Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

Elbe selbst, mit ihren vielen Inseln, vom Zollenspieker
bis Haarburg, allein bei einer Ausdehnung von vier
Meilen blieb es schwer, jeden Punkt derselben mit so
wenigen Truppen zu besetzen, und es war zu vermu¬
then, daß es dem Feinde bei wiederholten Angriffen
gelingen müsse, irgendwo durchzubrechen. Die ganze
Gegend besteht aus Niederungen, die durch Deiche
gegen Ueberschwemmungen geschützt, und mit unzäh¬
ligen Gräben durchschnitten sind. Der ganze Billwär¬
der konnte unter Wasser gesetzt werden, und die zweite
Vertheidigungslinie bilden, in welcher die Stellung am
Eichbaum von besonderer Wichtigkeit war. Die Haupt¬
sache blieb aber immer die nächste Vertheidigung der
Stadt durch ihre Wälle und durch einige vorliegende
Werke, die theils aus alter Zeit übrig waren, theils
erst errichtet wurden. Der Hammerbrook, der ganz
überschwemmt wurde, machte von dieser Seite Ham¬
burg unangreifbar, so lange die Brücken über die Bille
vertheidigt wurden, und hier waren die besten Vorkeh¬
rungen getroffen. Ueberall an den bedrohten Stellen
wurden Schanzen aufgeworfen und einiges Geschütz
aufgestellt, das, so unzulänglich es auch war, doch
der Vertheidigung ein gutes Aussehn gab; der Haupt¬
wall erhielt seine Brustwehr wieder, so wie auch die
Außenwerke an dem Steinthore; die Eingänge wurden
durch Schanzen gedeckt, die unterdammten Thorbrücken
wieder in ihren ehemaligen Zustand gebracht, indem

20*

Elbe ſelbſt, mit ihren vielen Inſeln, vom Zollenſpieker
bis Haarburg, allein bei einer Ausdehnung von vier
Meilen blieb es ſchwer, jeden Punkt derſelben mit ſo
wenigen Truppen zu beſetzen, und es war zu vermu¬
then, daß es dem Feinde bei wiederholten Angriffen
gelingen muͤſſe, irgendwo durchzubrechen. Die ganze
Gegend beſteht aus Niederungen, die durch Deiche
gegen Ueberſchwemmungen geſchuͤtzt, und mit unzaͤh¬
ligen Graͤben durchſchnitten ſind. Der ganze Billwaͤr¬
der konnte unter Waſſer geſetzt werden, und die zweite
Vertheidigungslinie bilden, in welcher die Stellung am
Eichbaum von beſonderer Wichtigkeit war. Die Haupt¬
ſache blieb aber immer die naͤchſte Vertheidigung der
Stadt durch ihre Waͤlle und durch einige vorliegende
Werke, die theils aus alter Zeit uͤbrig waren, theils
erſt errichtet wurden. Der Hammerbrook, der ganz
uͤberſchwemmt wurde, machte von dieſer Seite Ham¬
burg unangreifbar, ſo lange die Bruͤcken uͤber die Bille
vertheidigt wurden, und hier waren die beſten Vorkeh¬
rungen getroffen. Ueberall an den bedrohten Stellen
wurden Schanzen aufgeworfen und einiges Geſchuͤtz
aufgeſtellt, das, ſo unzulaͤnglich es auch war, doch
der Vertheidigung ein gutes Ausſehn gab; der Haupt¬
wall erhielt ſeine Bruſtwehr wieder, ſo wie auch die
Außenwerke an dem Steinthore; die Eingaͤnge wurden
durch Schanzen gedeckt, die unterdammten Thorbruͤcken
wieder in ihren ehemaligen Zuſtand gebracht, indem

20*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0319" n="307"/>
Elbe &#x017F;elb&#x017F;t, mit ihren vielen In&#x017F;eln, vom Zollen&#x017F;pieker<lb/>
bis Haarburg, allein bei einer Ausdehnung von vier<lb/>
Meilen blieb es &#x017F;chwer, jeden Punkt der&#x017F;elben mit &#x017F;o<lb/>
wenigen Truppen zu be&#x017F;etzen, und es war zu vermu¬<lb/>
then, daß es dem Feinde bei wiederholten Angriffen<lb/>
gelingen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, irgendwo durchzubrechen. Die ganze<lb/>
Gegend be&#x017F;teht aus Niederungen, die durch Deiche<lb/>
gegen Ueber&#x017F;chwemmungen ge&#x017F;chu&#x0364;tzt, und mit unza&#x0364;<lb/>
ligen Gra&#x0364;ben durch&#x017F;chnitten &#x017F;ind. Der ganze Billwa&#x0364;<lb/>
der konnte unter Wa&#x017F;&#x017F;er ge&#x017F;etzt werden, und die zweite<lb/>
Vertheidigungslinie bilden, in welcher die Stellung am<lb/>
Eichbaum von be&#x017F;onderer Wichtigkeit war. Die Haupt¬<lb/>
&#x017F;ache blieb aber immer die na&#x0364;ch&#x017F;te Vertheidigung der<lb/>
Stadt durch ihre Wa&#x0364;lle und durch einige vorliegende<lb/>
Werke, die theils aus alter Zeit u&#x0364;brig waren, theils<lb/>
er&#x017F;t errichtet wurden. Der Hammerbrook, der ganz<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;chwemmt wurde, machte von die&#x017F;er Seite Ham¬<lb/>
burg unangreifbar, &#x017F;o lange die Bru&#x0364;cken u&#x0364;ber die Bille<lb/>
vertheidigt wurden, und hier waren die be&#x017F;ten Vorkeh¬<lb/>
rungen getroffen. Ueberall an den bedrohten Stellen<lb/>
wurden Schanzen aufgeworfen und einiges Ge&#x017F;chu&#x0364;tz<lb/>
aufge&#x017F;tellt, das, &#x017F;o unzula&#x0364;nglich es auch war, doch<lb/>
der Vertheidigung ein gutes Aus&#x017F;ehn gab; der Haupt¬<lb/>
wall erhielt &#x017F;eine Bru&#x017F;twehr wieder, &#x017F;o wie auch die<lb/>
Außenwerke an dem Steinthore; die Einga&#x0364;nge wurden<lb/>
durch Schanzen gedeckt, die unterdammten Thorbru&#x0364;cken<lb/>
wieder in ihren ehemaligen Zu&#x017F;tand gebracht, indem<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#b">20</hi>*<lb/></fw>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[307/0319] Elbe ſelbſt, mit ihren vielen Inſeln, vom Zollenſpieker bis Haarburg, allein bei einer Ausdehnung von vier Meilen blieb es ſchwer, jeden Punkt derſelben mit ſo wenigen Truppen zu beſetzen, und es war zu vermu¬ then, daß es dem Feinde bei wiederholten Angriffen gelingen muͤſſe, irgendwo durchzubrechen. Die ganze Gegend beſteht aus Niederungen, die durch Deiche gegen Ueberſchwemmungen geſchuͤtzt, und mit unzaͤh¬ ligen Graͤben durchſchnitten ſind. Der ganze Billwaͤr¬ der konnte unter Waſſer geſetzt werden, und die zweite Vertheidigungslinie bilden, in welcher die Stellung am Eichbaum von beſonderer Wichtigkeit war. Die Haupt¬ ſache blieb aber immer die naͤchſte Vertheidigung der Stadt durch ihre Waͤlle und durch einige vorliegende Werke, die theils aus alter Zeit uͤbrig waren, theils erſt errichtet wurden. Der Hammerbrook, der ganz uͤberſchwemmt wurde, machte von dieſer Seite Ham¬ burg unangreifbar, ſo lange die Bruͤcken uͤber die Bille vertheidigt wurden, und hier waren die beſten Vorkeh¬ rungen getroffen. Ueberall an den bedrohten Stellen wurden Schanzen aufgeworfen und einiges Geſchuͤtz aufgeſtellt, das, ſo unzulaͤnglich es auch war, doch der Vertheidigung ein gutes Ausſehn gab; der Haupt¬ wall erhielt ſeine Bruſtwehr wieder, ſo wie auch die Außenwerke an dem Steinthore; die Eingaͤnge wurden durch Schanzen gedeckt, die unterdammten Thorbruͤcken wieder in ihren ehemaligen Zuſtand gebracht, indem 20*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/319
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/319>, abgerufen am 16.05.2024.