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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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§. 2.

Was aber unsern Salpeter anlanget/ so wird er in Teutschland aller Orten auß der gemeinen Erde/ welche in alten verlegenen Schaaf-Ställen/ alten Mauren und Kellern zu finden ist / außgelauget und gesotten/ welche zuvor von denen Salpeter-Siedern also probiret wird/ daß sie etwas davon außlaugen/ in einem kleinen Schälchen über einem Liecht abrauchen und verkochen lassen/ und wann es viel Saltz hinterlässet/ welches nicht blatzet/ auch wann dasselbige verbrennet wird/ keinen Satz zurück lässet/ so wird sie vor gut und reich an Salpeter geachtet. Wann sie nun den Salpeter in grosser Quantität darauß ziehen wollen/ so machen sie in grossen Bütten/ mit doppelten Boden (wie sie die Seiffen-Sieder haben) und so groß seyn / daß zwey Schubkarn voll Erden darein geführet werden können/ mit gemeinem Wasser die starcke und schwache Lauge/ welche sie gewisser Massen einkochen/ hernacher wieder durch Büchen- oder Thänninne-Aschen durchlauffen lassen/ damit die Asche der Lauge ihre Fettigkeit benehme und frech zum wachsen mache. Wann nun solches geschehen/ so wird alsdann diese Lauge auß der Bütten E. in den Kessel B. nach und nach gelassen und so lang gesotten/ biß der Salpeter-Sieder C. vermercket/ daß sich das Saltz an seine Kelle anhänget/ so schöpffet er solches in das übergesetzte Schien-Körbgen D. lässet alles in der Laugen-Bütte A. erkalten / nachgehends das helle ablauffen/ und in tieffen Kesseln und Trögen/ so in die Erden gegraben und mit G. und F. bezeichnet sind/ wachsen/ da man alsdann den rohen Salpeter findet / welchen man in eben diesen Gefässen/ durch wiederholtes solviren und kochen/ läutern und rafiniren kan/ wie in obgesetzter Figur solches alles einiger Massen unter Augen gestellet und dabey sehr weitläufftig von Lazaro Erckero in seinem Probier-Buch pag. 104. et seqq. beschrieben wird. Nachdem er nun mehr oder weniger rafiniret worden/ kommen dessen vielerley Sorten herauß/ welche Pomet in seiner Histoire des Drogues P. 3. l. 2. cap. 35. pag. 74. vor andern schön beschrieben hat. Der Beste ist/ welcher roth/ weiß/ in langen und breyten Crystallen und recht trucken ist/ auch kein gemein Saltz (welches sie den Schalck nennen) in sich hat/ so man an dem Blatzen spüret. Die Prob ist/ wann man ihn anstecket und gantz verbrennet/ so ist er gut: Bleibt aber ein grosser Satz zurück/ so ist er verfälschet.

§. 3.

Man findet auch bey uns einen natürlichen Salpeter/ welcher sich an den alten Mauren und Gewölben anhänget. Diesen nennet man

APHRONITRUM

oder SPUMAM [unleserliches Material], mit welchem Nahmen auch offters der Schaum/ welchen man bey dem Salpetersieden abgenommen hat/ beleget wird/ so aber hieher nicht gehöret. Dieses Aphronitrum bestehet auß kleinen subtilen Crystallen/ so wie eine Blume anschiessen/ weßwegen er auch FLOS [unleserliches Material] heisset/ kommet dem rechten Nitro etwas näher/ als der gemeine Salpeter/ und suchen einige was verborgenes darinnen.

§. 4.

Den Nutzen und Gebrauch des Salpeters betreffend/ so wird dessen jährlich ein ohnbeschreibliche Quantität zu dem Büchsen- und Schieß-Pulver verbraucht/ worvon anderwerts soll gehandelt werden. So wird auch nicht wenig zu dem Scheid-Wasser und andern Sachen von den Laboranten verthan/ von welchen bald ein mehrers folgen soll. In der Artzney-Kunst hat er auch keinen geringen Nutzen/ absonderlich in hitzigen Schwachheiten/ worinnen das [unleserliches Material] nicht allein refraichiret und kühlet/ und derowegen von dem Englischen Mortis pag. 105. das kalte Gewürtz genennet wird: Sondern es erhält auch daß Geblüt im Fluß und stetiger Circulation, verhinderend / daß es sich nicht glundere und coagulire; weßwegen der gereinigte Salpeter in den hitzigen Fiebern/ Ungarischen Kranckheiten/ Wund-Fiebern/ Bräune und Seitenstechen/ im ordentlichen Getränck zerlassen/ ein herrliches Mittel ist/ wann nur kein blöder Magen/ Durchbruch oder scharffes Serum vorhanden/ welche dessen Gebrauch verbieten. Er zertheilet auch die Winde/ in der windigen Melancholi oder Malo hypoch. und wird deßwegen unter die Species diaspoliticon Galeni genommen. In übermässiger und beschwerlicher Geilheit ist kein besseres Mittel/ wie Timaeus von Güldenklee an einem Trompeter Lib. 3. Consil. 52. pag. 197. erfahren hat. Ingleichen kühlet es das von übermässigem Brandenwein-Sauffen erhitzte Geblüt/ nach D. Simon. Paulli Erfahrung in Digress. De Febr. Malign. pag. 53. Endlich treibet er auch den Stein und Harn.

§. 5.

Unter denen Praeparatis, welche auß dem [unleserliches Material] gemacht werden/ befindet sich erstlich der

LAPIS PRUNELLAE

oder praeparirte Salpeter-Küchlein/ welche deßwegen so genennet werden/ weilen sie in der Bräune oder Prunella offt verordnet werden/ wiewohlen andere den mit Laugen corrigirten Salpeter mit dem Keslero vorziehen/ weilen in Zubereitung des Lap. Prunellae der Salpeter mit der scharffen Säure des Schwefels mehr verdorben als gebessert wird. Muß sonsten

§. 2.

Was aber unsern Salpeter anlanget/ so wird er in Teutschland aller Orten auß der gemeinen Erde/ welche in alten verlegenen Schaaf-Ställen/ alten Mauren und Kellern zu finden ist / außgelauget und gesotten/ welche zuvor von denen Salpeter-Siedern also probiret wird/ daß sie etwas davon außlaugen/ in einem kleinen Schälchen über einem Liecht abrauchen und verkochen lassen/ und wann es viel Saltz hinterlässet/ welches nicht blatzet/ auch wann dasselbige verbrennet wird/ keinen Satz zurück lässet/ so wird sie vor gut und reich an Salpeter geachtet. Wann sie nun den Salpeter in grosser Quantität darauß ziehen wollen/ so machen sie in grossen Bütten/ mit doppelten Boden (wie sie die Seiffen-Sieder haben) und so groß seyn / daß zwey Schubkarn voll Erden darein geführet werden können/ mit gemeinem Wasser die starcke und schwache Lauge/ welche sie gewisser Massen einkochen/ hernacher wieder durch Büchen- oder Thänninne-Aschen durchlauffen lassen/ damit die Asche der Lauge ihre Fettigkeit benehme und frech zum wachsen mache. Wann nun solches geschehen/ so wird alsdann diese Lauge auß der Bütten E. in den Kessel B. nach und nach gelassen und so lang gesotten/ biß der Salpeter-Sieder C. vermercket/ daß sich das Saltz an seine Kelle anhänget/ so schöpffet er solches in das übergesetzte Schien-Körbgen D. lässet alles in der Laugen-Bütte A. erkalten / nachgehends das helle ablauffen/ und in tieffen Kesseln und Trögen/ so in die Erden gegraben und mit G. und F. bezeichnet sind/ wachsen/ da man alsdann den rohen Salpeter findet / welchen man in eben diesen Gefässen/ durch wiederholtes solviren und kochen/ läutern und rafiniren kan/ wie in obgesetzter Figur solches alles einiger Massen unter Augen gestellet und dabey sehr weitläufftig von Lazaro Erckero in seinem Probier-Buch pag. 104. et seqq. beschrieben wird. Nachdem er nun mehr oder weniger rafiniret worden/ kommen dessen vielerley Sorten herauß/ welche Pomet in seiner Histoire des Drogues P. 3. l. 2. cap. 35. pag. 74. vor andern schön beschrieben hat. Der Beste ist/ welcher roth/ weiß/ in langen und breyten Crystallen und recht trucken ist/ auch kein gemein Saltz (welches sie den Schalck nennen) in sich hat/ so man an dem Blatzen spüret. Die Prob ist/ wann man ihn anstecket und gantz verbrennet/ so ist er gut: Bleibt aber ein grosser Satz zurück/ so ist er verfälschet.

§. 3.

Man findet auch bey uns einen natürlichen Salpeter/ welcher sich an den alten Mauren und Gewölben anhänget. Diesen nennet man

APHRONITRUM

oder SPUMAM [unleserliches Material], mit welchem Nahmen auch offters der Schaum/ welchen man bey dem Salpetersieden abgenommen hat/ beleget wird/ so aber hieher nicht gehöret. Dieses Aphronitrum bestehet auß kleinen subtilen Crystallen/ so wie eine Blume anschiessen/ weßwegen er auch FLOS [unleserliches Material] heisset/ kommet dem rechten Nitro etwas näher/ als der gemeine Salpeter/ und suchen einige was verborgenes darinnen.

§. 4.

Den Nutzen und Gebrauch des Salpeters betreffend/ so wird dessen jährlich ein ohnbeschreibliche Quantität zu dem Büchsen- und Schieß-Pulver verbraucht/ worvon anderwerts soll gehandelt werden. So wird auch nicht wenig zu dem Scheid-Wasser und andern Sachen von den Laboranten verthan/ von welchen bald ein mehrers folgen soll. In der Artzney-Kunst hat er auch keinen geringen Nutzen/ absonderlich in hitzigen Schwachheiten/ worinnen das [unleserliches Material] nicht allein refraichiret und kühlet/ und derowegen von dem Englischen Mortis pag. 105. das kalte Gewürtz genennet wird: Sondern es erhält auch daß Geblüt im Fluß und stetiger Circulation, verhinderend / daß es sich nicht glundere und coagulire; weßwegen der gereinigte Salpeter in den hitzigen Fiebern/ Ungarischen Kranckheiten/ Wund-Fiebern/ Bräune und Seitenstechen/ im ordentlichen Getränck zerlassen/ ein herrliches Mittel ist/ wann nur kein blöder Magen/ Durchbruch oder scharffes Serum vorhanden/ welche dessen Gebrauch verbieten. Er zertheilet auch die Winde/ in der windigen Melancholi oder Malo hypoch. und wird deßwegen unter die Species diaspoliticon Galeni genommen. In übermässiger und beschwerlicher Geilheit ist kein besseres Mittel/ wie Timaeus von Güldenklee an einem Trompeter Lib. 3. Consil. 52. pag. 197. erfahren hat. Ingleichen kühlet es das von übermässigem Brandenwein-Sauffen erhitzte Geblüt/ nach D. Simon. Paulli Erfahrung in Digress. De Febr. Malign. pag. 53. Endlich treibet er auch den Stein und Harn.

§. 5.

Unter denen Praeparatis, welche auß dem [unleserliches Material] gemacht werden/ befindet sich erstlich der

LAPIS PRUNELLAE

oder praeparirte Salpeter-Küchlein/ welche deßwegen so genennet werden/ weilen sie in der Bräune oder Prunella offt verordnet werden/ wiewohlen andere den mit Laugen corrigirten Salpeter mit dem Keslero vorziehen/ weilen in Zubereitung des Lap. Prunellae der Salpeter mit der scharffen Säure des Schwefels mehr verdorben als gebessert wird. Muß sonsten

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[19/0063] §. 2. Was aber unsern Salpeter anlanget/ so wird er in Teutschland aller Orten auß der gemeinen Erde/ welche in alten verlegenen Schaaf-Ställen/ alten Mauren und Kellern zu finden ist / außgelauget und gesotten/ welche zuvor von denen Salpeter-Siedern also probiret wird/ daß sie etwas davon außlaugen/ in einem kleinen Schälchen über einem Liecht abrauchen und verkochen lassen/ und wann es viel Saltz hinterlässet/ welches nicht blatzet/ auch wann dasselbige verbrennet wird/ keinen Satz zurück lässet/ so wird sie vor gut und reich an Salpeter geachtet. Wann sie nun den Salpeter in grosser Quantität darauß ziehen wollen/ so machen sie in grossen Bütten/ mit doppelten Boden (wie sie die Seiffen-Sieder haben) und so groß seyn / daß zwey Schubkarn voll Erden darein geführet werden können/ mit gemeinem Wasser die starcke und schwache Lauge/ welche sie gewisser Massen einkochen/ hernacher wieder durch Büchen- oder Thänninne-Aschen durchlauffen lassen/ damit die Asche der Lauge ihre Fettigkeit benehme und frech zum wachsen mache. Wann nun solches geschehen/ so wird alsdann diese Lauge auß der Bütten E. in den Kessel B. nach und nach gelassen und so lang gesotten/ biß der Salpeter-Sieder C. vermercket/ daß sich das Saltz an seine Kelle anhänget/ so schöpffet er solches in das übergesetzte Schien-Körbgen D. lässet alles in der Laugen-Bütte A. erkalten / nachgehends das helle ablauffen/ und in tieffen Kesseln und Trögen/ so in die Erden gegraben und mit G. und F. bezeichnet sind/ wachsen/ da man alsdann den rohen Salpeter findet / welchen man in eben diesen Gefässen/ durch wiederholtes solviren und kochen/ läutern und rafiniren kan/ wie in obgesetzter Figur solches alles einiger Massen unter Augen gestellet und dabey sehr weitläufftig von Lazaro Erckero in seinem Probier-Buch pag. 104. et seqq. beschrieben wird. Nachdem er nun mehr oder weniger rafiniret worden/ kommen dessen vielerley Sorten herauß/ welche Pomet in seiner Histoire des Drogues P. 3. l. 2. cap. 35. pag. 74. vor andern schön beschrieben hat. Der Beste ist/ welcher roth/ weiß/ in langen und breyten Crystallen und recht trucken ist/ auch kein gemein Saltz (welches sie den Schalck nennen) in sich hat/ so man an dem Blatzen spüret. Die Prob ist/ wann man ihn anstecket und gantz verbrennet/ so ist er gut: Bleibt aber ein grosser Satz zurück/ so ist er verfälschet. §. 3. Man findet auch bey uns einen natürlichen Salpeter/ welcher sich an den alten Mauren und Gewölben anhänget. Diesen nennet man APHRONITRUM oder SPUMAM _ , mit welchem Nahmen auch offters der Schaum/ welchen man bey dem Salpetersieden abgenommen hat/ beleget wird/ so aber hieher nicht gehöret. Dieses Aphronitrum bestehet auß kleinen subtilen Crystallen/ so wie eine Blume anschiessen/ weßwegen er auch FLOS _ heisset/ kommet dem rechten Nitro etwas näher/ als der gemeine Salpeter/ und suchen einige was verborgenes darinnen. §. 4. Den Nutzen und Gebrauch des Salpeters betreffend/ so wird dessen jährlich ein ohnbeschreibliche Quantität zu dem Büchsen- und Schieß-Pulver verbraucht/ worvon anderwerts soll gehandelt werden. So wird auch nicht wenig zu dem Scheid-Wasser und andern Sachen von den Laboranten verthan/ von welchen bald ein mehrers folgen soll. In der Artzney-Kunst hat er auch keinen geringen Nutzen/ absonderlich in hitzigen Schwachheiten/ worinnen das _ nicht allein refraichiret und kühlet/ und derowegen von dem Englischen Mortis pag. 105. das kalte Gewürtz genennet wird: Sondern es erhält auch daß Geblüt im Fluß und stetiger Circulation, verhinderend / daß es sich nicht glundere und coagulire; weßwegen der gereinigte Salpeter in den hitzigen Fiebern/ Ungarischen Kranckheiten/ Wund-Fiebern/ Bräune und Seitenstechen/ im ordentlichen Getränck zerlassen/ ein herrliches Mittel ist/ wann nur kein blöder Magen/ Durchbruch oder scharffes Serum vorhanden/ welche dessen Gebrauch verbieten. Er zertheilet auch die Winde/ in der windigen Melancholi oder Malo hypoch. und wird deßwegen unter die Species diaspoliticon Galeni genommen. In übermässiger und beschwerlicher Geilheit ist kein besseres Mittel/ wie Timaeus von Güldenklee an einem Trompeter Lib. 3. Consil. 52. pag. 197. erfahren hat. Ingleichen kühlet es das von übermässigem Brandenwein-Sauffen erhitzte Geblüt/ nach D. Simon. Paulli Erfahrung in Digress. De Febr. Malign. pag. 53. Endlich treibet er auch den Stein und Harn. §. 5. Unter denen Praeparatis, welche auß dem _ gemacht werden/ befindet sich erstlich der LAPIS PRUNELLAE oder praeparirte Salpeter-Küchlein/ welche deßwegen so genennet werden/ weilen sie in der Bräune oder Prunella offt verordnet werden/ wiewohlen andere den mit Laugen corrigirten Salpeter mit dem Keslero vorziehen/ weilen in Zubereitung des Lap. Prunellae der Salpeter mit der scharffen Säure des Schwefels mehr verdorben als gebessert wird. Muß sonsten

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/63>, abgerufen am 29.04.2024.