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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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met/ weilen kein verständiger Medicus das Kraut an seinem eigenen Ort gesehen/ sondern hierin alles auff der Reissenden und Handels-Leuten Erzehlungen ankommet / welche gemeiniglich mehr auff ihre Interesse, als Erforschung der Natur zu sehen pflegen. Unterdessen sind doch alle geschickte Botanici hierinnen eins/ daß dieses Kraut eine Art Grind-Wurtz oder Lapathi seye/ welches Neuhoff in der Gesandschafft nach China bestättiget. Morison, ein berümbter Engeländer nennet es Lapathum per excellentiam, in Horto Bles. pag. 340. Myntingius aber Lapathum Chinense longifolium: wird insgemein beschrieben/ daß es grosse Blätter habe/ welche untenher schmahl/ oben hinaus aber breit seyen/ und einen wollichten Rand habe/ Blumen an der grösse wie Violen trage und auß einer dicken Wurtzel/ so offters eines Arms dick und etlich Spannen lang ist/ hervor schiesse/ welche doch andere kleine Zäserlein umb sich hat/ wie Doct. Hoffmann in seinem. Clav. Schroederiana pag. 615. hiervon weitläufftig handelt.

§. 3.

Die beste Zeit/ da sie gesamlet wird/ ist der Anfang des Frülings ehe die grüne Blätter sich sehen lassen und also der Safft in der Wurtzel gleichsam eingesperret ist: und hat man in Acht genommen/ daß in der Wurtzel/ so im Sommer gegraben worden/ die rothe fleischfarbichte Strieffen/ welche an der guten Rhabarbar zu sehen/ sich nicht finden/ auch die Wurtzel viel leichter seye. Wann sie nun gegraben/ schneidet man die kleine Fäßlein ab/ das übrige wird in grosse Stücker getheilet/ welche auff Bretter an einem schattichten Ort vier Tag lang / täglich drey oder viermal/ umbgewendet werden/ damit der Safft nicht heraus fliesse/ sondern darin gleichsam anwachse/ wie solches Wormius, Hoffmannus und andere an berührten Oertern beschrieben. Sonsten lässet sie sich in Hirschen oder Leinsaamen ambesten halten.

§. 4.

Man hat verschiedene Sorten von der rechten Rhabarbar-Wurtzel in den Material-Kammern / welche entweder nach den Ländern/ woher sie kommen/ genennet/ oder nachdem diese Wurtzel alt oder frisch ist/ unterschieden werden. Den Ländern nach hat man die Sinesische oder Levantische welche die beste/ die Türckische/ und dann die Moscovische/ welche zwar von einem Kraut herrühren/ aber an Kräfften sehr unterschieden sind/ wie Wormius c. l. anmercket. Pomet gedencket auch einer Americanischen in seiner Histoire des Drogues pag. 52. allein solche ist nichts anderst/ als Rhabarbarum Monachorum, davon Hernandez p. 217. seines Buchs handelt. Von der Moscovischen hat man vor diesem nichts gewust auch/ wie noch/ davon nicht viel gehalten/ weßwegen sie unter die Levantische verstecket wird. Dem Alter nach theilen einige Materialisten solche in Rhabarbarum electum, oder den außerlesenen/ medium die Mittelgattung und das commune oder gemeine/ so offt gar in stücklein ist/ welche aber alle rechtschaffene Apothecker nicht ansehen/ sondern immer die außerlesene nehmen sollen.

§. 5.

Wie aber alle diese zu unterscheiden seyn/ und was man sich im Einkauff der Rhabarber vor Proben bedienen müsse/ solches haben verschiedene und hierinnen wohl erfahrne Materialisten / als Marxius, Schurtz, Pomet und andere schon wohlmeynend erinnert. Die Moscovische ist unter der Levantischen leicht zuerkennen/ weilen sie nicht so schön roth und gelb gestriemet / sondern meistens auß schwartzen/ schweren und ungeschickten Stücken/ in wenig Theil zerstückt / auch mürb ist: Und damit sie möge vor gute verkaufft werden/ färben sie solche äusserlich gelb/ welches doch daran leicht zu sehen/ wann solches gelbe Pulver sich an die Finger hänget. Die rechte Levantische und außerlesene Rhabarbar hergegen ist mit Fleisch-farbe/ gelb / grün oder einer schönen Haar - Farbe/ oder sonst allerhand Farben gezieret/ mus auch Mittelmässig schwer seyn. Ist sie zu schwer/ so hat sie viel Holtz: ist sie leicht/ so ist sie nicht viel nutz und kan also auß dem Gewicht unauffgeschlagen erkennet werden/ indem die Materialisten/ ja auch die Grossierer nicht immer zu geben/ daß man sie auffschlage/ weilen sie eben so wohl als andere damit können betrogen werden; weswegen einige nur an dem schadhafften Ort/ oder wo der Strick durchgehet/ solche mit einer Nadel sondiren oder ein Messer hinein stecken/ daß sie sehen/ ob sie zähe und also noch frisch seye/ dann offters die Alte wieder gefärbet und von aussen/ wie die Moscovische begleistert wird. Wann aber es erlaubet zum wenigsten an einem Strang ein Stück auff zuschlagen/ so hat man diese Prob: die beste ist/ so da recht trucken/ ein wenig schwer am Gewicht/ und so man solche auffbricht muß ein Streiff Goldgelb/ der andere Saffran- gelb/ der dritte weiß seyn. Nimbt man ein wenig in den Mund und zerkäuet es/ so muß es bitter und anziehend/ auch sonsten nicht verlegen / noch wurmstichicht seyn/ und einen guten Geruch haben/ auch so es auff Papier gestrichen wird / färbet es wie Saffran. Wann diese nicht in doppeltem Preiß gehalten wird/ kan man im Einkauffen wohl bestehen. Die verfälschte ist zuvor außgekocht und also die beste Krafft hinweg und ist derowegen leicht/ obwohlen einige sie wieder schwer machen können. In der Farb ist sie dem unreiffen Saffran oder Ockergelb gleich: Hat

met/ weilen kein verständiger Medicus das Kraut an seinem eigenen Ort gesehen/ sondern hierin alles auff der Reissenden und Handels-Leuten Erzehlungen ankommet / welche gemeiniglich mehr auff ihre Interesse, als Erforschung der Natur zu sehen pflegen. Unterdessen sind doch alle geschickte Botanici hierinnen eins/ daß dieses Kraut eine Art Grind-Wurtz oder Lapathi seye/ welches Neuhoff in der Gesandschafft nach China bestättiget. Morison, ein berümbter Engeländer nennet es Lapathum per excellentiam, in Horto Bles. pag. 340. Myntingius aber Lapathum Chinense longifolium: wird insgemein beschrieben/ daß es grosse Blätter habe/ welche untenher schmahl/ oben hinaus aber breit seyen/ und einen wollichten Rand habe/ Blumen an der grösse wie Violen trage und auß einer dicken Wurtzel/ so offters eines Arms dick und etlich Spannen lang ist/ hervor schiesse/ welche doch andere kleine Zäserlein umb sich hat/ wie Doct. Hoffmann in seinem. Clav. Schroederiana pag. 615. hiervon weitläufftig handelt.

§. 3.

Die beste Zeit/ da sie gesamlet wird/ ist der Anfang des Frülings ehe die grüne Blätter sich sehen lassen und also der Safft in der Wurtzel gleichsam eingesperret ist: und hat man in Acht genommen/ daß in der Wurtzel/ so im Sommer gegraben worden/ die rothe fleischfarbichte Strieffen/ welche an der guten Rhabarbar zu sehen/ sich nicht finden/ auch die Wurtzel viel leichter seye. Wann sie nun gegraben/ schneidet man die kleine Fäßlein ab/ das übrige wird in grosse Stücker getheilet/ welche auff Bretter an einem schattichten Ort vier Tag lang / täglich drey oder viermal/ umbgewendet werden/ damit der Safft nicht heraus fliesse/ sondern darin gleichsam anwachse/ wie solches Wormius, Hoffmannus und andere an berührten Oertern beschrieben. Sonsten lässet sie sich in Hirschen oder Leinsaamen ambesten halten.

§. 4.

Man hat verschiedene Sorten von der rechten Rhabarbar-Wurtzel in den Material-Kammern / welche entweder nach den Ländern/ woher sie kommen/ genennet/ oder nachdem diese Wurtzel alt oder frisch ist/ unterschieden werden. Den Ländern nach hat man die Sinesische oder Levantische welche die beste/ die Türckische/ und dann die Moscovische/ welche zwar von einem Kraut herrühren/ aber an Kräfften sehr unterschieden sind/ wie Wormius c. l. anmercket. Pomet gedencket auch einer Americanischen in seiner Histoire des Drogues pag. 52. allein solche ist nichts anderst/ als Rhabarbarum Monachorum, davon Hernandez p. 217. seines Buchs handelt. Von der Moscovischen hat man vor diesem nichts gewust auch/ wie noch/ davon nicht viel gehalten/ weßwegen sie unter die Levantische verstecket wird. Dem Alter nach theilen einige Materialisten solche in Rhabarbarum electum, oder den außerlesenen/ medium die Mittelgattung und das commune oder gemeine/ so offt gar in stücklein ist/ welche aber alle rechtschaffene Apothecker nicht ansehen/ sondern immer die außerlesene nehmen sollen.

§. 5.

Wie aber alle diese zu unterscheiden seyn/ und was man sich im Einkauff der Rhabarber vor Proben bedienen müsse/ solches haben verschiedene und hierinnen wohl erfahrne Materialisten / als Marxius, Schurtz, Pomet und andere schon wohlmeynend erinnert. Die Moscovische ist unter der Levantischen leicht zuerkennen/ weilen sie nicht so schön roth und gelb gestriemet / sondern meistens auß schwartzen/ schweren und ungeschickten Stücken/ in wenig Theil zerstückt / auch mürb ist: Und damit sie möge vor gute verkaufft werden/ färben sie solche äusserlich gelb/ welches doch daran leicht zu sehen/ wann solches gelbe Pulver sich an die Finger hänget. Die rechte Levantische und außerlesene Rhabarbar hergegen ist mit Fleisch-farbe/ gelb / grün oder einer schönen Haar - Farbe/ oder sonst allerhand Farben gezieret/ mus auch Mittelmässig schwer seyn. Ist sie zu schwer/ so hat sie viel Holtz: ist sie leicht/ so ist sie nicht viel nutz und kan also auß dem Gewicht unauffgeschlagen erkennet werden/ indem die Materialisten/ ja auch die Grossierer nicht immer zu geben/ daß man sie auffschlage/ weilen sie eben so wohl als andere damit können betrogen werden; weswegen einige nur an dem schadhafften Ort/ oder wo der Strick durchgehet/ solche mit einer Nadel sondiren oder ein Messer hinein stecken/ daß sie sehen/ ob sie zähe und also noch frisch seye/ dann offters die Alte wieder gefärbet und von aussen/ wie die Moscovische begleistert wird. Wann aber es erlaubet zum wenigsten an einem Strang ein Stück auff zuschlagen/ so hat man diese Prob: die beste ist/ so da recht trucken/ ein wenig schwer am Gewicht/ und so man solche auffbricht muß ein Streiff Goldgelb/ der andere Saffran- gelb/ der dritte weiß seyn. Nimbt man ein wenig in den Mund und zerkäuet es/ so muß es bitter und anziehend/ auch sonsten nicht verlegen / noch wurmstichicht seyn/ und einen guten Geruch haben/ auch so es auff Papier gestrichen wird / färbet es wie Saffran. Wann diese nicht in doppeltem Preiß gehalten wird/ kan man im Einkauffen wohl bestehen. Die verfälschte ist zuvor außgekocht und also die beste Krafft hinweg und ist derowegen leicht/ obwohlen einige sie wieder schwer machen können. In der Farb ist sie dem unreiffen Saffran oder Ockergelb gleich: Hat

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[150/0196] met/ weilen kein verständiger Medicus das Kraut an seinem eigenen Ort gesehen/ sondern hierin alles auff der Reissenden und Handels-Leuten Erzehlungen ankommet / welche gemeiniglich mehr auff ihre Interesse, als Erforschung der Natur zu sehen pflegen. Unterdessen sind doch alle geschickte Botanici hierinnen eins/ daß dieses Kraut eine Art Grind-Wurtz oder Lapathi seye/ welches Neuhoff in der Gesandschafft nach China bestättiget. Morison, ein berümbter Engeländer nennet es Lapathum per excellentiam, in Horto Bles. pag. 340. Myntingius aber Lapathum Chinense longifolium: wird insgemein beschrieben/ daß es grosse Blätter habe/ welche untenher schmahl/ oben hinaus aber breit seyen/ und einen wollichten Rand habe/ Blumen an der grösse wie Violen trage und auß einer dicken Wurtzel/ so offters eines Arms dick und etlich Spannen lang ist/ hervor schiesse/ welche doch andere kleine Zäserlein umb sich hat/ wie Doct. Hoffmann in seinem. Clav. Schroederiana pag. 615. hiervon weitläufftig handelt. §. 3. Die beste Zeit/ da sie gesamlet wird/ ist der Anfang des Frülings ehe die grüne Blätter sich sehen lassen und also der Safft in der Wurtzel gleichsam eingesperret ist: und hat man in Acht genommen/ daß in der Wurtzel/ so im Sommer gegraben worden/ die rothe fleischfarbichte Strieffen/ welche an der guten Rhabarbar zu sehen/ sich nicht finden/ auch die Wurtzel viel leichter seye. Wann sie nun gegraben/ schneidet man die kleine Fäßlein ab/ das übrige wird in grosse Stücker getheilet/ welche auff Bretter an einem schattichten Ort vier Tag lang / täglich drey oder viermal/ umbgewendet werden/ damit der Safft nicht heraus fliesse/ sondern darin gleichsam anwachse/ wie solches Wormius, Hoffmannus und andere an berührten Oertern beschrieben. Sonsten lässet sie sich in Hirschen oder Leinsaamen ambesten halten. §. 4. Man hat verschiedene Sorten von der rechten Rhabarbar-Wurtzel in den Material-Kammern / welche entweder nach den Ländern/ woher sie kommen/ genennet/ oder nachdem diese Wurtzel alt oder frisch ist/ unterschieden werden. Den Ländern nach hat man die Sinesische oder Levantische welche die beste/ die Türckische/ und dann die Moscovische/ welche zwar von einem Kraut herrühren/ aber an Kräfften sehr unterschieden sind/ wie Wormius c. l. anmercket. Pomet gedencket auch einer Americanischen in seiner Histoire des Drogues pag. 52. allein solche ist nichts anderst/ als Rhabarbarum Monachorum, davon Hernandez p. 217. seines Buchs handelt. Von der Moscovischen hat man vor diesem nichts gewust auch/ wie noch/ davon nicht viel gehalten/ weßwegen sie unter die Levantische verstecket wird. Dem Alter nach theilen einige Materialisten solche in Rhabarbarum electum, oder den außerlesenen/ medium die Mittelgattung und das commune oder gemeine/ so offt gar in stücklein ist/ welche aber alle rechtschaffene Apothecker nicht ansehen/ sondern immer die außerlesene nehmen sollen. §. 5. Wie aber alle diese zu unterscheiden seyn/ und was man sich im Einkauff der Rhabarber vor Proben bedienen müsse/ solches haben verschiedene und hierinnen wohl erfahrne Materialisten / als Marxius, Schurtz, Pomet und andere schon wohlmeynend erinnert. Die Moscovische ist unter der Levantischen leicht zuerkennen/ weilen sie nicht so schön roth und gelb gestriemet / sondern meistens auß schwartzen/ schweren und ungeschickten Stücken/ in wenig Theil zerstückt / auch mürb ist: Und damit sie möge vor gute verkaufft werden/ färben sie solche äusserlich gelb/ welches doch daran leicht zu sehen/ wann solches gelbe Pulver sich an die Finger hänget. Die rechte Levantische und außerlesene Rhabarbar hergegen ist mit Fleisch-farbe/ gelb / grün oder einer schönen Haar - Farbe/ oder sonst allerhand Farben gezieret/ mus auch Mittelmässig schwer seyn. Ist sie zu schwer/ so hat sie viel Holtz: ist sie leicht/ so ist sie nicht viel nutz und kan also auß dem Gewicht unauffgeschlagen erkennet werden/ indem die Materialisten/ ja auch die Grossierer nicht immer zu geben/ daß man sie auffschlage/ weilen sie eben so wohl als andere damit können betrogen werden; weswegen einige nur an dem schadhafften Ort/ oder wo der Strick durchgehet/ solche mit einer Nadel sondiren oder ein Messer hinein stecken/ daß sie sehen/ ob sie zähe und also noch frisch seye/ dann offters die Alte wieder gefärbet und von aussen/ wie die Moscovische begleistert wird. Wann aber es erlaubet zum wenigsten an einem Strang ein Stück auff zuschlagen/ so hat man diese Prob: die beste ist/ so da recht trucken/ ein wenig schwer am Gewicht/ und so man solche auffbricht muß ein Streiff Goldgelb/ der andere Saffran- gelb/ der dritte weiß seyn. Nimbt man ein wenig in den Mund und zerkäuet es/ so muß es bitter und anziehend/ auch sonsten nicht verlegen / noch wurmstichicht seyn/ und einen guten Geruch haben/ auch so es auff Papier gestrichen wird / färbet es wie Saffran. Wann diese nicht in doppeltem Preiß gehalten wird/ kan man im Einkauffen wohl bestehen. Die verfälschte ist zuvor außgekocht und also die beste Krafft hinweg und ist derowegen leicht/ obwohlen einige sie wieder schwer machen können. In der Farb ist sie dem unreiffen Saffran oder Ockergelb gleich: Hat

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/196>, abgerufen am 27.04.2024.