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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
sind von Letzterem die beiden Endpunkte der Wirbelsäule aus-
genommen (S. 407). Nicolai (l. c. 2. und 3. Tabelle) fand die
Bogenhälften des Atlas im dritten Monate 1/2 Linie lang verknö-
chert. Im Epistropheus sind die Bogenhälften eben so sehr ver-
knöchert, während im fünften Monate im Körper und im sechsten
im proc. odont. ein Knochenkern erscheint. Die übrigen fünf
Halswirbel haben im dritten Monate zwei 1/2 Linie lange Knochen-
streifen für die Bogenhälften und einen undeutlichen für den Kör-
per; die Rückenwirbel einen schon etwas grösseren für den Kör-
per und die Lendenwirbel in den Bogenhälften vier, in dem Kör-
per fünf weisse Pünktchen. Am Ende des vierten Monates sieht
man in dem Körper der drei falschen Wirbel des Kreuzbeines
Knochenpunkte. Der Atlas entsteht nach Ritgen (l. c. S. 209.)
aus drei, der Epistropheus aus fünf (l. c. S. 214.), die übrigen
Halswirbel aus drei Knochenpaaren (l. c. S. 216.). Für die Rük-
kenwirbel stellt er folgende mögliche Knorpelkerne dar: zwei
Paare für den Körper, ein inneres, ein äusseres und ein hinteres
Paar für die Bogen, eines für die seitlichen Hälften der Dornfort-
sätze und eines für das hintere Ende derselben. Nach unserer
Untersuchung ist die Ossification der Wirbel durchaus variabel.
Es entstehen Knochenpünktchen, welche zu einem sogenannten
Kerne zusammentreten. Man kann der letzteren im Allgemeinen
für die Rückenwirbel drei annehmen, einen für den Körper und
zwei für die Bogenhälften. Vielleicht entsteht auch der erste
aus zwei seitlichen Hälften. Die Anhänge der Wirbel dagegen
haben doppelte oder wenigstens einfache gesonderte Knochenkerne;
so der proc. odontoid., die Querfortsätze, die Dornfortsätze, der
Bogen des Canalis vertebralis u. dgl. m. Die Bogenhälften sind
am Halse und dem oberen Theile der Rückenwirbel länger und
schmäler, die der unteren Rücken- und Lendenwirbel breiter und
kürzer. Die Körper zeigen vom fünften Monate an fast dieselben
Verhältnisse, wie im Erwachsenen. Uebrigens ist die Verknöcherung
der Rückenwirbelsäule bei der Geburt noch nicht vollendet, son-
dern wird erst nach den Angaben Sömmerings, Meckels und Beclards
in oder nach dem ersten Lebensjahre vervollkommnet. Im aus-
getragenen Kinde sind Körper, Bogenhälften, Querfortsätze und
ein Theil der Anhänge verknöchert. Vgl. Kerkring p. 238--245.
Albinus p. 52--58. Nesbitt S. 64--69. Danz S. 225--230.
Sömmering p. 236. 240. 244. 249 fgg. Senff p. 405--416. Flamm

Von dem Embryo.
sind von Letzterem die beiden Endpunkte der Wirbelsäule aus-
genommen (S. 407). Nicolai (l. c. 2. und 3. Tabelle) fand die
Bogenhälften des Atlas im dritten Monate ½ Linie lang verknö-
chert. Im Epistropheus sind die Bogenhälften eben so sehr ver-
knöchert, während im fünften Monate im Körper und im sechsten
im proc. odont. ein Knochenkern erscheint. Die übrigen fünf
Halswirbel haben im dritten Monate zwei ½ Linie lange Knochen-
streifen für die Bogenhälften und einen undeutlichen für den Kör-
per; die Rückenwirbel einen schon etwas gröſseren für den Kör-
per und die Lendenwirbel in den Bogenhälften vier, in dem Kör-
per fünf weiſse Pünktchen. Am Ende des vierten Monates sieht
man in dem Körper der drei falschen Wirbel des Kreuzbeines
Knochenpunkte. Der Atlas entsteht nach Ritgen (l. c. S. 209.)
aus drei, der Epistropheus aus fünf (l. c. S. 214.), die übrigen
Halswirbel aus drei Knochenpaaren (l. c. S. 216.). Für die Rük-
kenwirbel stellt er folgende mögliche Knorpelkerne dar: zwei
Paare für den Körper, ein inneres, ein äuſseres und ein hinteres
Paar für die Bogen, eines für die seitlichen Hälften der Dornfort-
sätze und eines für das hintere Ende derselben. Nach unserer
Untersuchung ist die Ossification der Wirbel durchaus variabel.
Es entstehen Knochenpünktchen, welche zu einem sogenannten
Kerne zusammentreten. Man kann der letzteren im Allgemeinen
für die Rückenwirbel drei annehmen, einen für den Körper und
zwei für die Bogenhälften. Vielleicht entsteht auch der erste
aus zwei seitlichen Hälften. Die Anhänge der Wirbel dagegen
haben doppelte oder wenigstens einfache gesonderte Knochenkerne;
so der proc. odontoid., die Querfortsätze, die Dornfortsätze, der
Bogen des Canalis vertebralis u. dgl. m. Die Bogenhälften sind
am Halse und dem oberen Theile der Rückenwirbel länger und
schmäler, die der unteren Rücken- und Lendenwirbel breiter und
kürzer. Die Körper zeigen vom fünften Monate an fast dieselben
Verhältnisse, wie im Erwachsenen. Uebrigens ist die Verknöcherung
der Rückenwirbelsäule bei der Geburt noch nicht vollendet, son-
dern wird erst nach den Angaben Sömmerings, Meckels und Bèclards
in oder nach dem ersten Lebensjahre vervollkommnet. Im aus-
getragenen Kinde sind Körper, Bogenhälften, Querfortsätze und
ein Theil der Anhänge verknöchert. Vgl. Kerkring p. 238—245.
Albinus p. 52—58. Nesbitt S. 64—69. Danz S. 225—230.
Sömmering p. 236. 240. 244. 249 fgg. Senff p. 405—416. Flamm

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[234/0262] Von dem Embryo. sind von Letzterem die beiden Endpunkte der Wirbelsäule aus- genommen (S. 407). Nicolai (l. c. 2. und 3. Tabelle) fand die Bogenhälften des Atlas im dritten Monate ½ Linie lang verknö- chert. Im Epistropheus sind die Bogenhälften eben so sehr ver- knöchert, während im fünften Monate im Körper und im sechsten im proc. odont. ein Knochenkern erscheint. Die übrigen fünf Halswirbel haben im dritten Monate zwei ½ Linie lange Knochen- streifen für die Bogenhälften und einen undeutlichen für den Kör- per; die Rückenwirbel einen schon etwas gröſseren für den Kör- per und die Lendenwirbel in den Bogenhälften vier, in dem Kör- per fünf weiſse Pünktchen. Am Ende des vierten Monates sieht man in dem Körper der drei falschen Wirbel des Kreuzbeines Knochenpunkte. Der Atlas entsteht nach Ritgen (l. c. S. 209.) aus drei, der Epistropheus aus fünf (l. c. S. 214.), die übrigen Halswirbel aus drei Knochenpaaren (l. c. S. 216.). Für die Rük- kenwirbel stellt er folgende mögliche Knorpelkerne dar: zwei Paare für den Körper, ein inneres, ein äuſseres und ein hinteres Paar für die Bogen, eines für die seitlichen Hälften der Dornfort- sätze und eines für das hintere Ende derselben. Nach unserer Untersuchung ist die Ossification der Wirbel durchaus variabel. Es entstehen Knochenpünktchen, welche zu einem sogenannten Kerne zusammentreten. Man kann der letzteren im Allgemeinen für die Rückenwirbel drei annehmen, einen für den Körper und zwei für die Bogenhälften. Vielleicht entsteht auch der erste aus zwei seitlichen Hälften. Die Anhänge der Wirbel dagegen haben doppelte oder wenigstens einfache gesonderte Knochenkerne; so der proc. odontoid., die Querfortsätze, die Dornfortsätze, der Bogen des Canalis vertebralis u. dgl. m. Die Bogenhälften sind am Halse und dem oberen Theile der Rückenwirbel länger und schmäler, die der unteren Rücken- und Lendenwirbel breiter und kürzer. Die Körper zeigen vom fünften Monate an fast dieselben Verhältnisse, wie im Erwachsenen. Uebrigens ist die Verknöcherung der Rückenwirbelsäule bei der Geburt noch nicht vollendet, son- dern wird erst nach den Angaben Sömmerings, Meckels und Bèclards in oder nach dem ersten Lebensjahre vervollkommnet. Im aus- getragenen Kinde sind Körper, Bogenhälften, Querfortsätze und ein Theil der Anhänge verknöchert. Vgl. Kerkring p. 238—245. Albinus p. 52—58. Nesbitt S. 64—69. Danz S. 225—230. Sömmering p. 236. 240. 244. 249 fgg. Senff p. 405—416. Flamm

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/262>, abgerufen am 29.04.2024.