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Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

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Lyrische Gedichte


Der Tobacksraucher.
Soll ich stets die trunknen Reben,
Soll ich nur den Gott erheben,
Der aus holden Augen blitzt?
Werd ich nie zu deinem Preise,
Pflanze, meine Lust! erhitzt,
Unterdeß der Thor und Weise
Beym verblasnen Rauche sitzt?
O wie viele güldne Stunden
Sind mir unbereut verschwunden,
Bey geliebter Blätter Glut!
Da empört mein rascher Wille
Sich für kein verderblich Gut:
Jch genieße süsser Stille;
Meine ganze Seele ruht.
Weg mit lärmendem Gepränge!
Wo ich mich durch Narren dränge,
Gähn' ich bey dem besten Wein.
Lächle, Venus! unter Thränen;
Sey die Mutter süsser Pein!
Aber zeuch mit deinen Schwänen,
Zeuch bey mir nicht sieghaft ein.
Jch
Lyriſche Gedichte


Der Tobacksraucher.
Soll ich ſtets die trunknen Reben,
Soll ich nur den Gott erheben,
Der aus holden Augen blitzt?
Werd ich nie zu deinem Preiſe,
Pflanze, meine Luſt! erhitzt,
Unterdeß der Thor und Weiſe
Beym verblaſnen Rauche ſitzt?
O wie viele guͤldne Stunden
Sind mir unbereut verſchwunden,
Bey geliebter Blaͤtter Glut!
Da empoͤrt mein raſcher Wille
Sich fuͤr kein verderblich Gut:
Jch genieße ſuͤſſer Stille;
Meine ganze Seele ruht.
Weg mit laͤrmendem Gepraͤnge!
Wo ich mich durch Narren draͤnge,
Gaͤhn’ ich bey dem beſten Wein.
Laͤchle, Venus! unter Thraͤnen;
Sey die Mutter ſuͤſſer Pein!
Aber zeuch mit deinen Schwaͤnen,
Zeuch bey mir nicht ſieghaft ein.
Jch
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[120/0134] Lyriſche Gedichte Der Tobacksraucher. Soll ich ſtets die trunknen Reben, Soll ich nur den Gott erheben, Der aus holden Augen blitzt? Werd ich nie zu deinem Preiſe, Pflanze, meine Luſt! erhitzt, Unterdeß der Thor und Weiſe Beym verblaſnen Rauche ſitzt? O wie viele guͤldne Stunden Sind mir unbereut verſchwunden, Bey geliebter Blaͤtter Glut! Da empoͤrt mein raſcher Wille Sich fuͤr kein verderblich Gut: Jch genieße ſuͤſſer Stille; Meine ganze Seele ruht. Weg mit laͤrmendem Gepraͤnge! Wo ich mich durch Narren draͤnge, Gaͤhn’ ich bey dem beſten Wein. Laͤchle, Venus! unter Thraͤnen; Sey die Mutter ſuͤſſer Pein! Aber zeuch mit deinen Schwaͤnen, Zeuch bey mir nicht ſieghaft ein. Jch

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Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/134>, abgerufen am 14.05.2024.