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Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

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Lyrische Gedichte


Magister Duns.
Magister Duns, das grosse Licht,
Des deutschen Pindus Ehre,
Der Dichter, dessen Muse spricht,
Wie seine Dingerlehre;
Der lauter Metaphysik ist,
Und metaphysisch lacht und küßt;
Ließ jüngst bey seiner Schönen
Ein zärtlich Lied ertönen.
Er sang: o Schmuck der besten Welt!
Du Vorwurf meiner Liebe!
Dein Aug ists, das den Grund enthält
Vom Daseyn meiner Triebe.
Die Monas, die in mir gedenkt,
Vermag, in deinen Reiz versenkt,
Die blinden Sinnlichkeiten
Nicht länger zu bestreiten.
Drauf nannt er gründlich hier und dort
Den Grund des Widerspruches
Und noch so manches Modewort,
Die Weisheit manches Buches.
Der Mann bewies, wie sichs gehört,
Und bat, abstract und tiefgelehrt,
Durch schulgerechte Schlüsse
Um seiner Chloris Küsse.
Das
Lyriſche Gedichte


Magiſter Duns.
Magiſter Duns, das groſſe Licht,
Des deutſchen Pindus Ehre,
Der Dichter, deſſen Muſe ſpricht,
Wie ſeine Dingerlehre;
Der lauter Metaphyſik iſt,
Und metaphyſiſch lacht und kuͤßt;
Ließ juͤngſt bey ſeiner Schoͤnen
Ein zaͤrtlich Lied ertoͤnen.
Er ſang: o Schmuck der beſten Welt!
Du Vorwurf meiner Liebe!
Dein Aug iſts, das den Grund enthaͤlt
Vom Daſeyn meiner Triebe.
Die Monas, die in mir gedenkt,
Vermag, in deinen Reiz verſenkt,
Die blinden Sinnlichkeiten
Nicht laͤnger zu beſtreiten.
Drauf nannt er gruͤndlich hier und dort
Den Grund des Widerſpruches
Und noch ſo manches Modewort,
Die Weisheit manches Buches.
Der Mann bewies, wie ſichs gehoͤrt,
Und bat, abſtract und tiefgelehrt,
Durch ſchulgerechte Schluͤſſe
Um ſeiner Chloris Kuͤſſe.
Das
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[28/0042] Lyriſche Gedichte Magiſter Duns. Magiſter Duns, das groſſe Licht, Des deutſchen Pindus Ehre, Der Dichter, deſſen Muſe ſpricht, Wie ſeine Dingerlehre; Der lauter Metaphyſik iſt, Und metaphyſiſch lacht und kuͤßt; Ließ juͤngſt bey ſeiner Schoͤnen Ein zaͤrtlich Lied ertoͤnen. Er ſang: o Schmuck der beſten Welt! Du Vorwurf meiner Liebe! Dein Aug iſts, das den Grund enthaͤlt Vom Daſeyn meiner Triebe. Die Monas, die in mir gedenkt, Vermag, in deinen Reiz verſenkt, Die blinden Sinnlichkeiten Nicht laͤnger zu beſtreiten. Drauf nannt er gruͤndlich hier und dort Den Grund des Widerſpruches Und noch ſo manches Modewort, Die Weisheit manches Buches. Der Mann bewies, wie ſichs gehoͤrt, Und bat, abſtract und tiefgelehrt, Durch ſchulgerechte Schluͤſſe Um ſeiner Chloris Kuͤſſe. Das

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Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/42>, abgerufen am 29.04.2024.