Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite
Viertes Buch.


Empfindungen
An einem Frühlings-Morgen.
O welche frische Luft haucht vom bebüschten Hügel!
Welch angenehmer West durchzieht
Mit rauschendem bethauten Flügel
Dieß holde Thal, wo alles grünt und blüht!
Hier, wo die Grazien sich ihre Bluhmen hohlen,
Hier seh ich, wie der Morgen lacht,
Der unter düftenden Violen
Und beym Gesang der Vögel aufgewacht.
Das kleinste Gräschen blitzt vom farbenreichen Thaue
Wie himmlisch lächelt die Natur,
Wohin ich um und bey mir schaue,
Dort im Gesträuch und hier auf grüner Flur!
Die ganze Schöpfung zeugt von weiser Gute Händen;
Mit Schönheit pranget unsre Welt.
Muß nur der Mensch die Schöpfung schänden,
Der sich so gern für ihre Zierde hält?
Der
Viertes Buch.


Empfindungen
An einem Fruͤhlings-Morgen.
O welche friſche Luft haucht vom bebuͤſchten Huͤgel!
Welch angenehmer Weſt durchzieht
Mit rauſchendem bethauten Fluͤgel
Dieß holde Thal, wo alles gruͤnt und bluͤht!
Hier, wo die Grazien ſich ihre Bluhmen hohlen,
Hier ſeh ich, wie der Morgen lacht,
Der unter duͤftenden Violen
Und beym Geſang der Voͤgel aufgewacht.
Das kleinſte Graͤschen blitzt vom farbenreichẽ Thaue
Wie himmliſch laͤchelt die Natur,
Wohin ich um und bey mir ſchaue,
Dort im Geſtraͤuch und hier auf gruͤner Flur!
Die ganze Schoͤpfung zeugt von weiſer Gute Haͤndẽ;
Mit Schoͤnheit pranget unſre Welt.
Muß nur der Menſch die Schoͤpfung ſchaͤnden,
Der ſich ſo gern fuͤr ihre Zierde haͤlt?
Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0157" n="143"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Viertes Buch.</hi> </fw><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Empfindungen<lb/>
An einem Fru&#x0364;hlings-Morgen.</hi> </head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">O</hi> welche fri&#x017F;che Luft haucht vom bebu&#x0364;&#x017F;chten Hu&#x0364;gel!</l><lb/>
              <l>Welch angenehmer We&#x017F;t durchzieht</l><lb/>
              <l>Mit rau&#x017F;chendem bethauten Flu&#x0364;gel</l><lb/>
              <l>Dieß holde Thal, wo alles gru&#x0364;nt und blu&#x0364;ht!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l><hi rendition="#in">H</hi>ier, wo die Grazien &#x017F;ich ihre Bluhmen hohlen,</l><lb/>
              <l>Hier &#x017F;eh ich, wie der Morgen lacht,</l><lb/>
              <l>Der unter du&#x0364;ftenden Violen</l><lb/>
              <l>Und beym Ge&#x017F;ang der Vo&#x0364;gel aufgewacht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l><hi rendition="#in">D</hi>as klein&#x017F;te Gra&#x0364;schen blitzt vom farbenreiche&#x0303; Thaue</l><lb/>
              <l>Wie himmli&#x017F;ch la&#x0364;chelt die Natur,</l><lb/>
              <l>Wohin ich um und bey mir &#x017F;chaue,</l><lb/>
              <l>Dort im Ge&#x017F;tra&#x0364;uch und hier auf gru&#x0364;ner Flur!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l><hi rendition="#in">D</hi>ie ganze Scho&#x0364;pfung zeugt von wei&#x017F;er Gute Ha&#x0364;nde&#x0303;;</l><lb/>
              <l>Mit Scho&#x0364;nheit pranget un&#x017F;re Welt.</l><lb/>
              <l>Muß nur der Men&#x017F;ch die Scho&#x0364;pfung &#x017F;cha&#x0364;nden,</l><lb/>
              <l>Der &#x017F;ich &#x017F;o gern fu&#x0364;r ihre Zierde ha&#x0364;lt?</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0157] Viertes Buch. Empfindungen An einem Fruͤhlings-Morgen. O welche friſche Luft haucht vom bebuͤſchten Huͤgel! Welch angenehmer Weſt durchzieht Mit rauſchendem bethauten Fluͤgel Dieß holde Thal, wo alles gruͤnt und bluͤht! Hier, wo die Grazien ſich ihre Bluhmen hohlen, Hier ſeh ich, wie der Morgen lacht, Der unter duͤftenden Violen Und beym Geſang der Voͤgel aufgewacht. Das kleinſte Graͤschen blitzt vom farbenreichẽ Thaue Wie himmliſch laͤchelt die Natur, Wohin ich um und bey mir ſchaue, Dort im Geſtraͤuch und hier auf gruͤner Flur! Die ganze Schoͤpfung zeugt von weiſer Gute Haͤndẽ; Mit Schoͤnheit pranget unſre Welt. Muß nur der Menſch die Schoͤpfung ſchaͤnden, Der ſich ſo gern fuͤr ihre Zierde haͤlt? Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstausgabe der vorliegenden Gedichtsammlung … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/157
Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/157>, abgerufen am 15.05.2024.