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Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

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Viertes Buch.
Jhn vom Himmel abzubringen,
Da ihn Erd und Menschheit rief;
Kürztet ihr die stolzen Schwingen,
Holde Nymphen! da er schlief.
Da der Himmel ihm entgangen,
Flattert nun der Gott der Lust
Um die rosenvollen Wangen
Und um iede Liljen-Brust.
Aber wie an Frühlings-Morgen,
Einer jungen Rose Pracht,
Würdig Zephyrs liebster Sorgen,
Würdig aller Wünsche, lacht;
Die bis Titans niedrer Wagen
Sich im Abend-Meer verliert,
Welket und in künftgen Tagen
Keine Blicke mehr verführt:
So verblühn mit kurzem Prangen
Auch die Bluhmen unsrer Lust,
Diese Rosen frischer Wagen,
Diese Liljen einer Brust.
Amor, fliehend, folgt der Jugend;
Und es fesselt nur Verstand,
Jn dem Schoose sanfter Tugend,
Jhn durch ein beglücktes Band.
Der
K 3
Viertes Buch.
Jhn vom Himmel abzubringen,
Da ihn Erd und Menſchheit rief;
Kuͤrztet ihr die ſtolzen Schwingen,
Holde Nymphen! da er ſchlief.
Da der Himmel ihm entgangen,
Flattert nun der Gott der Luſt
Um die roſenvollen Wangen
Und um iede Liljen-Bruſt.
Aber wie an Fruͤhlings-Morgen,
Einer jungen Roſe Pracht,
Wuͤrdig Zephyrs liebſter Sorgen,
Wuͤrdig aller Wuͤnſche, lacht;
Die bis Titans niedrer Wagen
Sich im Abend-Meer verliert,
Welket und in kuͤnftgen Tagen
Keine Blicke mehr verfuͤhrt:
So verbluͤhn mit kurzem Prangen
Auch die Bluhmen unſrer Luſt,
Dieſe Roſen friſcher Wagen,
Dieſe Liljen einer Bruſt.
Amor, fliehend, folgt der Jugend;
Und es feſſelt nur Verſtand,
Jn dem Schooſe ſanfter Tugend,
Jhn durch ein begluͤcktes Band.
Der
K 3
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[149/0163] Viertes Buch. Jhn vom Himmel abzubringen, Da ihn Erd und Menſchheit rief; Kuͤrztet ihr die ſtolzen Schwingen, Holde Nymphen! da er ſchlief. Da der Himmel ihm entgangen, Flattert nun der Gott der Luſt Um die roſenvollen Wangen Und um iede Liljen-Bruſt. Aber wie an Fruͤhlings-Morgen, Einer jungen Roſe Pracht, Wuͤrdig Zephyrs liebſter Sorgen, Wuͤrdig aller Wuͤnſche, lacht; Die bis Titans niedrer Wagen Sich im Abend-Meer verliert, Welket und in kuͤnftgen Tagen Keine Blicke mehr verfuͤhrt: So verbluͤhn mit kurzem Prangen Auch die Bluhmen unſrer Luſt, Dieſe Roſen friſcher Wagen, Dieſe Liljen einer Bruſt. Amor, fliehend, folgt der Jugend; Und es feſſelt nur Verſtand, Jn dem Schooſe ſanfter Tugend, Jhn durch ein begluͤcktes Band. Der K 3

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Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/163>, abgerufen am 15.05.2024.