Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

aus wurde der Major von Lützow mit einer starken
Parthei nach Trebbow abgesandt, um den Feind ganz
zu umstellen, und ihm auch von dieser Seite alle Nach¬
richt abzuschneiden. Dieser letztere Zweck erhielt durch
die Lage des Augenblicks die höchste Wichtigkeit. Wäh¬
rend nämlich der Marschall Davoust mit allen Trup¬
pen in gedrängter Stellung am Schweriner See stand,
und nach jeder Richtung die leichte Umzäumung, welche
die Kosaken dicht um ihn gezogen hatten, durchbrechen
konnte, um mit seiner Uebermacht etwas Entscheiden¬
des auszuführen, so daß man mehr als gewöhnlich
behutsam sein mußte, um ihn nach keiner Richtung
unbemerkt einen Marsch gewinnen zu lassen, kam die
Nachricht bei uns an, daß die französische Hauptmacht
aus Sachsen gegen das Heer des Kronprinzen von
Schweden hervorgebrochen sei, und dieser in der Nähe
von Berlin bei Teltow alle Truppen zusammenziehe,
um eine Schlacht zu liefern, deren Vorspiel schon begon¬
nen habe. Da zugleich auch von Magdeburg aus eine
beträchtliche Truppenstärke auf der Straße nach Berlin
im Anmarsch war, und der Kronprinz weder seine ver¬
sammelten Truppen vor der nahen Schlacht schwächen,
noch in seiner Flanke die gefährliche Bewegung des
Feindes ungestraft geschehen lassen durfte, so sandte er
an Wallmoden den Befehl, den Marschall Davoust zu
verlassen, und schleunigst nach der Elbe gegen den aus
Magdeburg vorgedrungenen Feind zu marschiren. Tet¬

aus wurde der Major von Luͤtzow mit einer ſtarken
Parthei nach Trebbow abgeſandt, um den Feind ganz
zu umſtellen, und ihm auch von dieſer Seite alle Nach¬
richt abzuſchneiden. Dieſer letztere Zweck erhielt durch
die Lage des Augenblicks die hoͤchſte Wichtigkeit. Waͤh¬
rend naͤmlich der Marſchall Davouſt mit allen Trup¬
pen in gedraͤngter Stellung am Schweriner See ſtand,
und nach jeder Richtung die leichte Umzaͤumung, welche
die Koſaken dicht um ihn gezogen hatten, durchbrechen
konnte, um mit ſeiner Uebermacht etwas Entſcheiden¬
des auszufuͤhren, ſo daß man mehr als gewoͤhnlich
behutſam ſein mußte, um ihn nach keiner Richtung
unbemerkt einen Marſch gewinnen zu laſſen, kam die
Nachricht bei uns an, daß die franzoͤſiſche Hauptmacht
aus Sachſen gegen das Heer des Kronprinzen von
Schweden hervorgebrochen ſei, und dieſer in der Naͤhe
von Berlin bei Teltow alle Truppen zuſammenziehe,
um eine Schlacht zu liefern, deren Vorſpiel ſchon begon¬
nen habe. Da zugleich auch von Magdeburg aus eine
betraͤchtliche Truppenſtaͤrke auf der Straße nach Berlin
im Anmarſch war, und der Kronprinz weder ſeine ver¬
ſammelten Truppen vor der nahen Schlacht ſchwaͤchen,
noch in ſeiner Flanke die gefaͤhrliche Bewegung des
Feindes ungeſtraft geſchehen laſſen durfte, ſo ſandte er
an Wallmoden den Befehl, den Marſchall Davouſt zu
verlaſſen, und ſchleunigſt nach der Elbe gegen den aus
Magdeburg vorgedrungenen Feind zu marſchiren. Tet¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0424" n="412"/>
aus wurde der Major von Lu&#x0364;tzow mit einer &#x017F;tarken<lb/>
Parthei nach Trebbow abge&#x017F;andt, um den Feind ganz<lb/>
zu um&#x017F;tellen, und ihm auch von die&#x017F;er Seite alle Nach¬<lb/>
richt abzu&#x017F;chneiden. Die&#x017F;er letztere Zweck erhielt durch<lb/>
die Lage des Augenblicks die ho&#x0364;ch&#x017F;te Wichtigkeit. Wa&#x0364;<lb/>
rend na&#x0364;mlich der Mar&#x017F;chall Davou&#x017F;t mit allen Trup¬<lb/>
pen in gedra&#x0364;ngter Stellung am Schweriner See &#x017F;tand,<lb/>
und nach jeder Richtung die leichte Umza&#x0364;umung, welche<lb/>
die Ko&#x017F;aken dicht um ihn gezogen hatten, durchbrechen<lb/>
konnte, um mit &#x017F;einer Uebermacht etwas Ent&#x017F;cheiden¬<lb/>
des auszufu&#x0364;hren, &#x017F;o daß man mehr als gewo&#x0364;hnlich<lb/>
behut&#x017F;am &#x017F;ein mußte, um ihn nach keiner Richtung<lb/>
unbemerkt einen Mar&#x017F;ch gewinnen zu la&#x017F;&#x017F;en, kam die<lb/>
Nachricht bei uns an, daß die franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Hauptmacht<lb/>
aus Sach&#x017F;en gegen das Heer des Kronprinzen von<lb/>
Schweden hervorgebrochen &#x017F;ei, und die&#x017F;er in der Na&#x0364;he<lb/>
von Berlin bei Teltow alle Truppen zu&#x017F;ammenziehe,<lb/>
um eine Schlacht zu liefern, deren Vor&#x017F;piel &#x017F;chon begon¬<lb/>
nen habe. Da zugleich auch von Magdeburg aus eine<lb/>
betra&#x0364;chtliche Truppen&#x017F;ta&#x0364;rke auf der Straße nach Berlin<lb/>
im Anmar&#x017F;ch war, und der Kronprinz weder &#x017F;eine ver¬<lb/>
&#x017F;ammelten Truppen vor der nahen Schlacht &#x017F;chwa&#x0364;chen,<lb/>
noch in &#x017F;einer Flanke die gefa&#x0364;hrliche Bewegung des<lb/>
Feindes unge&#x017F;traft ge&#x017F;chehen la&#x017F;&#x017F;en durfte, &#x017F;o &#x017F;andte er<lb/>
an Wallmoden den Befehl, den Mar&#x017F;chall Davou&#x017F;t zu<lb/>
verla&#x017F;&#x017F;en, und &#x017F;chleunig&#x017F;t nach der Elbe gegen den aus<lb/>
Magdeburg vorgedrungenen Feind zu mar&#x017F;chiren. Tet¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[412/0424] aus wurde der Major von Luͤtzow mit einer ſtarken Parthei nach Trebbow abgeſandt, um den Feind ganz zu umſtellen, und ihm auch von dieſer Seite alle Nach¬ richt abzuſchneiden. Dieſer letztere Zweck erhielt durch die Lage des Augenblicks die hoͤchſte Wichtigkeit. Waͤh¬ rend naͤmlich der Marſchall Davouſt mit allen Trup¬ pen in gedraͤngter Stellung am Schweriner See ſtand, und nach jeder Richtung die leichte Umzaͤumung, welche die Koſaken dicht um ihn gezogen hatten, durchbrechen konnte, um mit ſeiner Uebermacht etwas Entſcheiden¬ des auszufuͤhren, ſo daß man mehr als gewoͤhnlich behutſam ſein mußte, um ihn nach keiner Richtung unbemerkt einen Marſch gewinnen zu laſſen, kam die Nachricht bei uns an, daß die franzoͤſiſche Hauptmacht aus Sachſen gegen das Heer des Kronprinzen von Schweden hervorgebrochen ſei, und dieſer in der Naͤhe von Berlin bei Teltow alle Truppen zuſammenziehe, um eine Schlacht zu liefern, deren Vorſpiel ſchon begon¬ nen habe. Da zugleich auch von Magdeburg aus eine betraͤchtliche Truppenſtaͤrke auf der Straße nach Berlin im Anmarſch war, und der Kronprinz weder ſeine ver¬ ſammelten Truppen vor der nahen Schlacht ſchwaͤchen, noch in ſeiner Flanke die gefaͤhrliche Bewegung des Feindes ungeſtraft geſchehen laſſen durfte, ſo ſandte er an Wallmoden den Befehl, den Marſchall Davouſt zu verlaſſen, und ſchleunigſt nach der Elbe gegen den aus Magdeburg vorgedrungenen Feind zu marſchiren. Tet¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/424
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/424>, abgerufen am 16.05.2024.