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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838.

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damit bekleidet; die List in Tieck's blondem Eckbert half
hier glücklich; daß aber Schleiermacher zu dem Scherze
mitgewirkt und so hübsche Verse dazu gemacht hatte,
war denn doch ein auffallendes Zeugniß seiner mir freund¬
lichen Gesinnung, die sich nur unter zufälligen kleinen
Bitterkeiten bisher versteckt zu haben schien. Wirklich
stellte sich auf einige Zeit ein besonders von seiner Seite
zuvorkommenderes Vernehmen ein. Doch kam es zu
keiner eigentlichen Erklärung, und die Annäherung hörte
im Gedränge der Tageswogen bald wieder auf. Auch
behielt der Schlußvers jenes Gedichts in so fern Recht,
als die Urheberschaft nie ausdrücklich eingestanden wurde,
wiewohl der Augenschein deutlich genug sprach, und
auch das Gedicht noch heutiges Tages seinen Vater nicht
verläugnen kann, weßhalb auch seine Aufbewahrung hier
um so günstiger verziehen sein mag, da stets merkwürdig
bleibt, zu sehen, was ein solcher Mann auf dergleichen
verstohlenen Nebenwegen bisweilen glücklich erzielt! --

(Hier wäre, der Zeitfolge gemäß, der Abschnitt "Rahel, 1807"
anzuschließen, der aber schon im zweiten Bande abgedruckt steht.)


damit bekleidet; die Liſt in Tieck's blondem Eckbert half
hier gluͤcklich; daß aber Schleiermacher zu dem Scherze
mitgewirkt und ſo huͤbſche Verſe dazu gemacht hatte,
war denn doch ein auffallendes Zeugniß ſeiner mir freund¬
lichen Geſinnung, die ſich nur unter zufaͤlligen kleinen
Bitterkeiten bisher verſteckt zu haben ſchien. Wirklich
ſtellte ſich auf einige Zeit ein beſonders von ſeiner Seite
zuvorkommenderes Vernehmen ein. Doch kam es zu
keiner eigentlichen Erklaͤrung, und die Annaͤherung hoͤrte
im Gedraͤnge der Tageswogen bald wieder auf. Auch
behielt der Schlußvers jenes Gedichts in ſo fern Recht,
als die Urheberſchaft nie ausdruͤcklich eingeſtanden wurde,
wiewohl der Augenſchein deutlich genug ſprach, und
auch das Gedicht noch heutiges Tages ſeinen Vater nicht
verlaͤugnen kann, weßhalb auch ſeine Aufbewahrung hier
um ſo guͤnſtiger verziehen ſein mag, da ſtets merkwuͤrdig
bleibt, zu ſehen, was ein ſolcher Mann auf dergleichen
verſtohlenen Nebenwegen bisweilen gluͤcklich erzielt! —

(Hier waͤre, der Zeitfolge gemaͤß, der Abſchnitt „Rahel, 1807
anzuſchließen, der aber ſchon im zweiten Bande abgedruckt ſteht.)


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[63/0075] damit bekleidet; die Liſt in Tieck's blondem Eckbert half hier gluͤcklich; daß aber Schleiermacher zu dem Scherze mitgewirkt und ſo huͤbſche Verſe dazu gemacht hatte, war denn doch ein auffallendes Zeugniß ſeiner mir freund¬ lichen Geſinnung, die ſich nur unter zufaͤlligen kleinen Bitterkeiten bisher verſteckt zu haben ſchien. Wirklich ſtellte ſich auf einige Zeit ein beſonders von ſeiner Seite zuvorkommenderes Vernehmen ein. Doch kam es zu keiner eigentlichen Erklaͤrung, und die Annaͤherung hoͤrte im Gedraͤnge der Tageswogen bald wieder auf. Auch behielt der Schlußvers jenes Gedichts in ſo fern Recht, als die Urheberſchaft nie ausdruͤcklich eingeſtanden wurde, wiewohl der Augenſchein deutlich genug ſprach, und auch das Gedicht noch heutiges Tages ſeinen Vater nicht verlaͤugnen kann, weßhalb auch ſeine Aufbewahrung hier um ſo guͤnſtiger verziehen ſein mag, da ſtets merkwuͤrdig bleibt, zu ſehen, was ein ſolcher Mann auf dergleichen verſtohlenen Nebenwegen bisweilen gluͤcklich erzielt! — (Hier waͤre, der Zeitfolge gemaͤß, der Abſchnitt „Rahel, 1807“ anzuſchließen, der aber ſchon im zweiten Bande abgedruckt ſteht.)

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/75>, abgerufen am 30.04.2024.