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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

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chen ab. Den 11. sind Humboldts nach ihren Gütern bei
Erfurt gereist: im Februar gehen sie nach Berlin: er alsdann
über Frankfurt nach London -- an welchem letzten Ort ich
ihn noch nicht sehe -- sie mit den Töchtern nach Neapel,
wo die älteste Seebäder nehmen soll; dies glaub' ich. Varn-
hagen hat mir angeboten mitzureisen: ich sagte nein. Hinge-
gen hoffe ich stark, im Laufe des Sommers Custine's zu sehen!
Die Schlegel hat mir neulich einen lieblichen freundschaftli-
chen Brief geschrieben: auf einen kleinen Weihnachten von
mir. Ich liebe sie sehr! Gestern hörte ich hier in einer ko-
mischen Oper "die Schwestern von Prag" einen Sänger --
Häser, aus Stuttgart; Bassist, welches er vortrefflich ist --
eine Scene als sehr wohlgekleidete Frau mit Diskantstimme
in der höchsten Vollkommenheit singen: wie der berühmteste
Sopran nur kann: und ich bin überzeugt, nur auf die Weise
sollten Männer singen. Nicht ein bischen lächerlich: so
vollkommen war's. Ich applaudirte wüthend: alles auch.
Recitativ, Vortrag, Koloratur, alles.

Nächstens schreib ich Mama'n: küssen Sie ihr den Arm
von mir! Sie müssen einen Brief von mir haben. Bärstecher
das Schönste! Übersetzen Sie Mama'n was Sie nur können
von meinen Briefen. -- Bien des complimens a Mlle. Jenny.
V. empfiehlt sich! --



chen ab. Den 11. ſind Humboldts nach ihren Gütern bei
Erfurt gereiſt: im Februar gehen ſie nach Berlin: er alsdann
über Frankfurt nach London — an welchem letzten Ort ich
ihn noch nicht ſehe — ſie mit den Töchtern nach Neapel,
wo die älteſte Seebäder nehmen ſoll; dies glaub’ ich. Varn-
hagen hat mir angeboten mitzureiſen: ich ſagte nein. Hinge-
gen hoffe ich ſtark, im Laufe des Sommers Cuſtine’s zu ſehen!
Die Schlegel hat mir neulich einen lieblichen freundſchaftli-
chen Brief geſchrieben: auf einen kleinen Weihnachten von
mir. Ich liebe ſie ſehr! Geſtern hörte ich hier in einer ko-
miſchen Oper „die Schweſtern von Prag“ einen Sänger —
Häſer, aus Stuttgart; Baſſiſt, welches er vortrefflich iſt —
eine Scene als ſehr wohlgekleidete Frau mit Diskantſtimme
in der höchſten Vollkommenheit ſingen: wie der berühmteſte
Sopran nur kann: und ich bin überzeugt, nur auf die Weiſe
ſollten Männer ſingen. Nicht ein bischen lächerlich: ſo
vollkommen war’s. Ich applaudirte wüthend: alles auch.
Recitativ, Vortrag, Koloratur, alles.

Nächſtens ſchreib ich Mama’n: küſſen Sie ihr den Arm
von mir! Sie müſſen einen Brief von mir haben. Bärſtecher
das Schönſte! Überſetzen Sie Mama’n was Sie nur können
von meinen Briefen. — Bien des complimens à Mlle. Jenny.
V. empfiehlt ſich! —



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[443/0451] chen ab. Den 11. ſind Humboldts nach ihren Gütern bei Erfurt gereiſt: im Februar gehen ſie nach Berlin: er alsdann über Frankfurt nach London — an welchem letzten Ort ich ihn noch nicht ſehe — ſie mit den Töchtern nach Neapel, wo die älteſte Seebäder nehmen ſoll; dies glaub’ ich. Varn- hagen hat mir angeboten mitzureiſen: ich ſagte nein. Hinge- gen hoffe ich ſtark, im Laufe des Sommers Cuſtine’s zu ſehen! Die Schlegel hat mir neulich einen lieblichen freundſchaftli- chen Brief geſchrieben: auf einen kleinen Weihnachten von mir. Ich liebe ſie ſehr! Geſtern hörte ich hier in einer ko- miſchen Oper „die Schweſtern von Prag“ einen Sänger — Häſer, aus Stuttgart; Baſſiſt, welches er vortrefflich iſt — eine Scene als ſehr wohlgekleidete Frau mit Diskantſtimme in der höchſten Vollkommenheit ſingen: wie der berühmteſte Sopran nur kann: und ich bin überzeugt, nur auf die Weiſe ſollten Männer ſingen. Nicht ein bischen lächerlich: ſo vollkommen war’s. Ich applaudirte wüthend: alles auch. Recitativ, Vortrag, Koloratur, alles. Nächſtens ſchreib ich Mama’n: küſſen Sie ihr den Arm von mir! Sie müſſen einen Brief von mir haben. Bärſtecher das Schönſte! Überſetzen Sie Mama’n was Sie nur können von meinen Briefen. — Bien des complimens à Mlle. Jenny. V. empfiehlt ſich! —

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/451>, abgerufen am 28.04.2024.