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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

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Ihr schönes edles Vertrauen einem Virtuosen in Herz- und
Menschenerkenntniß geschenkt: und das fühlten Sie auch ge-
wiß; darum waren nur feine unmerkliche Äußerungen nöthig;
ohne welche das namhafte Vertrauen, des edlen Freundes
Briefe zu lesen, wohl nicht hätte erfolgen können. Hier möchte
ich ausrufen: Genießen Sie Ihr eignes Herz! Das einzige
wahre Geschenk des Himmels; und auch das Einzige, was
wir eigentlich hier finden können; zu suchen haben: denn wahr-
lich, auch gesucht muß dies werden. Aller Weltbeifall ist ei-
tel; wenn er auch manchmal nöthig sein kann. Nehmen Sie
meinen Glückwunsch gnädig auf! und verzeihen Sie mir
meinen Muthzuspruch!

Varnhagen legt sich Ihro Durchlaucht zu Füßen, und
fragt ergebenst an, ob Sie die folgenden Theile der Contem-
poraine
befehlen? und schickt vorläufig die memoires des duc
de Rovigo.
Ich werde mich eilen, Fürsten und Völker von
Südeuropa im sechszehnten und siebzehnten Jahrhundert von
Ranke auszulesen -- wunderschön -- um es Ihnen zu schik-
ken. V. ist Ihr größter Verehrer, liebe Frau Fürstin; er wird
so frei sein Ihnen zu schreiben, und ihm kann es besser ge-
lingen, Ihnen zu sagen, welche Freunde Sie an uns haben,
und wie die von Ihnen denken. Er hat einen himmlischen
Brief vom Fürsten Pückler aus Dublin.

Seit acht Tagen haben wir das Glück, die Fürstin Ca-
rolath hier zu besitzen; nach Umständen wohl, sehr ruhig, und
beruhigt; von allen Freunden erwünscht, geliebt, geehrt; und
durchaus nach meinem besten Wunsch. Nur die edle Mutter
fehlt: wir hofften Alle, Sie gewiß hier zu sehn: ich hatte so

Ihr ſchönes edles Vertrauen einem Virtuoſen in Herz- und
Menſchenerkenntniß geſchenkt: und das fühlten Sie auch ge-
wiß; darum waren nur feine unmerkliche Äußerungen nöthig;
ohne welche das namhafte Vertrauen, des edlen Freundes
Briefe zu leſen, wohl nicht hätte erfolgen können. Hier möchte
ich ausrufen: Genießen Sie Ihr eignes Herz! Das einzige
wahre Geſchenk des Himmels; und auch das Einzige, was
wir eigentlich hier finden können; zu ſuchen haben: denn wahr-
lich, auch geſucht muß dies werden. Aller Weltbeifall iſt ei-
tel; wenn er auch manchmal nöthig ſein kann. Nehmen Sie
meinen Glückwunſch gnädig auf! und verzeihen Sie mir
meinen Muthzuſpruch!

Varnhagen legt ſich Ihro Durchlaucht zu Füßen, und
fragt ergebenſt an, ob Sie die folgenden Theile der Contem-
poraine
befehlen? und ſchickt vorläufig die mémoires des duc
de Rovigo.
Ich werde mich eilen, Fürſten und Völker von
Südeuropa im ſechszehnten und ſiebzehnten Jahrhundert von
Ranke auszuleſen — wunderſchön — um es Ihnen zu ſchik-
ken. V. iſt Ihr größter Verehrer, liebe Frau Fürſtin; er wird
ſo frei ſein Ihnen zu ſchreiben, und ihm kann es beſſer ge-
lingen, Ihnen zu ſagen, welche Freunde Sie an uns haben,
und wie die von Ihnen denken. Er hat einen himmliſchen
Brief vom Fürſten Pückler aus Dublin.

Seit acht Tagen haben wir das Glück, die Fürſtin Ca-
rolath hier zu beſitzen; nach Umſtänden wohl, ſehr ruhig, und
beruhigt; von allen Freunden erwünſcht, geliebt, geehrt; und
durchaus nach meinem beſten Wunſch. Nur die edle Mutter
fehlt: wir hofften Alle, Sie gewiß hier zu ſehn: ich hatte ſo

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[350/0358] Ihr ſchönes edles Vertrauen einem Virtuoſen in Herz- und Menſchenerkenntniß geſchenkt: und das fühlten Sie auch ge- wiß; darum waren nur feine unmerkliche Äußerungen nöthig; ohne welche das namhafte Vertrauen, des edlen Freundes Briefe zu leſen, wohl nicht hätte erfolgen können. Hier möchte ich ausrufen: Genießen Sie Ihr eignes Herz! Das einzige wahre Geſchenk des Himmels; und auch das Einzige, was wir eigentlich hier finden können; zu ſuchen haben: denn wahr- lich, auch geſucht muß dies werden. Aller Weltbeifall iſt ei- tel; wenn er auch manchmal nöthig ſein kann. Nehmen Sie meinen Glückwunſch gnädig auf! und verzeihen Sie mir meinen Muthzuſpruch! Varnhagen legt ſich Ihro Durchlaucht zu Füßen, und fragt ergebenſt an, ob Sie die folgenden Theile der Contem- poraine befehlen? und ſchickt vorläufig die mémoires des duc de Rovigo. Ich werde mich eilen, Fürſten und Völker von Südeuropa im ſechszehnten und ſiebzehnten Jahrhundert von Ranke auszuleſen — wunderſchön — um es Ihnen zu ſchik- ken. V. iſt Ihr größter Verehrer, liebe Frau Fürſtin; er wird ſo frei ſein Ihnen zu ſchreiben, und ihm kann es beſſer ge- lingen, Ihnen zu ſagen, welche Freunde Sie an uns haben, und wie die von Ihnen denken. Er hat einen himmliſchen Brief vom Fürſten Pückler aus Dublin. Seit acht Tagen haben wir das Glück, die Fürſtin Ca- rolath hier zu beſitzen; nach Umſtänden wohl, ſehr ruhig, und beruhigt; von allen Freunden erwünſcht, geliebt, geehrt; und durchaus nach meinem beſten Wunſch. Nur die edle Mutter fehlt: wir hofften Alle, Sie gewiß hier zu ſehn: ich hatte ſo

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/358>, abgerufen am 07.05.2024.