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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
inneren Rande der Niere anliegt, fehlt jede Spur des inneren
Leistenringes. Der Leistenkanal ist dagegen schon gebildet und
durch ihn kommt ein Theil des Leistenbandes heraus, um in den
Hodensack zu gelangen (S. 19.). Alle diese Beobachtungen sind
an Katzen-, Hunde-, Ratten- und Menschenembryonen gemacht,
wo überall das Verhältniss dasselbe ist. In der zweiten Periode
ist der Hoden hinabgerückt, das Leitband ist kürzer geworden.
In der Gegend des Leistenkanales befindet sich eine schwache
Vertiefung des Bauchfelles, die aber noch nicht in ein Säckchen
oder einen Schlauch führt. Diese bildet sich nicht auf Kosten
des Ueberzuges des Leitbandes, sondern des Theiles des Perito-
neum, welches sich rings um das untere Ende des Bauchtheiles
des Leitbandes befindet, welches also früher den Abdominalmus-
keln auflag (S. 20.). Sie ist nicht allein vom Zellgewebe, son-
dern auch von mehr oder minder deutlichen einzelnen Muskelfa-
sern bedeckt (S. 21.). In der dritten Periode liegt der Hode
nahe an dem Leistenkanale. Das Säckchen enthält in seinem
Innern wieder eine Falte, in welcher sich so viel von dem Bauch-
theile des Leitbandes befindet, als bei oberflächlicher Betrachtung
von demselben geschwunden zu seyn scheint. Es hat sich also
in dieser Periode nur der Hodensacktheil des Leitbandes verkürzt
(S. 24.). In der vierten Periode endlich befindet sich der Hoden
ausserhalb der Bauchhöhle. Der Sack ist dann grösser, als es
der Hode und Nebenhode erforderte und zwar aus dem Grunde,
weil sich in ihm noch der Bauchtheil des Leitbandes befindet.
Dieses hat sich verkürzt, ist von fast viereckiger Gestalt und
wird bald zu einem zapfenförmigen Fortsatze, welcher beinahe
so gross ist, als der Hode und Nebenhoden. Dieser erscheint von
röthlich blauer Farbe und besteht aus vielen durch einen eigenen
Schleim zusammengehaltenen Fasern (S. 26.). Durch ihn geht
der Schwanz des Nebenhodens hindurch. In der fünften Periode
ist der zapfenförmige Ueberrest des Leitbandes geschwunden und
an seiner Stelle findet sich nun etwas festes Zellgewebe (S. 27.).
In der sechsten Periode endlich ist der Zustand wie in dem Er-
wachsenen (S. 28.). Das Leitband ist das Hauptorgan für die
Ortsveränderung der Hoden (S. 37.).

1832. -- Rathke (Abhandlung. aus der Bildungs- und Entw.
gesch. des Menschen und der Thiere. Thl. I. S. 69. fg.) beschreibt
zuerst mit der ihm eigenen Genauigkeit und Bestimmtheit den

Von dem Embryo.
inneren Rande der Niere anliegt, fehlt jede Spur des inneren
Leistenringes. Der Leistenkanal ist dagegen schon gebildet und
durch ihn kommt ein Theil des Leistenbandes heraus, um in den
Hodensack zu gelangen (S. 19.). Alle diese Beobachtungen sind
an Katzen-, Hunde-, Ratten- und Menschenembryonen gemacht,
wo überall das Verhältniſs dasselbe ist. In der zweiten Periode
ist der Hoden hinabgerückt, das Leitband ist kürzer geworden.
In der Gegend des Leistenkanales befindet sich eine schwache
Vertiefung des Bauchfelles, die aber noch nicht in ein Säckchen
oder einen Schlauch führt. Diese bildet sich nicht auf Kosten
des Ueberzuges des Leitbandes, sondern des Theiles des Perito-
neum, welches sich rings um das untere Ende des Bauchtheiles
des Leitbandes befindet, welches also früher den Abdominalmus-
keln auflag (S. 20.). Sie ist nicht allein vom Zellgewebe, son-
dern auch von mehr oder minder deutlichen einzelnen Muskelfa-
sern bedeckt (S. 21.). In der dritten Periode liegt der Hode
nahe an dem Leistenkanale. Das Säckchen enthält in seinem
Innern wieder eine Falte, in welcher sich so viel von dem Bauch-
theile des Leitbandes befindet, als bei oberflächlicher Betrachtung
von demselben geschwunden zu seyn scheint. Es hat sich also
in dieser Periode nur der Hodensacktheil des Leitbandes verkürzt
(S. 24.). In der vierten Periode endlich befindet sich der Hoden
auſserhalb der Bauchhöhle. Der Sack ist dann gröſser, als es
der Hode und Nebenhode erforderte und zwar aus dem Grunde,
weil sich in ihm noch der Bauchtheil des Leitbandes befindet.
Dieses hat sich verkürzt, ist von fast viereckiger Gestalt und
wird bald zu einem zapfenförmigen Fortsatze, welcher beinahe
so groſs ist, als der Hode und Nebenhoden. Dieser erscheint von
röthlich blauer Farbe und besteht aus vielen durch einen eigenen
Schleim zusammengehaltenen Fasern (S. 26.). Durch ihn geht
der Schwanz des Nebenhodens hindurch. In der fünften Periode
ist der zapfenförmige Ueberrest des Leitbandes geschwunden und
an seiner Stelle findet sich nun etwas festes Zellgewebe (S. 27.).
In der sechsten Periode endlich ist der Zustand wie in dem Er-
wachsenen (S. 28.). Das Leitband ist das Hauptorgan für die
Ortsveränderung der Hoden (S. 37.).

1832. — Rathke (Abhandlung. aus der Bildungs- und Entw.
gesch. des Menschen und der Thiere. Thl. I. S. 69. fg.) beschreibt
zuerst mit der ihm eigenen Genauigkeit und Bestimmtheit den

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[406/0434] Von dem Embryo. inneren Rande der Niere anliegt, fehlt jede Spur des inneren Leistenringes. Der Leistenkanal ist dagegen schon gebildet und durch ihn kommt ein Theil des Leistenbandes heraus, um in den Hodensack zu gelangen (S. 19.). Alle diese Beobachtungen sind an Katzen-, Hunde-, Ratten- und Menschenembryonen gemacht, wo überall das Verhältniſs dasselbe ist. In der zweiten Periode ist der Hoden hinabgerückt, das Leitband ist kürzer geworden. In der Gegend des Leistenkanales befindet sich eine schwache Vertiefung des Bauchfelles, die aber noch nicht in ein Säckchen oder einen Schlauch führt. Diese bildet sich nicht auf Kosten des Ueberzuges des Leitbandes, sondern des Theiles des Perito- neum, welches sich rings um das untere Ende des Bauchtheiles des Leitbandes befindet, welches also früher den Abdominalmus- keln auflag (S. 20.). Sie ist nicht allein vom Zellgewebe, son- dern auch von mehr oder minder deutlichen einzelnen Muskelfa- sern bedeckt (S. 21.). In der dritten Periode liegt der Hode nahe an dem Leistenkanale. Das Säckchen enthält in seinem Innern wieder eine Falte, in welcher sich so viel von dem Bauch- theile des Leitbandes befindet, als bei oberflächlicher Betrachtung von demselben geschwunden zu seyn scheint. Es hat sich also in dieser Periode nur der Hodensacktheil des Leitbandes verkürzt (S. 24.). In der vierten Periode endlich befindet sich der Hoden auſserhalb der Bauchhöhle. Der Sack ist dann gröſser, als es der Hode und Nebenhode erforderte und zwar aus dem Grunde, weil sich in ihm noch der Bauchtheil des Leitbandes befindet. Dieses hat sich verkürzt, ist von fast viereckiger Gestalt und wird bald zu einem zapfenförmigen Fortsatze, welcher beinahe so groſs ist, als der Hode und Nebenhoden. Dieser erscheint von röthlich blauer Farbe und besteht aus vielen durch einen eigenen Schleim zusammengehaltenen Fasern (S. 26.). Durch ihn geht der Schwanz des Nebenhodens hindurch. In der fünften Periode ist der zapfenförmige Ueberrest des Leitbandes geschwunden und an seiner Stelle findet sich nun etwas festes Zellgewebe (S. 27.). In der sechsten Periode endlich ist der Zustand wie in dem Er- wachsenen (S. 28.). Das Leitband ist das Hauptorgan für die Ortsveränderung der Hoden (S. 37.). 1832. — Rathke (Abhandlung. aus der Bildungs- und Entw. gesch. des Menschen und der Thiere. Thl. I. S. 69. fg.) beschreibt zuerst mit der ihm eigenen Genauigkeit und Bestimmtheit den

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/434>, abgerufen am 01.05.2024.