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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

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ich ihm erklären: er frug ganz ernsthaft; und fand es dann
sehr gut. Aber dies Lachen! So natürlich sah ich ihn nie.
Das wollte ich dir erzählen, ehe dein Liebesbrief kam. Um
9 Uhr ging Heine. Moritzens kamen: wir aßen Sardellenfische,
und waren beredt und vergnügt. --

-- Frau von Cotta läßt dich grüßen, und dir sagen, es
ginge alles gut. Mir sagte sie: "Nun können Sie mir das
schönste Seidenzeug frei und frank nach München schicken,
und ich Ihnen auch was ich will." Es ist mir lieb, daß
Deutschland le bas-ventre libre hat. So kommt es mir vor.
Ich war vorgestern krank, und doch noch bei Stägemanns.
Die Nacht war arg. Husten, Brust; aber gleich gestern Mor-
gen nahm ich ein herrliches Mittel; das sprach mit dem
Übel; und hemmte es. Jetzt schwitze ich nur, und erhalte mir
Zollfreiheit durch Embser. Gestern unterhielt ich mich sehr
gut. Vormittag das Kind: brillant gesund: und dann auch
singend nähend, in die Küche; sich so versteckt, daß wir Alle
sie nicht fanden und unten glaubten; dreht sich, wie ein Luft-
springer, daß ich immer schreie; es hilft nichts! Sie tröstete
mich ordentlich, wie ein Großer. Auf den Abend Ludwig's
und Andre. Sehr gute Gespräche. Millionen schöne Grüße;
ich las deine Stelle von Goethe: doch deine, wegen des
Vortrags. --



ich ihm erklären: er frug ganz ernſthaft; und fand es dann
ſehr gut. Aber dies Lachen! So natürlich ſah ich ihn nie.
Das wollte ich dir erzählen, ehe dein Liebesbrief kam. Um
9 Uhr ging Heine. Moritzens kamen: wir aßen Sardellenfiſche,
und waren beredt und vergnügt. —

— Frau von Cotta läßt dich grüßen, und dir ſagen, es
ginge alles gut. Mir ſagte ſie: „Nun können Sie mir das
ſchönſte Seidenzeug frei und frank nach München ſchicken,
und ich Ihnen auch was ich will.“ Es iſt mir lieb, daß
Deutſchland le bas-ventre libre hat. So kommt es mir vor.
Ich war vorgeſtern krank, und doch noch bei Stägemanns.
Die Nacht war arg. Huſten, Bruſt; aber gleich geſtern Mor-
gen nahm ich ein herrliches Mittel; das ſprach mit dem
Übel; und hemmte es. Jetzt ſchwitze ich nur, und erhalte mir
Zollfreiheit durch Embſer. Geſtern unterhielt ich mich ſehr
gut. Vormittag das Kind: brillant geſund: und dann auch
ſingend nähend, in die Küche; ſich ſo verſteckt, daß wir Alle
ſie nicht fanden und unten glaubten; dreht ſich, wie ein Luft-
ſpringer, daß ich immer ſchreie; es hilft nichts! Sie tröſtete
mich ordentlich, wie ein Großer. Auf den Abend Ludwig’s
und Andre. Sehr gute Geſpräche. Millionen ſchöne Grüße;
ich las deine Stelle von Goethe: doch deine, wegen des
Vortrags. —



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[379/0387] ich ihm erklären: er frug ganz ernſthaft; und fand es dann ſehr gut. Aber dies Lachen! So natürlich ſah ich ihn nie. Das wollte ich dir erzählen, ehe dein Liebesbrief kam. Um 9 Uhr ging Heine. Moritzens kamen: wir aßen Sardellenfiſche, und waren beredt und vergnügt. — — Frau von Cotta läßt dich grüßen, und dir ſagen, es ginge alles gut. Mir ſagte ſie: „Nun können Sie mir das ſchönſte Seidenzeug frei und frank nach München ſchicken, und ich Ihnen auch was ich will.“ Es iſt mir lieb, daß Deutſchland le bas-ventre libre hat. So kommt es mir vor. Ich war vorgeſtern krank, und doch noch bei Stägemanns. Die Nacht war arg. Huſten, Bruſt; aber gleich geſtern Mor- gen nahm ich ein herrliches Mittel; das ſprach mit dem Übel; und hemmte es. Jetzt ſchwitze ich nur, und erhalte mir Zollfreiheit durch Embſer. Geſtern unterhielt ich mich ſehr gut. Vormittag das Kind: brillant geſund: und dann auch ſingend nähend, in die Küche; ſich ſo verſteckt, daß wir Alle ſie nicht fanden und unten glaubten; dreht ſich, wie ein Luft- ſpringer, daß ich immer ſchreie; es hilft nichts! Sie tröſtete mich ordentlich, wie ein Großer. Auf den Abend Ludwig’s und Andre. Sehr gute Geſpräche. Millionen ſchöne Grüße; ich las deine Stelle von Goethe: doch deine, wegen des Vortrags. —

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/387>, abgerufen am 07.05.2024.