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Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

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Lyrische Gedichte
Aus bessrer Eltern Schoos entsprungen jene Helden,
Von derer hellem Ruhm des Nachruhms Bücher melden,
Die keinem Weltstrich unbekannt,
Als Geisseln in des Schicksals Hand,
An Rom, das feige Laster schwächten,
Der halben Erde Knechtschaft rächten:
Ein männliches Geschlecht, stark, alles zu ertragen,
Gleich streitbar, wann der Süd, in trägen Sommertagen,
Die Wüste Lybiens verließ;
Und wann der alte Nordwind blies,
Und seine furchtbarn Flügel stürmten,
Die Schnee auf Schnee verderblich thürmten.
Zu welchem Wechsel ist der Völker Glück verdammet!
Ein rauh verachtet Volk, das edler Muth entflammet,
Macht sich der Erde fürchterlich,
Wird üppig und entkräftet sich,
Und fällt, nach kurzgenossnem Glücke,
Schnell in sein erstes Nichts zurücke.


An
Lyriſche Gedichte
Aus beſſrer Eltern Schoos entſprungen jene Helden,
Von derer hellem Ruhm des Nachruhms Buͤcher melden,
Die keinem Weltſtrich unbekannt,
Als Geiſſeln in des Schickſals Hand,
An Rom, das feige Laſter ſchwaͤchten,
Der halben Erde Knechtſchaft raͤchten:
Ein maͤnnliches Geſchlecht, ſtark, alles zu ertragen,
Gleich ſtreitbar, wann der Suͤd, in traͤgen Sommertagen,
Die Wuͤſte Lybiens verließ;
Und wann der alte Nordwind blies,
Und ſeine furchtbarn Fluͤgel ſtuͤrmten,
Die Schnee auf Schnee verderblich thuͤrmten.
Zu welchem Wechſel iſt der Voͤlker Gluͤck verdammet!
Ein rauh verachtet Volk, das edler Muth entflammet,
Macht ſich der Erde fuͤrchterlich,
Wird uͤppig und entkraͤftet ſich,
Und faͤllt, nach kurzgenoſſnem Gluͤcke,
Schnell in ſein erſtes Nichts zuruͤcke.


An
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[140/0154] Lyriſche Gedichte Aus beſſrer Eltern Schoos entſprungen jene Helden, Von derer hellem Ruhm des Nachruhms Buͤcher melden, Die keinem Weltſtrich unbekannt, Als Geiſſeln in des Schickſals Hand, An Rom, das feige Laſter ſchwaͤchten, Der halben Erde Knechtſchaft raͤchten: Ein maͤnnliches Geſchlecht, ſtark, alles zu ertragen, Gleich ſtreitbar, wann der Suͤd, in traͤgen Sommertagen, Die Wuͤſte Lybiens verließ; Und wann der alte Nordwind blies, Und ſeine furchtbarn Fluͤgel ſtuͤrmten, Die Schnee auf Schnee verderblich thuͤrmten. Zu welchem Wechſel iſt der Voͤlker Gluͤck verdammet! Ein rauh verachtet Volk, das edler Muth entflammet, Macht ſich der Erde fuͤrchterlich, Wird uͤppig und entkraͤftet ſich, Und faͤllt, nach kurzgenoſſnem Gluͤcke, Schnell in ſein erſtes Nichts zuruͤcke. An

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Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/154>, abgerufen am 15.05.2024.