Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Zum Andenken
Friedrich August Wolf's.
Am 28. August 1824.

Sei es erlaubt, an diesem Ehrentage, der uns hier
zu froher Feier versammelt hat, auch des Mannes zu
gedenken, der, Goethe's Freund und Genosse, vor einem
Jahre an unserer Spitze stand, und durch seine Geistes¬
art uns heiter anregte, jetzt aber nicht nur diesem
Kreise fehlt, sondern auch der Welt für immer entrissen
worden.

Friedrich August Wolf starb am 8. August zu Mar¬
seille, wohin er gereis't war, um einer beginnenden
Krankheit zu entfliehn. Er unterlag schon im 66. Jahre
seines Alters, nicht unvertraut mit dem Gedanken eines
solchen nahen Ausgangs, den das Feuer und die Festig¬
keit seines ernsten Willens, allzuthätig nach Entscheidung
seines Zustandes strebend, vielleicht beschleunigt haben.

Von den Verdiensten seiner gelehrten Laufbahn soll
hier nicht die Rede sein. Was er im Felde der Alter¬

Zum Andenken
Friedrich Auguſt Wolf's.
Am 28. Auguſt 1824.

Sei es erlaubt, an dieſem Ehrentage, der uns hier
zu froher Feier verſammelt hat, auch des Mannes zu
gedenken, der, Goethe's Freund und Genoſſe, vor einem
Jahre an unſerer Spitze ſtand, und durch ſeine Geiſtes¬
art uns heiter anregte, jetzt aber nicht nur dieſem
Kreiſe fehlt, ſondern auch der Welt fuͤr immer entriſſen
worden.

Friedrich Auguſt Wolf ſtarb am 8. Auguſt zu Mar¬
ſeille, wohin er gereiſ't war, um einer beginnenden
Krankheit zu entfliehn. Er unterlag ſchon im 66. Jahre
ſeines Alters, nicht unvertraut mit dem Gedanken eines
ſolchen nahen Ausgangs, den das Feuer und die Feſtig¬
keit ſeines ernſten Willens, allzuthaͤtig nach Entſcheidung
ſeines Zuſtandes ſtrebend, vielleicht beſchleunigt haben.

Von den Verdienſten ſeiner gelehrten Laufbahn ſoll
hier nicht die Rede ſein. Was er im Felde der Alter¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0150" n="[136]"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Zum Andenken</hi><lb/><hi rendition="#b #g">Friedrich Augu&#x017F;t Wolf's.</hi><lb/>
Am <hi rendition="#b">28</hi>. Augu&#x017F;t <hi rendition="#b">1824</hi>.<lb/></head>
          <p><hi rendition="#in">S</hi>ei es erlaubt, an die&#x017F;em Ehrentage, der uns hier<lb/>
zu froher Feier ver&#x017F;ammelt hat, auch des Mannes zu<lb/>
gedenken, der, Goethe's Freund und Geno&#x017F;&#x017F;e, vor einem<lb/>
Jahre an un&#x017F;erer Spitze &#x017F;tand, und durch &#x017F;eine Gei&#x017F;tes¬<lb/>
art uns heiter anregte, jetzt aber nicht nur die&#x017F;em<lb/>
Krei&#x017F;e fehlt, &#x017F;ondern auch der Welt fu&#x0364;r immer entri&#x017F;&#x017F;en<lb/>
worden.</p><lb/>
          <p>Friedrich Augu&#x017F;t Wolf &#x017F;tarb am <hi rendition="#b">8</hi>. Augu&#x017F;t zu Mar¬<lb/>
&#x017F;eille, wohin er gerei&#x017F;'t war, um einer beginnenden<lb/>
Krankheit zu entfliehn. Er unterlag &#x017F;chon im <hi rendition="#b">66</hi>. Jahre<lb/>
&#x017F;eines Alters, nicht unvertraut mit dem Gedanken eines<lb/>
&#x017F;olchen nahen Ausgangs, den das Feuer und die Fe&#x017F;tig¬<lb/>
keit &#x017F;eines ern&#x017F;ten Willens, allzutha&#x0364;tig nach Ent&#x017F;cheidung<lb/>
&#x017F;eines Zu&#x017F;tandes &#x017F;trebend, vielleicht be&#x017F;chleunigt haben.</p><lb/>
          <p>Von den Verdien&#x017F;ten &#x017F;einer gelehrten Laufbahn &#x017F;oll<lb/>
hier nicht die Rede &#x017F;ein. Was er im Felde der Alter¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[136]/0150] Zum Andenken Friedrich Auguſt Wolf's. Am 28. Auguſt 1824. Sei es erlaubt, an dieſem Ehrentage, der uns hier zu froher Feier verſammelt hat, auch des Mannes zu gedenken, der, Goethe's Freund und Genoſſe, vor einem Jahre an unſerer Spitze ſtand, und durch ſeine Geiſtes¬ art uns heiter anregte, jetzt aber nicht nur dieſem Kreiſe fehlt, ſondern auch der Welt fuͤr immer entriſſen worden. Friedrich Auguſt Wolf ſtarb am 8. Auguſt zu Mar¬ ſeille, wohin er gereiſ't war, um einer beginnenden Krankheit zu entfliehn. Er unterlag ſchon im 66. Jahre ſeines Alters, nicht unvertraut mit dem Gedanken eines ſolchen nahen Ausgangs, den das Feuer und die Feſtig¬ keit ſeines ernſten Willens, allzuthaͤtig nach Entſcheidung ſeines Zuſtandes ſtrebend, vielleicht beſchleunigt haben. Von den Verdienſten ſeiner gelehrten Laufbahn ſoll hier nicht die Rede ſein. Was er im Felde der Alter¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/150
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. [136]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/150>, abgerufen am 19.04.2024.