Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

werden/ dieselbige außbreiten/ und damit/ gleichsam als durch Segeln/ von dem Wind fortgetrieden werden; dahero sie auch in einem Trab so geschwind gehen/ als ein Pferd in vollem Galoppe/ wie solches Mallet in Beschreibung des gautzen Welt-Krayses Part. 3. von Africa pag. 84. beschreibet/ und in obiger Figur unter Augen stellet: Sollen zwar ihre Eyer in den Sand scharren/ worinnen die Soldaten in Africa öffters 40. biß 50. finden; doch aber selbige auch mit Brüten eröffnen/ da das Männlein und Weiblein sich einander ablösen/ und damit die Junge so balden gnugsame Nahrung finden möchten/ sollen die Alten einige Eyer/ wann sie bald außgehen/ zerbrechen/ daß alsdann viele Würme darinnen wachsen/ und den Jungen zur Nahrung dienen möchten. Die Alten aber ernehren sich mit Gersten/ Bohnen/ Heu und Kräutern / welche sich in deren Leib finden/ welcher durch 5. Zwerchfelle in fünff Theile unterschieden ist/ wie Pomet l. c. schreibet. Daß aber Scaliger und audere vor diesem glauben gemacht/ es könten die Strausen das Eysen verdauen/ ist gantz falsch/ und ist solche dem alten Alexandro Aphrodisaeo schon verdächtig vorkommen. Zwarkan es wol geschehen/ daß diese Vögel mit dem Sand und Steinlein auch eiserne Nägel und dergleichen verschlingen: Allein daß solche in deren Magen nicht verzehret werden/ sondern wieber gantz weg gehen/ bezeuget Ulysses Aldrovandus lib. 9. Ornithol. c. 2. Ja es sollen die Stausen zuweilen kranck davon werden/ so gar/ daß Th. Jordanus deßwegen von den Strausen-Hütern bey nahe eine gute Tracht Schläge davon getragen hätte/ als er zu Trient und Rom vor diesem den Strausen einige Medaillen und alte Müntze vorgeworffen/ wie Frid. Hoffmannus in Clav. Schroed. pag. 696. weitläufftig berichtet hat.

§. III.

Was aber den Nutzen und Gebrauch der Strausen-Eyer aulangt/ so werden dieselbige in Africa nicht allein zur Speise gebrauchet/ daß sich manchmahl sieben Personen an einem dergleichen Ey satt essen sollen/ sondern sie werden auch hier zu Land zur Artzney gesuchet/ indem die Schale davon (so ins gemein eines Strohhalmen Dicke hat) gegen den Nieren- und Blasen-Stein gerühmet/ und deßwegen unter die Liquores und Pulveres Nephriticos gezogen wird; wiewohln Ettmüllerus in Comment. Schroed. pag. 809. zweiffelt/ ob sie vor den gemeinen Eyerschalen einen grossen Vorzug haben könten? Andere/ als Forestus Observ. 20. lib. 20. rühmen sie auch gegen das lauffende Gicht. Die gantze Eyer werden zur rarität in denen Kunst- und Naturalien-Kammern auffgehoben/ welche die Mahomertaner auch in ihren Moscheen auffhängen sollen/ wie Mallet l. c. berichtet.

§. IV.

Diesen obbemeldten Strausen-Eyern kommen an der Grösse die Casearis-Eyer oder

OVA CASEARII

sehr gleich/ wiewohlen sie so keine dicke Schale haben/ auch nicht weiß/ sondern grünlicht sind; weßwegen auch Rumphius in Beschreibung der Ambonischen Muscheln die grüne Conchas Casearis-Eyer nennet. Die rechte Casuarius-Eyer aber werden/ wie die Strausen-Eyer in Silber eingefasset/ und zu Trinck-Geschirren gebraucht/ und haben auch in der Medicin einen Nutzen mit den vorigen.

§. V.

Der Vogel/ welcher solche leget/ wird von den Indianern EME, von D. Wormio CASEARIUS, und von andern

CASUARIUS

genennet/ welcher Anno 1548. zum erstenmahl von den Holländern in Europam gebracht/ und von denselben im Fournael van de Reyse der Holländischen Schepen in Oost-Indien auf demletzten Blat also abgemahlt und beschrieben worden.

Abconterfeyung und Beschreibung eines frembden Vogels/ genannt Eme, welchen diese Holländische Schiffe/ wegen seiner grossen rarität von der Insul Java mitgebracht haben.

Vor eine grosse Neuigkeit stelle ich hier einen Vogel nach dem Leben abgemahlet/ welcher bey nahe noch einmahl so groß als ein Schwan ist/ schwartz von Coleur, indem sein Leib voll schwartzer Federn ist/ welche auf einem Stoppelgen oder Stängen sitzen/ und zwey Spitzen von sich geben/ welche pflaumachtig/ wie am Vogel Strauß anzusehen sind. Dieser Vogel hat keine Flügel/ auch keine Zung. Oben auf dem Scheitel des Haupts hat er einen Schild/ so hart/ als ein Schild von einer Schildkrotte: streitet mit seinen starcken Klauen/ welche er/ wie ein Pferd hinten von sich schlägt. Am frembdesten ist/ daß er keine Zunge hat/ und schlinget derowegen alles/ was er isset/ gantz ein/ so gar/ daß er einen Apffel/ welcher einer Faust groß ist/ einschlingen/ und was noch seltzamer ist/ feurige Kohlen ohne Schaden einschlucken kan. Stücker Eysen schlucket er sehr gern/ um den Leib damit zu kühlen. Er wird dor-

werden/ dieselbige außbreiten/ und damit/ gleichsam als durch Segeln/ von dem Wind fortgetrieden werden; dahero sie auch in einem Trab so geschwind gehen/ als ein Pferd in vollem Galoppe/ wie solches Mallet in Beschreibung des gautzen Welt-Krayses Part. 3. von Africa pag. 84. beschreibet/ und in obiger Figur unter Augen stellet: Sollen zwar ihre Eyer in den Sand scharren/ worinnen die Soldaten in Africa öffters 40. biß 50. finden; doch aber selbige auch mit Brüten eröffnen/ da das Männlein und Weiblein sich einander ablösen/ und damit die Junge so balden gnugsame Nahrung finden möchten/ sollen die Alten einige Eyer/ wann sie bald außgehen/ zerbrechen/ daß alsdann viele Würme darinnen wachsen/ und den Jungen zur Nahrung dienen möchten. Die Alten aber ernehren sich mit Gersten/ Bohnen/ Heu und Kräutern / welche sich in deren Leib finden/ welcher durch 5. Zwerchfelle in fünff Theile unterschieden ist/ wie Pomet l. c. schreibet. Daß aber Scaliger und audere vor diesem glauben gemacht/ es könten die Strausen das Eysen verdauen/ ist gantz falsch/ und ist solche dem alten Alexandro Aphrodisaeo schon verdächtig vorkommen. Zwarkan es wol geschehen/ daß diese Vögel mit dem Sand und Steinlein auch eiserne Nägel und dergleichen verschlingen: Allein daß solche in deren Magen nicht verzehret werden/ sondern wieber gantz weg gehen/ bezeuget Ulysses Aldrovandus lib. 9. Ornithol. c. 2. Ja es sollen die Stausen zuweilen kranck davon werden/ so gar/ daß Th. Jordanus deßwegen von den Strausen-Hütern bey nahe eine gute Tracht Schläge davon getragen hätte/ als er zu Trient und Rom vor diesem den Strausen einige Medaillen und alte Müntze vorgeworffen/ wie Frid. Hoffmannus in Clav. Schroed. pag. 696. weitläufftig berichtet hat.

§. III.

Was aber den Nutzen und Gebrauch der Strausen-Eyer aulangt/ so werden dieselbige in Africa nicht allein zur Speise gebrauchet/ daß sich manchmahl sieben Personen an einem dergleichen Ey satt essen sollen/ sondern sie werden auch hier zu Land zur Artzney gesuchet/ indem die Schale davon (so ins gemein eines Strohhalmen Dicke hat) gegen den Nieren- und Blasen-Stein gerühmet/ und deßwegen unter die Liquores und Pulveres Nephriticos gezogen wird; wiewohln Ettmüllerus in Comment. Schroed. pag. 809. zweiffelt/ ob sie vor den gemeinen Eyerschalen einen grossen Vorzug haben könten? Andere/ als Forestus Observ. 20. lib. 20. rühmen sie auch gegen das lauffende Gicht. Die gantze Eyer werden zur rarität in denen Kunst- und Naturalien-Kammern auffgehoben/ welche die Mahomertaner auch in ihren Moscheen auffhängen sollen/ wie Mallet l. c. berichtet.

§. IV.

Diesen obbemeldten Strausen-Eyern kommen an der Grösse die Casearis-Eyer oder

OVA CASEARII

sehr gleich/ wiewohlen sie so keine dicke Schale haben/ auch nicht weiß/ sondern grünlicht sind; weßwegen auch Rumphius in Beschreibung der Ambonischen Muscheln die grüne Conchas Casearis-Eyer nennet. Die rechte Casuarius-Eyer aber werden/ wie die Strausen-Eyer in Silber eingefasset/ und zu Trinck-Geschirren gebraucht/ und haben auch in der Medicin einen Nutzen mit den vorigen.

§. V.

Der Vogel/ welcher solche leget/ wird von den Indianern EME, von D. Wormio CASEARIUS, und von andern

CASUARIUS

genennet/ welcher Anno 1548. zum erstenmahl von den Holländern in Europam gebracht/ und von denselben im Fournael van de Reyse der Holländischen Schepen in Oost-Indien auf demletzten Blat also abgemahlt und beschrieben worden.

Abconterfeyung und Beschreibung eines frembden Vogels/ genannt Eme, welchen diese Holländische Schiffe/ wegen seiner grossen rarität von der Insul Java mitgebracht haben.

Vor eine grosse Neuigkeit stelle ich hier einen Vogel nach dem Leben abgemahlet/ welcher bey nahe noch einmahl so groß als ein Schwan ist/ schwartz von Coleur, indem sein Leib voll schwartzer Federn ist/ welche auf einem Stoppelgen oder Stängen sitzen/ und zwey Spitzen von sich geben/ welche pflaumachtig/ wie am Vogel Strauß anzusehen sind. Dieser Vogel hat keine Flügel/ auch keine Zung. Oben auf dem Scheitel des Haupts hat er einen Schild/ so hart/ als ein Schild von einer Schildkrotte: streitet mit seinen starcken Klauen/ welche er/ wie ein Pferd hinten von sich schlägt. Am frembdesten ist/ daß er keine Zunge hat/ und schlinget derowegen alles/ was er isset/ gantz ein/ so gar/ daß er einen Apffel/ welcher einer Faust groß ist/ einschlingen/ und was noch seltzamer ist/ feurige Kohlen ohne Schaden einschlucken kan. Stücker Eysen schlucket er sehr gern/ um den Leib damit zu kühlen. Er wird dor-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0508"/>
        <p>werden/ dieselbige außbreiten/ und damit/ gleichsam als durch Segeln/ von dem Wind       fortgetrieden werden; dahero sie auch in einem Trab so geschwind gehen/ als ein Pferd in       vollem Galoppe/ wie solches Mallet in Beschreibung des gautzen Welt-Krayses Part. 3. von       Africa pag. 84. beschreibet/ und in obiger Figur unter Augen stellet: Sollen zwar ihre Eyer in       den Sand scharren/ worinnen die Soldaten in Africa öffters 40. biß 50. finden; doch aber       selbige auch mit Brüten eröffnen/ da das Männlein und Weiblein sich einander ablösen/ und       damit die Junge so balden gnugsame Nahrung finden möchten/ sollen die Alten einige Eyer/ wann       sie bald außgehen/ zerbrechen/ daß alsdann viele Würme darinnen wachsen/ und den Jungen zur       Nahrung dienen möchten. Die Alten aber ernehren sich mit Gersten/ Bohnen/ Heu und Kräutern /       welche sich in deren Leib finden/ welcher durch 5. Zwerchfelle in fünff Theile unterschieden       ist/ wie Pomet l. c. schreibet. Daß aber Scaliger und audere vor diesem glauben gemacht/ es       könten die Strausen das Eysen verdauen/ ist gantz falsch/ und ist solche dem alten Alexandro       Aphrodisaeo schon verdächtig vorkommen. Zwarkan es wol geschehen/ daß diese Vögel mit dem Sand       und Steinlein auch eiserne Nägel und dergleichen verschlingen: Allein daß solche in deren Magen       nicht verzehret werden/ sondern wieber gantz weg gehen/ bezeuget Ulysses Aldrovandus lib. 9.       Ornithol. c. 2. Ja es sollen die Stausen zuweilen kranck davon werden/ so gar/ daß Th.       Jordanus deßwegen von den Strausen-Hütern bey nahe eine gute Tracht Schläge davon getragen       hätte/ als er zu Trient und Rom vor diesem den Strausen einige Medaillen und alte Müntze       vorgeworffen/ wie Frid. Hoffmannus in Clav. Schroed. pag. 696. weitläufftig berichtet hat.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. III.</head>
        <p>Was aber den Nutzen und Gebrauch der Strausen-Eyer aulangt/ so werden dieselbige in Africa       nicht allein zur Speise gebrauchet/ daß sich manchmahl sieben Personen an einem dergleichen Ey       satt essen sollen/ sondern sie werden auch hier zu Land zur Artzney gesuchet/ indem die       Schale davon (so ins gemein eines Strohhalmen Dicke hat) gegen den Nieren- und Blasen-Stein       gerühmet/ und deßwegen unter die Liquores und Pulveres Nephriticos gezogen wird; wiewohln       Ettmüllerus in Comment. Schroed. pag. 809. zweiffelt/ ob sie vor den gemeinen Eyerschalen       einen grossen Vorzug haben könten? Andere/ als Forestus Observ. 20. lib. 20. rühmen sie auch       gegen das lauffende Gicht. Die gantze Eyer werden zur rarität in denen Kunst- und       Naturalien-Kammern auffgehoben/ welche die Mahomertaner auch in ihren Moscheen auffhängen       sollen/ wie Mallet l. c. berichtet.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. IV.</head>
        <p>Diesen obbemeldten Strausen-Eyern kommen an der Grösse die Casearis-Eyer oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">OVA CASEARII</hi> </p>
        <p>sehr gleich/ wiewohlen sie so keine dicke Schale haben/ auch nicht weiß/ sondern grünlicht       sind; weßwegen auch Rumphius in Beschreibung der Ambonischen Muscheln die grüne Conchas       Casearis-Eyer nennet. Die rechte Casuarius-Eyer aber werden/ wie die Strausen-Eyer in Silber       eingefasset/ und zu Trinck-Geschirren gebraucht/ und haben auch in der Medicin einen Nutzen       mit den vorigen.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. V.</head>
        <p>Der Vogel/ welcher solche leget/ wird von den Indianern EME, von D. Wormio CASEARIUS, und       von andern</p>
        <p> <hi rendition="#k">CASUARIUS</hi> </p>
        <p>genennet/ welcher Anno 1548. zum erstenmahl von den Holländern in Europam gebracht/ und von       denselben im Fournael van de Reyse der Holländischen Schepen in Oost-Indien auf demletzten Blat       also abgemahlt und beschrieben worden.</p>
        <p>Abconterfeyung und Beschreibung eines frembden Vogels/ genannt Eme, welchen diese       Holländische Schiffe/ wegen seiner grossen rarität von der Insul Java mitgebracht haben.</p>
        <p>Vor eine grosse Neuigkeit stelle ich hier einen Vogel nach dem Leben abgemahlet/ welcher bey       nahe noch einmahl so groß als ein Schwan ist/ schwartz von Coleur, indem sein Leib voll       schwartzer Federn ist/ welche auf einem Stoppelgen oder Stängen sitzen/ und zwey Spitzen von       sich geben/ welche pflaumachtig/ wie am Vogel Strauß anzusehen sind. Dieser Vogel hat keine       Flügel/ auch keine Zung. Oben auf dem Scheitel des Haupts hat er einen Schild/ so hart/ als       ein Schild von einer Schildkrotte: streitet mit seinen starcken Klauen/ welche er/ wie ein       Pferd hinten von sich schlägt. Am frembdesten ist/ daß er keine Zunge hat/ und schlinget       derowegen alles/ was er isset/ gantz ein/ so gar/ daß er einen Apffel/ welcher einer Faust       groß ist/ einschlingen/ und was noch seltzamer ist/ feurige Kohlen ohne Schaden einschlucken       kan. Stücker Eysen schlucket er sehr gern/ um den Leib damit zu kühlen. Er wird dor-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0508] werden/ dieselbige außbreiten/ und damit/ gleichsam als durch Segeln/ von dem Wind fortgetrieden werden; dahero sie auch in einem Trab so geschwind gehen/ als ein Pferd in vollem Galoppe/ wie solches Mallet in Beschreibung des gautzen Welt-Krayses Part. 3. von Africa pag. 84. beschreibet/ und in obiger Figur unter Augen stellet: Sollen zwar ihre Eyer in den Sand scharren/ worinnen die Soldaten in Africa öffters 40. biß 50. finden; doch aber selbige auch mit Brüten eröffnen/ da das Männlein und Weiblein sich einander ablösen/ und damit die Junge so balden gnugsame Nahrung finden möchten/ sollen die Alten einige Eyer/ wann sie bald außgehen/ zerbrechen/ daß alsdann viele Würme darinnen wachsen/ und den Jungen zur Nahrung dienen möchten. Die Alten aber ernehren sich mit Gersten/ Bohnen/ Heu und Kräutern / welche sich in deren Leib finden/ welcher durch 5. Zwerchfelle in fünff Theile unterschieden ist/ wie Pomet l. c. schreibet. Daß aber Scaliger und audere vor diesem glauben gemacht/ es könten die Strausen das Eysen verdauen/ ist gantz falsch/ und ist solche dem alten Alexandro Aphrodisaeo schon verdächtig vorkommen. Zwarkan es wol geschehen/ daß diese Vögel mit dem Sand und Steinlein auch eiserne Nägel und dergleichen verschlingen: Allein daß solche in deren Magen nicht verzehret werden/ sondern wieber gantz weg gehen/ bezeuget Ulysses Aldrovandus lib. 9. Ornithol. c. 2. Ja es sollen die Stausen zuweilen kranck davon werden/ so gar/ daß Th. Jordanus deßwegen von den Strausen-Hütern bey nahe eine gute Tracht Schläge davon getragen hätte/ als er zu Trient und Rom vor diesem den Strausen einige Medaillen und alte Müntze vorgeworffen/ wie Frid. Hoffmannus in Clav. Schroed. pag. 696. weitläufftig berichtet hat. §. III. Was aber den Nutzen und Gebrauch der Strausen-Eyer aulangt/ so werden dieselbige in Africa nicht allein zur Speise gebrauchet/ daß sich manchmahl sieben Personen an einem dergleichen Ey satt essen sollen/ sondern sie werden auch hier zu Land zur Artzney gesuchet/ indem die Schale davon (so ins gemein eines Strohhalmen Dicke hat) gegen den Nieren- und Blasen-Stein gerühmet/ und deßwegen unter die Liquores und Pulveres Nephriticos gezogen wird; wiewohln Ettmüllerus in Comment. Schroed. pag. 809. zweiffelt/ ob sie vor den gemeinen Eyerschalen einen grossen Vorzug haben könten? Andere/ als Forestus Observ. 20. lib. 20. rühmen sie auch gegen das lauffende Gicht. Die gantze Eyer werden zur rarität in denen Kunst- und Naturalien-Kammern auffgehoben/ welche die Mahomertaner auch in ihren Moscheen auffhängen sollen/ wie Mallet l. c. berichtet. §. IV. Diesen obbemeldten Strausen-Eyern kommen an der Grösse die Casearis-Eyer oder OVA CASEARII sehr gleich/ wiewohlen sie so keine dicke Schale haben/ auch nicht weiß/ sondern grünlicht sind; weßwegen auch Rumphius in Beschreibung der Ambonischen Muscheln die grüne Conchas Casearis-Eyer nennet. Die rechte Casuarius-Eyer aber werden/ wie die Strausen-Eyer in Silber eingefasset/ und zu Trinck-Geschirren gebraucht/ und haben auch in der Medicin einen Nutzen mit den vorigen. §. V. Der Vogel/ welcher solche leget/ wird von den Indianern EME, von D. Wormio CASEARIUS, und von andern CASUARIUS genennet/ welcher Anno 1548. zum erstenmahl von den Holländern in Europam gebracht/ und von denselben im Fournael van de Reyse der Holländischen Schepen in Oost-Indien auf demletzten Blat also abgemahlt und beschrieben worden. Abconterfeyung und Beschreibung eines frembden Vogels/ genannt Eme, welchen diese Holländische Schiffe/ wegen seiner grossen rarität von der Insul Java mitgebracht haben. Vor eine grosse Neuigkeit stelle ich hier einen Vogel nach dem Leben abgemahlet/ welcher bey nahe noch einmahl so groß als ein Schwan ist/ schwartz von Coleur, indem sein Leib voll schwartzer Federn ist/ welche auf einem Stoppelgen oder Stängen sitzen/ und zwey Spitzen von sich geben/ welche pflaumachtig/ wie am Vogel Strauß anzusehen sind. Dieser Vogel hat keine Flügel/ auch keine Zung. Oben auf dem Scheitel des Haupts hat er einen Schild/ so hart/ als ein Schild von einer Schildkrotte: streitet mit seinen starcken Klauen/ welche er/ wie ein Pferd hinten von sich schlägt. Am frembdesten ist/ daß er keine Zunge hat/ und schlinget derowegen alles/ was er isset/ gantz ein/ so gar/ daß er einen Apffel/ welcher einer Faust groß ist/ einschlingen/ und was noch seltzamer ist/ feurige Kohlen ohne Schaden einschlucken kan. Stücker Eysen schlucket er sehr gern/ um den Leib damit zu kühlen. Er wird dor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/508
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/508>, abgerufen am 05.05.2024.