Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite
Lyrische Gedichte.


Der verlohrne Amor.
Amor hat sich jüngst verlohren;
Und nun will, die ihn gebohren,
Jhren Flüchtling wieder küssen;
Und man hat ihn suchen müssen.
Jn dem Schatten dunkler Linden,
Wo wir Dichter Amorn finden;
Unter froher Dichter Myrthen,
Jn den Städten, bey den Hirten,
Kann man nichts von ihm erfragen.
Mädchen! wollt ihr mirs nicht sagen?
Denn ihr hegt den Gott der Sorgen:
Hat er sich bey euch verborgen?
Jn den Rosen eurer Wangen,
Die mit frischer Jugend prangen?
Oder auf den Liljenhügeln,
Wo der Gott mit leisen Flügeln
Sich schon öfters hingestohlen?
Darf ich suchen und ihn hohlen?


Der
Lyriſche Gedichte.


Der verlohrne Amor.
Amor hat ſich juͤngſt verlohren;
Und nun will, die ihn gebohren,
Jhren Fluͤchtling wieder kuͤſſen;
Und man hat ihn ſuchen muͤſſen.
Jn dem Schatten dunkler Linden,
Wo wir Dichter Amorn finden;
Unter froher Dichter Myrthen,
Jn den Staͤdten, bey den Hirten,
Kann man nichts von ihm erfragen.
Maͤdchen! wollt ihr mirs nicht ſagen?
Denn ihr hegt den Gott der Sorgen:
Hat er ſich bey euch verborgen?
Jn den Roſen eurer Wangen,
Die mit friſcher Jugend prangen?
Oder auf den Liljenhuͤgeln,
Wo der Gott mit leiſen Fluͤgeln
Sich ſchon oͤfters hingeſtohlen?
Darf ich ſuchen und ihn hohlen?


Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0078" n="64"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Lyri&#x017F;che Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Der verlohrne Amor.</hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">A</hi>mor hat &#x017F;ich ju&#x0364;ng&#x017F;t verlohren;</l><lb/>
            <l>Und nun will, die ihn gebohren,</l><lb/>
            <l>Jhren Flu&#x0364;chtling wieder ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en;</l><lb/>
            <l>Und man hat ihn &#x017F;uchen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Jn dem Schatten dunkler Linden,</l><lb/>
            <l>Wo wir Dichter Amorn finden;</l><lb/>
            <l>Unter froher Dichter Myrthen,</l><lb/>
            <l>Jn den Sta&#x0364;dten, bey den Hirten,</l><lb/>
            <l>Kann man nichts von ihm erfragen.</l><lb/>
            <l>Ma&#x0364;dchen! wollt ihr mirs nicht &#x017F;agen?</l><lb/>
            <l>Denn ihr hegt den Gott der Sorgen:</l><lb/>
            <l>Hat er &#x017F;ich bey euch verborgen?</l><lb/>
            <l>Jn den Ro&#x017F;en eurer Wangen,</l><lb/>
            <l>Die mit fri&#x017F;cher Jugend prangen?</l><lb/>
            <l>Oder auf den Liljenhu&#x0364;geln,</l><lb/>
            <l>Wo der Gott mit lei&#x017F;en Flu&#x0364;geln</l><lb/>
            <l>Sich &#x017F;chon o&#x0364;fters hinge&#x017F;tohlen?</l><lb/>
            <l>Darf ich &#x017F;uchen und ihn hohlen?</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Der</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0078] Lyriſche Gedichte. Der verlohrne Amor. Amor hat ſich juͤngſt verlohren; Und nun will, die ihn gebohren, Jhren Fluͤchtling wieder kuͤſſen; Und man hat ihn ſuchen muͤſſen. Jn dem Schatten dunkler Linden, Wo wir Dichter Amorn finden; Unter froher Dichter Myrthen, Jn den Staͤdten, bey den Hirten, Kann man nichts von ihm erfragen. Maͤdchen! wollt ihr mirs nicht ſagen? Denn ihr hegt den Gott der Sorgen: Hat er ſich bey euch verborgen? Jn den Roſen eurer Wangen, Die mit friſcher Jugend prangen? Oder auf den Liljenhuͤgeln, Wo der Gott mit leiſen Fluͤgeln Sich ſchon oͤfters hingeſtohlen? Darf ich ſuchen und ihn hohlen? Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstausgabe der vorliegenden Gedichtsammlung … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/78
Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/78>, abgerufen am 15.05.2024.