedrigkeit. Doch

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Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/121>, abgerufen am 14.05.2024.